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Publikation
The effect of infection order of porcine circovirus type 2 and porcine reproductive and respiratory syndrome virus on dually infected swine alveolar macrophages. Tsai YC, Chang HW, Jeng CR, Lin TL, Lin CM, Wan CH, Pang VF (2012). BMC Veterinary Research, 8:174
Zum Inhalt der Publikation
Was wurde untersucht?
Mit dieser in-vitro Studie wurde untersucht, ob die unterschiedliche Zeitabfolge einer Coinfektion mit PCV2 und PRRSV Auswirkungen auf die Funktionen von porzinen Alveolarmakrophagen hat.
Wie wurde es untersucht?
An 12 SPF-Schweinen (5-6 Wochen alt) wurde eine brochoalveoläre Lavage durchgeführt, um porzine Alveolarmakrophagen zu gewinnen. Diese Alveolarmakrophagen wurden daraufhin nach Vorgabe von sechs unterschiedlichen Protokollen entweder nur mit PCV2, nur mit PRRSV, mit PCV2 und PRRSV (18h später), mit PRRSV und PCV2 (18h später), mit PCV2 und PRRSV (gleichzeitig) oder mit einem Placebo (Kontrollgruppe) infiziert. Anschließend wurden Funktionen der Alveolarmakrophagen, wie Zelllebensfähigkeit, zytopathische Effekte, Antigengehalte, Fähigkeit zur Phagozytose und mikrobieller Tötung, Zytokin-Profile und FasL Transkription, zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemessen.
Was sind die Ergebnisse?
Bei der mit PCV2 infizierten Gruppe wurde gegenüber der Kontrollgruppe eine vorübergehende Abnahme der Phagozytosefähigkeit beobachtet. Die Infektion mit PRRSV führte zu jedem Zeitpunkt post-infectionem (p.i.) zu einer reduzierten Phagozytosefähigkeit. Dabei fiel die Phagozytoserate 90 und 108 Stunden p.i. noch geringer aus als bei den Gruppen, die zuerst oder zeitgleich mit PCV2 infiziert wurden.
Stunden nach der Einzel- oder Doppelinfektion
Grafik 1. Veränderungen der Phagozytosefähigkeit der Alveolarmakrophagen zu verschiedenen Zeitpunkten post-infectionem mit PCV2, PRRSV, PCV2 und PRRSV, PRRSV und PCV2, PCV2 und PRRSV (gleichzeitig) und einem Placebo.
Die Ergebnisse sind als prozentualer Unterschied zur Kontrollgruppe dargestellt.
Eine vorherige oder gleichzeitige PCV2-Infektion könnte somit eine PRRSV-Infektion stören oder (zumindest teilweise) hemmen. PCV2 hatte einen Einfluss auf die PRRSV-Replikation und reduzierte die negativen Auswirkungen durch PRRSV auf die Phagozytosefähigkeit der porzinen Alveolarmakrophagen.
Wenn die PRRSV-Infektion allerdings vor der Infektion mit PCV2 stattfand, wurde die teilweise Hemmung der PRRSV-Infektion (durch PCV2) nicht beobachtet. Auf der anderen Seite verstärkte PRRSV die PCV2-Replikation.
Die mikrobizide Wirkung der mit PCV2 und/oder PRRSV infizierten Gruppen (mit Ausnahme der 18h späteren PCV2 Infektion) war geringer als die der Kontrollgruppe. Die Fähigkeit der mikrobiellen Schädigung bzw. Tötung fiel bei der Gruppe, die zuerst mit PRRSV und dann mit PCV2 infiziert wurde, geringer aus als bei den Gruppen, die zunächst mit PCV2 und dann mit PRRSV oder die zeitgleich mit beiden Erregern infiziert wurden.
Stunden nach der Einzel- oder Doppelinfektion
Grafik 2. Veränderungen der mikrobiziden Fähigkeit der Alveolarmakrophagen zu verschiedenen Zeitpunkten post-infectionem mit PCV2, PRRSV, PCV2 und PRRSV, PRRSV und PCV2, PCV2 und PRRSV (gleichzeitig) und einem Placebo.
