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ASP fordert die Branche auf, Biosicherheit Priorität einzuräumen: Empfehlungen von Experten aus der Praxis

Verstehen wir ganz genau, welche Biosicherheitsmaßnahmen am effektivsten sind, um die Übertragung von ASP zwischen landwirtschaftlichen Betrieben zu verhindern, wenn der Infektionsdruck zunimmt? Was sind die größten Sorgen von Erzeugern und Tierärzten, die mit Ausbrüchen der Krankheit in nächster Nähe konfrontiert sind?

Gesalzene und gepökelte Fleischprodukte
Gesalzene und gepökelte Fleischprodukte

Für Länder, die weiterhin ASP-negativ sind, zielen nationale Bioausschlussstrategien (externe Biosicherheit) darauf ab zu verhindern, dass dieses grenzüberschreitende, meldepflichtige Virus ihre Landesgrenzen mit Hilfe von Menschen, kontaminierten Fleischimporten oder durch die Wanderung von Wildschweinen passiert. Sobald die Krankheit jedoch ihren Weg in ein neues Land oder eine neue Region gefunden hat, insbesondere, wenn sie in die heimische Schweineproduktion eingedrungen ist, verlagert sich der Fokus auf den Bioausschluss auf Betriebsebene und es stellt sich eine Reihe völlig neuer Fragen: Verstehen wir ganz genau, welche Biosicherheitsmaßnahmen am effektivsten sind, um die Übertragung von ASP zwischen landwirtschaftlichen Betrieben zu verhindern, wenn der Infektionsdruck zunimmt? Was sind die größten Sorgen von Erzeugern und Tierärzten, die mit Ausbrüchen der Krankheit in nächster Nähe konfrontiert sind? Diese und viele andere Fragen zur Biosicherheit stellten wir unseren Schweineexperten aus Russland, China, dem Baltikum und Polen, deren praktische Erfahrungen in diesem Artikel zusammengefasst werden.

Dr. Karbowiak und Herr Corns sind sich einig, dass ein einziger Biosicherheitsplan nicht auf alle Betriebe übertragbar ist. Sie teilen die Meinung, dass jeder/s einzelne Betrieb/Unternehmen/System die Grundlagen der Biosicherheit (d. h. Risiken im Zusammenhang mit Menschen, Fahrzeugen, Tierbewegungen und Tierkadavern usw.) mit seinem Team umfassend prüfen muss und ein vollständiger Biosicherheitsplan für jeden einzelnen Betrieb entwickelt werden sollte. Herr Corns fasste seine wichtigste Coaching-Strategie für Produzenten in Bezug auf betriebsspezifische Biosicherheitspläne angesichts ASP zusammen: „Priorisierung, Entwicklung und Ausführung“. Mit diesen drei Worten lassen sich seiner Meinung nach die drei wichtigsten Maßnahmen sehr gut beschreiben. Er richtet seine Biosicherheitsempfehlungen je nach Szenario unterschiedlich aus und berücksichtigt dabei die Betriebs- und die Länderebene (z. B. China im Vergleich zu Russland). Herr Corns betonte, dass Prioritäten festgelegt werden müssten. So ist er beispielsweise der Ansicht, dass in China das Risiko, dass Menschen infizierten lebenden Tieren ausgesetzt sind und Kontakt mit kontaminiertem Schweinefleisch haben, viel höher ist als in jedem anderen Land. Infolgedessen nennt er die folgenden 5 häufigsten Prioritäten für dieses Land und andere Länder mit ähnlichen Szenarien eines hohen Risikos der Virusexposition:

  1. Transport: externe LKWs, Ladeanlagen, Trocknungsanlagen (TADD), Lkw-Waschanlagen, strenge Kontrolle der Transportwege.
  2. Personen: Mitarbeiter und Dienstleister, Schulungen zur Biosicherheit und Beurteilungen von Unterkünften für Mitarbeiter vor Ort und festen Ruhepausen.
  3. Rückverfolgbarkeit von Futtermittelbestandteilen und Prüfung der Herkunft.
  4. Verbesserte Biosicherheitsaudits mit internen und externen Auditoren.
  5. Stopp der Abholungen von Tierkadavern zur Tierkörperverwertung, insbesondere in ASP-endemischen/ -aktiven Gebieten: Der Schwerpunkt der neuen Strategien liegt auf der Verbrennung und Kompostierung.

Dr. Kolbasov, derzeitiger Direktor des russischen Referenzzentrums für ASP-Forschung und -Diagnostik, ist sehr pragmatisch, wenn er Ratschläge zur Biosicherheit erteilt. Der wichtigste direkte Übertragungsweg ist seiner Meinung nach die unkontrollierte Verbringung von infektiösen Tieren und ihr illegaler Handel, der als der wichtigste Faktor angesehen wird, der zur Einschleppung von ASP in neue Gebiete führt. Wenn es um die indirekte Übertragung von ASP geht, betont er die Bedeutung einer guten Laderutsche für die korrekte Bewegung der Tiere vom Betrieb zum Lkw, um sicherzustellen, dass sie sich nur in eine Richtung bewegen und nicht zum Betrieb zurückkehren können. Abschließend betont er, wie wichtig eine gute Reinigung und Desinfektion des Ladebereichs unmittelbar nach jedem Einsatz ist.

