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Bericht: Wir besuchten einen nachhaltigen landwirtschaftlichen Betrieb in Italien

Wir besuchten Piggly, einen bezüglich Umwelt- und Tierschutz sowie Wirtschaftlichkeit nachhaltig produzierenden landwirtschaftlichen Betrieb.

13 März 2023
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Sergio Visini stammt aus Franciacorta, einem Gebiet in der Provinz Brescia in der italienischen Region Lombardei, das für die Herstellung von „Franciacorta-Wein“ bekannt ist. Er stammt aus einer Familie von Ackerbauern (mit der Schweinehaltung hatte er nie etwas zu tun), studierte Wirtschaft und Handel und wollte das Erfolgsrezept, das den Franciacorta-Wein bekannt gemacht hat, wiederholen. So entstand Piggly, ein Unternehmen, das 850 Sauen in der Region Venetien und 11.000 Tiere im Aufzucht- und Mastbetrieb in der Gemeinde Pegognaga (Region Lombardei) besitzt. Der Sauenbetrieb, der nicht Gegenstand dieses Berichts ist, wurde fast vollständig umstrukturiert, die Aufzucht- und Mastanlagen wurden neu errichtet und haben ein ungewöhnliches, sehr ästhetisches Design.

Wir müssen gleich zu Beginn darauf hinweisen, dass der Betrieb praktisch einen „Null CO2-Fußabdruck“ hat, und damit begann das Projekt 2012: Zuerst wurde die Photovoltaikanlage errichtet (2 Megawatt) und dann die Gebäude genau darunter sowie die Biogasanlage (637 kW). Die anfängliche Investition diente zur Finanzierung der nachfolgenden Bauten, angefangen bei den Mastställen bis zu den 2017 fertiggestellten drei Absetzställen, in denen man Stroh benutzt. Außerdem ist der Betrieb „von Geburt an antibiotikafrei“: Die behandelten Schweine werden mit Ohrmarken gekennzeichnet und machen etwa 2 % der Produktion aus. Kommen wir nun zu den Fragen:

Wie haben Sie es geschafft, Ihren CO2-Fußabdruck deutlich zu verringern?

Ganz einfach:

  • Wir verbrauchen in den Ställen sehr wenig Strom, es gibt keine Zwangsbelüftung oder andere Geräte, die viel Energie verbrauchen. Am Ende werden nur 10 % des produzierten Stroms im Betrieb verbraucht, der Rest geht ins Netz.
  • Mehr als 70 % der Emissionsreduzierung entfallen auf das Biogas; nur die Wärmeenergie geht in den Betrieb, der Rest wird ins Netz eingespeist. Außerdem werden die produzierten Gärreste auf unseren Grundstücken ausgebracht; wir kaufen keine chemischen Düngemittel.

Sergio, wie sieht das Absetzen der Ferkel auf Stroh aus? Das ist ein Thema, das vielen Landwirten „Angst“ macht.

Zunächst möchte ich sagen, dass ich anfangs sehr zögerlich war, wenn es um Stroh und ein ganz natürliches Belüftungssystem in dieser heiklen Phase der Ferkel ging. Ich habe mich für meine Ziele entschieden: ein Qualitätsprodukt herzustellen, das umweltfreundlich ist, wenig Energiekosten verursacht und dem Wohlergehen der Tiere sehr verpflichtet ist, was auch bei den anspruchsvollsten Verbrauchern einen positiven Eindruck hinterlassen könnte. Das Stroh muss für alle Tiere, von der Geburt bis zum Ende der Mast, mit einer maximalen Länge von 10 cm und einer durchschnittlichen Tagesmenge von 200 g pro Tier geschnitten werden.

Für die Reinigung haben wir eine leicht zu bewirtschaftende Umgebung geschaffen, in der die Ferkel eingeschlossen werden können, so dass die Reinigung in den ersten zwei bis drei Wochen einmal wöchentlich und, wenn sie größer sind (in diesem Stadium können sie bis zu 40 kg erreichen), zweimal pro Woche erfolgen kann. Für die Reinigungsarbeiten, die jedes Mal etwa eine Stunde dauern, werden zwei Personen und ein Schaufellader benötigt. Bei einem so guten Gesundheitszustand müssen wir viel weniger Zeit für Behandlungen aufwenden. In diesem Stadium liegt die durchschnittliche Tageszunahme bei etwa 600 g/Tier/Tag. Die Kosten für Stroh und Arbeit belaufen sich auf 2,5 Euro/Tier.

Ein wichtiges Detail ist die Temperatur: Am Anfang hatten wir „Angst“ vor der Kälte, aber nach mehreren Versuchen können wir jetzt im Winter 20°C aufrechterhalten (es gibt einen Heizstrahler, der die Wärmeenergie des Biogases nutzt). Mit dem Stroh sind keine höheren Temperaturen nötig, außerdem profitieren wir von einem größeren Luftaustausch. Im höchsten Bereich haben wir eine Höhe von 6 Metern (Fotos 1 und 2).