Die Ergebnisse sind als prozentualer Unterschied zur Kontrollgruppe dargestellt.
Welche Schlussfolgerung kann aus der Publikation gezogen werden?
Die Ergebnisse bestätigen, dass die Wechselwirkungen von verschiedenen Viren (und die Zeitpunkte der Infektion) kompliziert sind und somit zu einer Vielzahl an klinischen Bildern im Feld führen können.
PCV2 könnte einen Einfluss auf PRRSV haben, wenn es das Schwein vor der PRRSV-Infektion infiziert hat.
Die reduzierte mikrobizide Fähigkeit der Alveolarmakrophagen in allen infizierten Gruppen deutet darauf hin, dass eine Infektion mit PCV2 und/oder PRRSV ein Vermehren und Überleben anderer opportunistischer oder sekundärer Erreger in der Schweinelunge begünstigen könnte.
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Der Porcine Respiratory Disease Complex (PRDC) betrifft viele Schweinebestände. Die beobachteten Symptome sind das Ergebnis unterschiedlicher viraler und bakterieller Infektionen. Diese Beobachtung erklärt die Tatsache, dass die klinischen Bilder in der Praxis häufig noch gravierender ausfallen als in der Literatur für Einzelinfektionen beschrieben. Da die Reihenfolge der Infektionen eine besondere Rolle für die Schwere der Erkrankung spielen kann, müssen wir unser Verständnis über die Dynamiken und Wechselwirkungen möglicher Kombinationen von Infektionen vertiefen. Nur unter Berücksichtigung der zeitlichen Abfolge können wirkungsvolle Prophylaxemaßnahmen etabliert werden. Diese Studie zeigt zunmindest "in vitro", dass in Bezug auf PRDC die Reihenfolge eine Bedeutung hat. So sind bei Mischinfektionen mit PRRSV und PCV2 die Folgen schwerer, wenn die PRRSV-Infektion vorher oder zeitgleich mit der PCV2-Infektion stattfindet als umgekehrt. Daher sollte in Fällen von PRDC der Schwerpunkt auf der Bekämpfung der PRRSV-Infektion liegen. Mit einer guten PRRS-Kontrolle (d.h. Vermeidung der Produktion virämischer Schweine) sollten wir in der Lage sein, den Zeitpunkt einer viralen Rezirkulation herauszuzögern und dadurch die Reihenfolge der Infektion zu verändern, denn die Zirkulation von PCV2 würde nun der von PRRSV vorausgehen. Entsprechend der Ergebnisse der oben genannten Veröffentlichung würde damit sowohl die phagozytotische als auch die mikrobizide Kapazität der Alveolarmakrophagen weniger beeinträchtigt werden. Anders ausgedrückt: Die natürliche Abwehrkraft der Schweine wäre sowohl bei der Bekämpfung viraler als auch bakterieller Infektionen gesteigert. Wie bereits erwähnt, setzen angemessene Kontrollmaßnahmen gegen PRRS einen homogenen Immunstatus der Sauen voraus und damit kommt der Jungsaueneingliederung eine besondere Bedeutung zu. Außerdem sollten wir auch nicht die Maßnahmen vergessen, die eine bestandinterne Virusausbreitung verhindern sollen, allen voran ein striktes Tiergruppenmanagement. Des Weiteren sollten wir im Hinterkopf haben, dass Viren nicht die einzigen pathogenen Erregern sind, die Schweine im Rahmen von Atemwegsproblemen beeinflussen; auch Bakterien (oftmals Sekundärinfektionen) kommen in vielen Fällen vor und bestimmen den Schweregrad der Erkrankung. Die Bekämpfung dieser sekundären Infektionen basiert auf einer rechtzeitigen antibiotischen Behandlung. Wenn wir allerdings die Rezirkulation von PRRSV verzögerten, würde die eigene antimikrobielle Fähigkeit der Schweine gesteigert und dadurch bessere Ergebnisse erzielt werden können. |
