Im ersten Teil dieses Artikels wurden die Abmessungen des Abferkelstalls, der Abferkelbuchten und Kastenstände behandelt. In diesem zweiten Teil diskutieren unsere Experten Heraclio Corchón und Javier Lorente über die zentralen Themen für den ordnungsgemäßen Betrieb des Abferkelstalls wie beispielsweise die Gebäudeklimatik und die Fütterung der Sauen.
Fütterungssystem
Die Fütterung der Sauen im Abferkelstall wird eine „Kunst” genannt. Für Großbetriebe ist die individuelle Steuerung der Sauenfütterung im Abferkelstall und die maximale Futteraufnahme bei jeder Sau eine wahre Herausforderung. Um den Betriebsinhabern dabei zu helfen, dieses Ziel zu erreichen, haben Unternehmen, die Anlagen für die Tierhaltung entwickeln, in den letzten Jahren verschiedene Systeme auf den Markt gebracht.
Derzeit hat man unter anderem die Wahl zwischen „konventionellen” automatischen Systemen mit einem Futterspender, elektronischen Systemen zur individuellen Trocken- und Flüssigfütterung oder Futterspendern für eine „Ad-Libitum-Fütterung” nach Bedarf etc.
Corchón meint, dass es sehr schwierig ist, alle Systeme miteinander zu vergleichen, ohne die Kosten zu berücksichtigen, da es große Unterschiede unter ihnen gibt. „Einer der zentralen Punkte bei der Schweineproduktion ist das Erreichen einer hohen Nahrungsaufnahme im Abferkelstall und zu diesem Zweck eignet sich die Flüssigfütterung am besten. Elektronische Trockenfütterung im Abferkelstall funktioniert auch gut, ist aber teuer und oft wird der Fehler gemacht, die entsprechenden Geräte ohne Sonde zu installieren. Systeme für die Flüssigfütterung und die elektronische Fütterung haben beide den Vorteil, dass man damit eine Futterkurve festsetzen kann, und mit der Sonde im Trog entscheidet das System, ob die Sau die Futterkurve befolgen kann oder nicht. Die Entscheidung, ob eine Sau mehr fressen darf oder nicht, ist eine sehr schwierige Frage, die mit diesen Systemen allerdings leicht zu beantworten ist.
„Konventionelle Systeme mit einem Futterspender und einem Trog können ebenso gut funktionieren, aber sie benötigen sehr professionelle Mitarbeiter, die die Tröge täglich prüfen und entscheiden, ob die Futtermengen erhöht werden müssen oder nicht. Ad-Libitum-Systeme mit einem Futterspender haben zwar einige Vorteile, aber ich mag sie nicht, da man die Kontrolle über die Fütterung verliert, man nicht weiß, ob die Sau gut gefressen hat oder nicht, man sie nicht aufstehen sieht etc.”
Lorente zeigt sich als großer Anhänger der Flüssigfütterung: „Heutzutage erwarten wir, dass die Sauen im Abferkelstall viel fressen und ich habe große Unterschiede zwischen diesem und den anderen Systemen gesehen. Man braucht natürlich ein gutes Betriebsmanagement und die richtige Einstellung der Futterkurven, aber momentan gebe ich diesem System den Vorzug. Automatische elektronische Fütterungssysteme sind auch eine Option, da jedes System in Betracht zu ziehen ist, das dazu beiträgt, dass große Mengen Futter aufgenommen werden. Bei ähnlichen Preisen bevorzuge ich allerdings die Flüssigfütterung. Selbst mit Flüssigfütterung würde ich eine zusätzliche Tränke für die Sauen aufstellen, damit sie nach Belieben trinken können“, erklärt Lorente.
„Automatische Fütterungssysteme mit nur einem Futterspender würde ich nicht benutzen. Wenn überhaupt sollte man sie in Verbindung mit einem Trichter verwenden, der die Ad-Libitum-Verfütterung ermöglicht. Die Systeme, bei denen die letztendliche Entscheidung darüber, wie viel die Sau frisst, dem Personal überlassen bleibt, versagen in sehr vielen Fällen, da die gewünschten Futtermengen nicht erreicht werden.”
Klimatisierung
Ein Abferkelstall ohne eine gute Klimatisierung ist zum Scheitern verurteilt. Aufgrund der unterschiedlichen Bedürfnisse der Ferkel (28º-33ºC) und der Sau (18-22ºC) ist es erforderlich, Systeme zu entwickeln, die diese beiden Klimabedingungen im gleichen Stall ermöglichen. Im ersten Teil dieser Veröffentlichung wurde bereits erwähnt, wie wichtig Ferkelnester sind, in denen die Ferkel gewärmt werden, ohne dass die Raumtemperatur steigt.
