Haemophilus parasuis besiedelt gesunde Schweinem ist aber auch Erreger der Glässerschen Krankheit. Die Pathogenität von H.parasuis ist nur wenig erforscht, und sowohl Vermeidung als auch Kontrolle der Glässerschen Krankheit erweisen sich weiterhin als schwierig. Das Verständnis der Pathogenität von H.parasuis ist unerlässlich, um die Frage zu beantworten, wie das Bakterium die Krankheit verursacht und um besser zwischen virulenten und avirulenten Stämmen unterscheiden zu können. Eine Infektion mit H.parasuis erfordert sowohl die Anlagerung an als auch die Invasion der Wirtszellen, Widerstand gegen Phagozytose durch Makrophagen, Widerstand gegen Serum-Komplementfaktoren und die Auslösung einer Entzündungsreaktion.
Die Identifikation von Virulenzfaktoren, die diese Mechanismen beeinflussen, ist bis jetzt durch die Schwierigkeiten bei der Erzeugung von H.parasuis-Mutanten stark erschwert worden. Jüngste Fortschritte im Verständnis der Pathogenese von H.parasuis beruhen teilweise auf Versuchen mit Deletionsmutanten, wobei die meisten potentiellen Virulenzfaktoren, die bisher beschrieben wurden, noch weiter charakterisiert werden müssen. Als wichtig für die Virulenz von H.parasuis gelten bisher die Lipooligosaccharide, die Kapselbildung, Porinproteine, Toxine und trimere Autotransporter (VtaA).
Virulente Stämme von H.parasuis, die in der Lage sind die Glässersche Krankheit hervorzurufen, benötigen eine Kombination aus den zumeist noch immer unbekannten Virulenzfaktoren. Diese ermöglichen ihnen, die Lunge zu erreichen und sich dort zu vermehren, was eine systemische Verbreitung nach sich zieht. Die Bakterien replizieren sich dann auf den serösen Oberflächen, wo sie Entzündungsreaktionen und Schäden am Wirtsorganismus hervorrufen. Die Identifikation der wesentlichen Faktoren, die für die Anheftung, die Umgehung des Immunsystems des Wirts und die systemische Verbreitung zuständig sind, wird durch ein verbessertes Verständnis der Pathogenität von H. parasuis und damit zur Entwicklung von effektiveren Impfstoffen führen. Darüber hinaus würde eine genauere Beschreibung der Virulenzfaktoren von H.parasuis die Diagnosemöglichkeiten deutlich verbessern, da sie eine Unterscheidung von virulenten und avirulenten Stämmen ermöglichen könnte.
Weitere Studien zur Erforschung der konkreten Rollen einzelner Proteine im Virulenzgeschehen von H.parasuis sind nötig. Weiterhin sollte die Rolle der Polysaccharide weiter erforscht werden, um den Beitrag der Kapselbildung und des Biofilms zur H.parasuis-Pathogenese genauer zu verstehen.
Costa-Hurtado M, Aragon V. Advances in the quest for virulence factors of Haemophilus parasuis. Vet J. 2013 Dec;198(3):571-6.