Dr. Čepulis, unser Schweineberater mit Sitz in Litauen, der im gesamten Ostseeraum tätig ist, unterstreicht die Bedeutung der kontinuierlichen Fortbildung des Personals im Hinblick auf die Biosicherheit, um sie zu wichtigen Partnern bei der Umsetzung des Plans zu machen. Das Personal muss geschult werden, damit es wirklich versteht, warum jede einzelne Regel erforderlich ist. Er teilte uns auch mit, dass aus rechtlicher Sicht die meisten großen landwirtschaftlichen Betriebe in seiner Region für die meisten Arbeitsverträge mit Landarbeitern oder sonstigen Mitarbeitern, die für den Betrieb arbeiten, einen „Anhang zur Biosicherheit“ eingeführt haben. Diese Betriebe verlangen nun von ihren Arbeitnehmern, dass sie ihre Verpflichtung offiziell anerkennen, die für den Betrieb vorgesehenen Biosicherheitsvorschriften zu kennen und jederzeit einzuhalten. Er erwähnte, dass einige Unternehmen auch an benachbarte Betriebe (innerhalb eines Radius von 10 km) herantreten, um eine schweinefreie Zone in der näheren Umgebung ihrer eigenen Anlage einzurichten, indem sie Fleisch an Einheimische liefern. Dies ist eine Strategie, die der größte estnische Erzeuger verfolgt, um sein Geschäft zu schützen, indem er die Wahrscheinlichkeit von Ausbrüchen in benachbarten Kleinbetrieben verringert.

Als Antwort auf die Frage: „Was ist die Biosicherheitsmaßnahme Nummer eins, die in den Betrieben Ihrer Kunden aufgrund von ASP umgesetzt wird?“ waren sich alle 4 Schweineexperten über die Bedeutung der Biosicherheit von Futtermitteln einig (d. h. Technologie zur Risikominimierung und Kontaminationsrisiken in Verbindung mit den Futtermittelbestandteilen und den einzelnen Herstellungsschritten). Neben der Biosicherheit von Futtermitteln betraf die andere Hauptsorge die Exposition gegenüber kontaminierten Schweinefleischprodukten auf oralem Weg. Sie betonten, wie wichtig es sei, die verschiedenen Technologien zu verstehen, die für die Herstellung der unterschiedlichen Fleischerzeugnisse zum Einsatz kommen, und zu wissen, ob man in der Lage sei, vorhandene infektiöse Viren zu inaktivieren. Die Einschränkung von Schweinefleisch im Betrieb selbst ist zweifellos ein kritischer Punkt. Dr. Kolbasov war bedacht darauf, die Futtermitteltechnologie von Produkten wie beispielsweise Würste, die möglicherweise aus kontaminiertem rohem Fleisch hergestellt wurden, ordnungsgemäß zu verfolgen und zu verstehen. Er erwähnte bestimmte russische Schweinefleischprodukte, die nur aus rohem Fleisch bestehen, das ohne weitere Wärmebehandlung mit Salz gepökelt wird. Dies ist in der Tat ein sehr riskantes Produkt, dessen Verzehr in Russland allerdings eine sehr starke Tradition hat. Dr. Čepulis beschäftigte sich insbesondere mit der Bewegung von Menschen (Lkw-Fahrer oder Landarbeiter), die Schweinefleischprodukte aus infizierten Ländern wie Weißrussland oder der Ukraine in nicht infizierte Gebiete bringen. Außerdem sind gesalzener, gepökelter und kaltgeräucherter Speck und Würstchen auch in der Ukraine, Weißrussland und dem Baltikum sehr beliebt, weit verbreitet und werden traditionell gerne auf Reisen mitgenommen. Die Tatsache, dass mögliche Reste dieser Produkte wiederum Wildschweine oder sogar Hausschweine infizieren könnten, unterstützt die Forderung, dass die Grenzen strenger kontrolliert werden sollten. Dr. Čepulis bemerkte, dass man an den einzelnen Grenzen wie bei der Suche nach illegalen Drogen mit speziell dafür ausgebildeten Spürhunden nach Schweinefleischprodukten suchen sollte. Im Rahmen dieses ASP-Szenarios stellte Dr. Čepulis auch fest, dass die meisten baltischen Betriebe ihren Mitarbeitern sogar raten, nicht in den Wald zu gehen, um das Risiko zu minimieren, mit Wildschweinen in Kontakt zu kommen. Diese Forderung zu vermitteln und zu befolgen ist mitunter schwierig, insbesondere wenn Aktivitäten im Wald wie die Tierjagd und das Sammeln von Beeren oder Pilzen Teil der Kultur sind. Die Reduzierung der Wildschweinbestände ist eine wirksame Maßnahme, die allerdings das Auftreten des Virus nicht verhindert. Die Impfung von Wildschweinen mit Hilfe von Ködern, die mit oralen Impfstoffen präpariert sind, könnte in Zukunft eine gute Lösung sein, um diese „silvatische“ ASP auszurotten, was sowohl die Jäger als auch die Landwirte glücklich machen würde.

Spuren von Wildschweinen auf Futtersuche
Spuren von Wildschweinen auf Futtersuche

Dies ist der letzte Artikel einer Reihe von Veröffentlichungen, die darauf abzielten, von den Erfahrungen mit ASP von 4 Schweineexperten aus verschiedenen Regionen der Welt zu berichten. Hoffentlich reichen diese und viele andere Berichte, die in der Literatur bereits verfügbar sind, um die Kenntnisse und die Biosicherheitsstrategien aufzuzeigen, die uns dabei helfen, die Ausbreitung dieses verheerenden Virus zu stoppen. Abschließend möchte ich Herrn Corns zitieren: „Damit ein Unternehmen in diesen Tagen in einem ungünstigen ASP-Szenario erfolgreich ist, muss die Biosicherheit in seinen Grundsätzen fest verankert sein. Ist dies nicht der Fall, wird ASP die entsprechenden Schwachstellen finden.“ Lassen Sie uns weiterhin voneinander lernen, um unsere größten Schwachstellen zu erkennen und unsere Branche zu schützen.

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