Belüftung
Die Ausführung der Belüftung in einem Abferkelstall hängt von zahlreichen Faktoren (Länge und Breite des Gebäudes etc.) ab. Obwohl hier nicht alle Fragen in Zusammenhang mit einer korrekten Belüftung behandelt werden können, da dies im Rahmen dieses Artikels zu weit führen würde, befürworten unsere Fachleute einige entscheidende Punkte:
Die Belüftung muss unterstützt werden und die Klimatisierung sollte mit Hilfe von Sonden, Reglern und Kurven automatisch erfolgen.
Corchón sagt: „In den meisten Fällen ist es optimal, wenn die Luft über eine Zwischendecke in den Raum gelangt. Die Zwischendecke erleichtert die Luftverteilung im Stall, verhindert das Auftreten von Zugluft und erwärmt die Zuluft, die folglich langsamer absinkt. Es ist zu beachten, dass bei Gebäuden, die über 24 Meter hoch sind, dieser Eingang motorisiert sein muss.“
Lorente weist darauf hin, dass wir die Kühlung nicht vergessen dürfen. „Bei warmen Temperaturen ist die Kühlung durch entsprechende Systeme unerlässlich.”
Heizsysteme
Lorente bevorzugt ohne Zweifel die Benutzung von Ferkelnestern mit einer elektrischen Heizmatte und einer selbstregulierenden Wärmelampe. „Wenn ich wählen kann und es keine wirtschaftlichen Zwänge gibt, bevorzuge ich dieses System. Wenn wir die Kosten reduzieren müssen, ist ein Ferkelnest mit einer Wärmelampe und einer Kunststoffmatte zweifellos eine gute Option. Gegenwärtig stehen uns viele Alternativen zur Erzeugung von elektrischem Strom zur Verfügung, mit denen wir unsere Kosten auf effizientere Weise verringern können, und wir sollten diese Möglichkeiten nutzen.”
Corchón stimmt diesem System zu und ergänzt: „Die Matten müssen aus Kunststoff oder Polymeren und elektrisch beheizbar sein. Matten, die Warmwasser enthalten, sind viel ineffizienter.“
Bodentypen
Corchón erklärt dazu: „Für die Ferkel ist zweifellos Kunststoff das Beste und ich bevorzuge Kunststoff ebenso für die Sauen, da dieses Material nicht so rau ist und die Tiere weniger wunde Stellen bekommen. Ich halte es für wichtig, dass es im vorderen Bereich mindestens 60 cm festen Boden gibt, in dem sich nur wenige Öffnungen befinden, durch die mögliches Wasser leicht ablaufen kann, um Feuchtigkeit zu verhindern. Mithilfe dieses Bereichs mit festem Boden vermeiden wir, dass die Sau den ganzen Tag die Gase aus der Güllerinne unter ihr einatmet.”
Lorente stimmt dieser Meinung zu und ergänzt: „In der Praxis wird allerdings im Bereich der Sau ein Boden aus Metall verwendet, da Betriebsinhaber Bedenken gegen Kunststoffböden haben.”
Systeme zur Versorgung der Saugferkel mit Milch
Abschließend möchten wir noch eines der Themen ansprechen, über die derzeit viel diskutiert wird: die Frage, ob man Systeme installieren sollte, mit denen die Ferkel im Abferkelstall mit Milch und/oder Flüssigfutter versorgt werden, oder nicht.
Sowohl Corchón als auch Lorente sind bei diesem Thema sehr zurückhaltend. Lorente erklärt: „Offensichtlich hilft der Einsatz von künstlicher Milch zwar bei großen Produktionsmengen, allerdings gefällt mir der Gedanke nicht, sie routinemäßig einzusetzen. Ich bevorzuge es, nach Managementsystemen zu suchen, bei denen die Verwendung künstlicher Milch als dauerhaftes Mittel nicht erforderlich ist.”
Der Entwurf und Bau oder die Modernisierung eines Abferkelstalls zwingt uns dazu, zwischen den vielen zur Verfügung stehenden Optionen zu wählen. Es gibt viele Themen, mit denen man sich befassen muss, und die Wahl der einen oder anderen Alternative bestimmt die Arbeitsweise und die Grenzen der Produktivität unserer Anlagen. Bevor Sie irgendwelche Entscheidungen treffen, ist es sehr ratsam, Fachleute um Rat zu fragen und Betriebe und Ausrüstungsmessen zu besuchen, um die Bedürfnisse der Tiere, mit denen wir arbeiten, zu verstehen und zu wissen, welche Art des Betriebsmanagements wir umsetzen möchten.