Foto 1: Absetzstall mit Pultdach

Foto 1: Absetzstall mit Pultdach

Foto 2: Innenraum des Absetzstalls, 6-40 kg

Foto 2: Innenraum des Absetzstalls, 6-40 kg

Wenn man den Betrieb besucht, sieht es nicht so aus, als wären dort Schweine untergebracht. Wie haben Sie das gemacht?

Ich habe mich an einen Architekten gewandt, der nicht auf die Tierhaltung spezialisiert ist und der mir die Verwendung von sehr haltbaren und ästhetisch ansprechenden Materialien vorschlug. Nach außen hin ist die Anlage geschlossen, um einerseits die Wärme in den Gebäuden zu halten und andererseits einen sauberen Eindruck zu vermitteln. Außerdem gibt es zwischen den Ställen Gras, das die Innentemperaturen im Sommer senkt. Für die Instandhaltung ist ein externer Mitarbeiter zuständig. Was den Geräuschpegel angeht, so sind die Schweine so leise, dass wir von draußen nichts hören. Es wird nur laut, wenn die Mastschweine ihr Futter bekommen!!! (Fotos 3, 4, 5). Probleme mit Schwanzbeißen gibt es praktisch nicht.

Foto 3: Pultdach

Foto 3: Pultdach

Foto 4: Alle Ställe sind nummeriert. Man kann sich nicht verirren.

Foto 4: Alle Ställe sind nummeriert. Man kann sich nicht verirren.

Foto 5: Außenbereich des Maststalls

Foto 5: Außenbereich des Maststalls

Wie sehen die Mastställe aus? Verstopft das Stroh nicht die Güllegruben?

Innen sind die Ställe ganz normal, aber logischerweise bieten wir mehr Platz (1,25 m²/Tier) und wir haben ständig Stroh in jeder Bucht, das wir über eine Strohraufe anbieten (Fotos 6 und 7). Alle Ställe (auch die für die kleinen Ferkel) haben ein Pultdach und eine maximale Höhe von 6 Metern, was die Belüftung erheblich verbessert und dazu führt, dass die Schweine nicht schmutzig werden, um sich im Sommer abzukühlen. Der feste Boden ist im Stallinneren gut isoliert, während im Außenbereich ein Spaltenboden als Kotplatz dient. Die Südwand ist ebenfalls sehr gut isoliert (alle Ställe sind nach Osten und Westen ausgerichtet).

Wir verwenden regelmäßig eine Reihe von Bakterien der Bacillus-Familie durch Zerstäubung, um Gerüche und Ammoniak zu reduzieren. Sie werden direkt auf die Tiere, die Fäkalien und den Boden aller Ställe gesprüht und helfen sehr dabei, Insekten und Fliegen im Allgemeinen fernzuhalten, wodurch der Einsatz von Insektiziden vermieden werden kann.

Die regelmäßige und wöchentliche Entleerung der Gruben unter den Außenbereichen mit Hilfe eines Saugsystems und Rohren mit ausreichendem Durchmesser verhindert jegliches Verstopfen durch das Stroh und reduziert außerdem den Ammoniakgehalt. Die Durchführung dieser Maßnahme im wöchentlichen Abstand verhindert eine Verdichtung des Materials.

Foto 6: Strohraufe im Maststall

Foto 6: Strohraufe im Maststall

Foto 7: Mast auf festem Boden

Foto 7: Mast auf festem Boden

Verwenden Sie eine spezielle Technologie? Wie haben Sie es geschafft, Ihre Emissionen so stark zu reduzieren?

Ehrlich gesagt, kommt bei uns keine spezielle Technologie zum Einsatz. Wir verfügen in allen Ställen nur über Ammoniak-, CO2-, Temperatur- und Feuchtigkeitssensoren, die in Echtzeit ständig überwacht werden (Foto 8). Das Mastfutter ist flüssig und die Ferkel erhalten Trockenfutter ad libitum. Selbstverständlich sind die Photovoltaik- und die Biogasanlage immer angeschlossen, so dass alle Aspekte der Energieerzeugung immer unter Kontrolle sind. Letztendlich „emittieren“ wir nur 1,06 kg CO2 /kg Lebendgewicht im Vergleich zu durchschnittlich 5,50 kg CO2 /kg Lebendgewicht in konventionellen Betrieben.

Foto 8: Sensoren in allen Ställen

Foto 8: Sensoren in allen Ställen

Foto 9: Biogasanlage

Foto 9: Biogasanlage

Als abschließende Frage: Haben sich die Investitionen bezahlt gemacht?

Ich würde sagen, ja: mit einer Anfangsinvestition von 30 % mehr als bei einem herkömmlichen Betrieb und mit einer angemessenen Anerkennung auf dem Markt und Zuschlägen, die für diese Art von Schweinen gezahlt werden.

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