Besonders die ersten Lebenstage sind ein kritischer Zeitraum für Saugferkel. In diesem Zeitraum sind die meisten Euthanasien aufgrund von Erkrankungen oder allgemeinem Kümmern erforderlich sobald ein Ferkel als nicht überlebensfähig eingestuft wird. Die Euthanasie sollte human, gesellschaftlich akzeptiert, aber trotzdem praktikabel und ökonomisch sein.
Diese Studie verfolgte verschiedene Ziele:
Es sollte 1. eine Methode gefunden werden, mit der sich ermitteln lässt, ob Ferkel Gas als aversiven Reiz empfinden-hier wurde das Annäherungs- und Vermeidungsverhalten der Ferkel analysiert (Experiment 1 und 2). Im dritten Experiment wurden verschiedene Gasmischungen in einer zweiphasigen Euthanasie auf ihre Effektivität getestet. Weiterhin sollte überprüft werden, ob mit den verschiedenen Gasgemischen eine ethisch vertretbare und humane Euthanasie gewährleistet werden kann. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass Lachgas sowie alternativ Argon und Stickstoff weniger aversiv auf die Ferkel wirken als CO2 und eine Anästhesie induzieren können, die vor der darauffolgenden Euthanasie durch CO2 zum Einsatz kommen kann.
Die Ferkel durften sich frei zwischen einer luftgefüllten und entweder einer sich schrittweise mit Gas füllenden (Experiment 1) oder schon zu Versuchsbeginn gasgefüllten Kammer (Experiment 2) bewegen. Experiment 1 verglich die folgenden Gasmischungen: Kohlendioxid, CO2 (90%) und Luft (10%); Lachgas, N2O (60%) und CO2 (30%); Argon, Ar (60%) und CO2 (30%); und Stickstoff, N2 (60%) und CO2 (30%). Da der Versuch jedes Mal abgebrochen wurde, sobald die Ferkel Panikreaktionen zeigten war der Versuch mit CO2 kürzer (P < 0.01) als der Versuch mit den Gasgemischen N2O/CO2, Ar/CO2, und N2/CO2, die Versuchsdauer betrug 3.1 ± 0.2, 8.5 ± 0.6, 9.6 ± 0.4, and 9.9 ± 0.1 Minuten. Allerdings hatten alle Gasgemische einen aversiven Effekt. In Experiment 2 hatten die Ferkel Zugang zu einer bereits mit Gas gefüllten Kammer (N2/CO2 oder N2O/CO2 (beide im Verhältnis 60%/30%).Nach Betreten der gasgefüllten Kammer kam es innerhalb von 20 Sekunden zu Panikreaktionen, im Vergleich zu Experiment 1 eine sehr viel schneller eintretende Reaktion. Dies lässt auf einen stärkeren aversiven Reiz in Experiment 2 schließen. Im dritten Experiment wurden Ferkel euthanasiert, indem ein zweistufiges Verfahren zu Anwendung kam. Zunächst wurden die Ferkel in eine sich stufenweise mit einem der folgenden vier Gasgemische füllende Kammer verbracht: 90% CO2, N2/CO2, N2O/CO2 oder N2O/O2 (die letzten drei Gasgemische in einem Verhältnis von 60%/30%) gefolgt von dem Verbringen in eine mit 90% CO2 gefüllte Kammer wenn die Ferkel entweder Panikreaktionne zeigten oder anästhesiert waren. Die Gasgemische, in denen CO2 enthalten war, führten zu einem schnelleren Tod als die Mischung aus N2O/O2 (P < 0.05).Allerdings war die Kombination aus N2O/O2 die einzige Gasmischung, die zu einer Anästhesie und nicht zu Panikreaktionen und Schreien der Ferkel führte, auch wenn das Verfahren circa 12 Minuten länger als die übrigen Verfahren dauerte. Trotz eines höheren Zeitaufwandes erwies sich das zweistufige Verfahren mit N2O / O2-Anästhesie und anschließender CO2-Euthanasie als humanere Euthanasiemethode im Vergleich zur alleinigen Verwendung von CO2.
Lachgas + Sauerstoff erzeugten weniger aversive Reaktionen als Stickstoff, Lachgas oder Argon kombiniert mit niedrigen (30%) Kohlendioxidkonzentrationen oder der alleinige Einsatz von Kohlendioxid (90%).In dieser Studie wurde erstmalig bewiesen, dass Lachgas in ausreichend hoher Dosierung eine Anästhesie induziert. Lachgas wird in der Humanmedizin sowohl in der Chirugie auch in der Zahnmedizin aufgrund seiner schmerzlindernden, sedativen und anxiolytischen Wirkung eingesetzt. Es ist kostengünstig, nicht brennbar, nicht explosiv, in den USA legal erhältlich und nicht als Medikament klassifiziert. Es wird sogar als Treibgas für Lebensmittel eingesetzt. Sobald ein automatisiertes Euthanasieverfahren etabliert ist, könnte dieses vom Ferkelerzeuger mit kleinem Aufwand eingesetzt werden. Der Einsatz von Lachgas als Anästhesie/Euthanasiegas könnte eine preisgünstige, praktikable und humanere Methode im Vergleich zu anderen gängigen Methoden sein.
J.-L. Rault, K. McMunn, J. Marchant-Forde, D. Lay. Gas alternatives to carbon dioxide for euthanasia: A piglet perspective. ARS-USDA.