Das Porzine Circovirus Typ 2 (PCV2) tritt endemisch in Schweinebeständen auf. Dabei werden sowohl Ferkel als auch ausgewachsene Schweine virämisch und scheiden den Erreger aus. Verschiedene direkte und indirekte Prophylaxe-Maßnahmen zielen darauf ab, die PCV2 Zirkulation im Bestand zu reduzieren und somit die Schweine vor der Erkrankung zu schützen. Seit 1999 wurde in der Praxis von einer transplazentaren Infektion durch PCV2 und Reproduktionsstörungen berichtet. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, in einem ersten Schritt die klinischen und pathologischen Folgen einer PCV2 Infektion bei herkömmlich gehaltenen, PCV2-seropositiven Jungsauen zu beurteilen, nachdem diese Jungsauen mit PCV2b infiziertem Sperma besamt wurden. In einem zweiten Schritt sollten die Virämie, die Virusausscheidung und der Virusgehalt in maternalem und fetalem Gewebe bei Jungsauen untersucht werden, die entweder gegen PCV2 geimpft oder ungeimpft waren und aus einem PCV2-positiven Betrieb stammen und wiederum mit PCV2-infiziertem Sperma künstlich besamt wurden.
Der erste Versuch wurde an 9 Jungsauen durchgeführt, die zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt wurden: 6 Jungsauen wurden mit PCV2-infiziertem Sperma besamt und 3 Jungsauen mit PCV2-freiem Sperma. Unter den infizierten Jungsauen zeigte sowohl das Tier mit dem niedrigsten PCV2-Antikörpertiter (1/100) zu Beginn des Versuches als auch ein weiteres Tier, das einen ähnlich niedrigen Wert während des Versuches hatte, eine deutliche Serokonversion im Laufe der Zeit und hatten PCV2-positive Feten. Bei einer Plazenta, bei der auch eine immunhistochemische Untersuchung auf PCV2 Antigen positiv verlief, konnte eine geringgradige, fokale Nekrose des Chorionepithels beobachtet werden, Diese Ergebnisse deuten auf Folgendes hin: 1.) PCV2-positive Jungsauen können durch eine Besamung mit PCV2 infiziert werden; 2.) Niedrige Antikörpertiter können die Wahrscheinlichkeit einer fetalen Infektion erhöhen; 3.) PCV2-bedingte Schäden an der Plazenta können eine zusätzliche Rolle bei der PCV2 Infektion der Feten spielen und 4.) Eine PCV2 Infektion um den Zeitpunkt der Besamung kann Auswirkungen auf die Embryonen haben.
Abb. 1 - Koagulationsnekrose der Trophoblasten. Hämatoxylin-Eosin-Färbung.
Um die Schutzwirkung einer Impfung mit einem PCV2-Impfstoff zu untersuchen, der für die Anwendung bei Sauen zugelassen ist, wurde eine zweite Studie mit ähnlichem Versuchsaufbau an 15 herkömmlich gehaltenen Jungsauen aus einem PCV2-positiven Bestand durchgeführt. Die Jungsauen wurden diesmal in drei Gruppen aufgeteilt: 12 Jungsauen wurden mit PCV2-infiziertem Sperma besamt, von denen 6 Tiere zweimal (5 und 2 Wochen vor der Besamung) mit einem Sauen-Impfstoff gegen PCV2 geimpft (geimpft-infiziert = GI) und die anderen 6 Tiere nicht geimpft wurden (nicht-geimpft-infiziert = NGI). Die restlichen 3 Tiere bildeten die Kontrollgruppe (K) und wurden weder geimpft noch mit PCV2 infiziert. Folgende Ergebnisse kamen dabei heraus: a) Die meisten Jungsauen aus den Gruppen NGI und K waren vor der Besamung und zu mehreren Zeitpunkten während der Untersuchung (bis 56 Tage nach der Besamung) PCV2-virämisch. Im Gegensatz dazu waren bei der geimpft-infizierten (GI) Gruppe nur wenige Blutproben positiv auf PCV2 Antigen; b) Bei der geimpft-infizierten (GI) Gruppe wurden signifikant weniger positive in vivo gesammelte Proben gefunden als bei der nicht-geimpft-infizierten (NGI) und der Kontrollgruppe (K); c) Bei der GI Gruppe war ein geringerer Prozentsatz der Plazenten und keines der Feten PCV2-positiv in der PCR. Im Vergleich dazu waren in den Gruppen NGI und K mehr Plazenten PCV2-positiv. Des Weiteren waren bei der NGI Gruppe ein Fetus und drei Amnionflüssigkeiten positiv auf PCV2 und in der Kontrollgruppe reagierte ein Fetus in der PCR Untersuchung positiv; d) Bei der GI Gruppe wurde in einigen Proben ein hoher Virusgehalt mit ≥ 108 PCV2 Genomkopien/ml beobachtet. Die Antikörperspiegel schienen in der GI Gruppe niedriger zu sein als in den Gruppen NGI und K, was wahrscheinlich auf eine geringere Stimulation des Immunsystems durch PCV2 zurückzuführen ist. Folglich sind die aufgrund einer Impfung gebildeten Antikörper (humorale Immunantwort) wahrscheinlich nicht alleine für den Impfschutz verantwortlich. So kann eine gesteigerte Immunantwort der Schleimhaut gegen PCV2 (lokale Immunantwort) das Eindringen und somit auch die Ausscheidung des Virus verhindern und die Wahrscheinlichkeit einer fetalen Infektion sowie einer Infektion der Amnionflüssigkeit reduzieren.
Abb. 2 - Immunhistochemische Braunfärbung von PCV2b Antigen in nekrotischen Trophoblasten.
Chromogen Diaminobenzidin, Gegenfärbung mit Hämatoxylin.
Aus diesen Versuchen lässt sich zusammenfassend sagen, dass eine Besamung von Jungsauen mit PCV2-infiziertem Sperma eine Infektion der Feten sowie eine Plazentitis (Entzündung der Plazenta) auslösen kann. Außerdem führt eine Impfung der Jungsauen gegen PCV2 vor der Besamung mit PCV2-infiziertem Sperma zu einem deutlich geringeren Virusgehalt sowie einer deutlich geringeren Virusausscheidung bei der Sau und damit verbunden zu einem besseren Schutz der Feten.