Um herausfinden zu können, welche messbaren Auswirkungen die Maßnahmen zur Förderung der Tiergesundheit haben, muss sowohl der Erzeuger als auch der Tierarzt zunächst verstehen, wie genau die entsprechende Maßnahme zur Steigerung der Profitabilität beiträgt. Alle Maßnahmen sind mit Kosten verbunden und sind potentiell geeignet, die Produktivität des Betriebes oder des Produktionssystems zu steigern. In den meisten Fällen sind die Kosten einer empfohlenen Maßnahme sehr genau bekannt. Die Kosten einer PCV 2 –Impfung beispielsweise ergeben sich aus den Kosten einer Impfdosis multipliziert mit der Anzahl der geimpften Schweine- beide Faktoren sind genau kalkulierbar. Der erzielte Gewinn ist andererseits abhängig von der Verbesserung der Produktivität und der Steigerung bzw. Abnahme der Einnahmen und Kosten, welche realisiert werden.
Ab diesem Punkt wird die Sache kompliziert, denn der realisierte Gewinn hängt von vielen Variablen ab; der Jahreszeit, Probleme der Tiergesundheit, Herdengröße, Qualität des Managements etc., und diese sind nur ungefähr zu kalkulieren und sehr viel schwieriger zu quantifizieren. Ein Grundverständnis darüber, wie Kosten und Einnahmen sich verändern, wenn die Produktivität sich ändert, ist daher nötig.
Um quantifizieren zu können, wie Tiergesundheit-Maßnahmen sich auf die Profitabilität auswirken, müssen wir zunächst verstehen, wie Einnahmen und Kosten je nach Produktionsstufe vom Saugferkel bis zum Schlachtschwein variieren. Ich denke dabei gerne an 5 Kategorien: 1) Einnahmen, 2) Fixkosten, 3) Kosten bis zum Absetzen der Ferkel 4) Futterkosten und 5) variable Kosten (ohne Futterkosten) (siehe Tabelle 1). Einige der Kosten sind für alle Produktionsstufen gleich und sind daher sogenannte „Fixkosten“. Andere variieren je nach Produktionsstufe und sind daher „variable Kosten“.
Tabelle 1. Einnahmen und Kosten nach Kategorie; wie variieren sie je Produktionsstufe vom Saugferkel bis zur Marktreife?
Einnahmen | ||
Einnahmen | Variieren je nach:
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Kosten | ||
Fixkosten |
Abschreibungen, Zinsen, Reparaturen, Steuern und Versicherungen für Kapitalinvestitionen von Einrichtung, Geräte, Fahrzeuge und andere Anlagegegenstände
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Fixkosten |
Kosten für Absatzferkel |
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Variable Kosten |
Futterkosten | Gesamtfutterkosten
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variable Kosten (exkl. Futterkosten) | Kosten für alle anderen Aufwendungen (u.a. für Tiergesundheit, Laborkosten, Management, Benzin, Gas, Nebenkosten, Marketing, Betriebsmittel)
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Der Wert der vorgenommenen gesundheitsfördernden Maßnahmen ist abhängig von der Verbesserung der Maßzahlen der Produktivität. Die drei wichtigsten Faktoren sind Mortalität, durchschnittliche Tageszunahme und Futterverwertung.
Mortalität und Merzungen. Wenn ein Schwein stirbt oder gemerzt werden muss, passieren zwei Dinge. Zunächst einmal gibt es nicht mehr die Möglichkeit, dieses Schwein zu verkaufen und somit eine Einnahme zu erzielen. Wenn es bei Merzung eines Tieres noch einen gewissen Ertrag gibt, dann kann der Verlust reduziert werden. Das zweite ist, dass die Futterkosten und die anderen variablen Kosten, die für das Schwein bis zur Schlachtreife angefallen wären, bei Tod (oder Merzung) des Schweines nicht länger anfallen. Daher errechnet sich der Verlust durch Mortalität aus der Differenz zwischen entgangenen Einnahmen und den durch den Tod des Schweines nicht entstandenen Kosten. Generell kann festgehalten werden, dass in Zeiten wachsender Rentabilität der Schweinefleischproduktion der Gewinn durch Reduktion der Mortalität und der Merzungen ebenfalls zunimmt.
Durchschnittliche Tageszunahmen. Der Gewinn aus der Steigerung der Tageszunahmen hängt davon ab, ob die Stallanlagen Eigentum, geleast oder gemietet sind und davon, wie viel Platz zur Verfügung steht. Der Betrag durch verbesserte Tageszunahmen ist dann am größten, wenn der Abstand der Schwein (gemessen daran, wie lange ein Tiergruppe im Stallabteil verbleiben kann, bevor die nächste Gruppe diesen Platz benötigt) sehr begrenzt ist und ein großer Anteil der Tiere in jeder Gruppe unter dem Gewinn maximierenden Gewicht vermarket wird. Eine Steigerung der täglichen Zunahme unter diesen Bedingungen führt zu einem höheren Anteil Tieren, die über den Hauptabsatzmarkt verkauft werden können und zu einem hohen Durchschnittspreis pro Kilogramm je mehr Schweine mit einem Gewicht mit hohen Zuschlägen und wenig Abzügen verkauft werden. Wie bei der Mortalität steigt der Gewinn auch bei der Steigerung der Tageszunahmen am meisten, wenn die Schweinefleischproduktion sehr profitabel ist (durch hohe Schweinepreise, günstige Marktlage etc.).
Futterverwertung. Der Gewinn, der mit einer verbesserten Futterverwertung erzielt werden kann, ist ganz einfach das Produkt aus Futterpreis, der Gesamtzunahme und der stetigen Verbesserung der Futterverwertung. Der Gewinn, der mit diesem Produktivitätsfaktor erzielt werden kann, hängt sehr stark von Schwankungen der Futtermittelpreise ab.
Also was steigert die Profitabilität am meisten? Daten von Agri-Stats® (ein Produktions- und Benchmarkingservice in Nordamerika) dienten der die Analyse der Faktoren, die am engsten mit einer hohen Profitabilität assoziiert waren. Die Analyse von 2010 zeigte Messgrößen auf, die die profitabelsten Betriebe (die besten 25%, basierend auf Daten von 68 Betrieben) von den durchschnittlich wirtschaftenden Schweineproduzenten unterschieden (Boyd 2012). Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 aufgeführt. Nach dieser Analyse wird die Profitabilität am meisten signifikant beeinflusst von den Einnahmen, welche wiederum von den lebend zur Marktreife gebrachten Tieren beeinflusst werden. Minimierung der Kosten, obwohl wichtig, ist nicht der primäre Einflussfaktor der Profitabilität. Dies sollte Landwirte und Tierärzte dazu ermutigen, Wert auf Maßnahmen zur Förderung der Tiergesundheit zu legen. Häufig sind nur relativ geringe Verbesserungen bei Produktivitätsparametern wie der Mortalität und anderen gewinnbringenden Faktoren nötig, um einen akzeptablen Gegenwert für die getätigten Investitionen für die Tiergesundheit zu erhalten, besonders bei günstiger Marktlage.
Tabelle 2. Messgrößen (zur Verfügung gestellt von (Agri-Stats®) (Boyd, 2012), die die profitabelsten Betriebe (top 25%) von den durchschnittlich wirtschaftenden Betrieben unterscheiden.
Performance durchschnittlicher u. relativer Vorteil | |||||||
Messgröße | Einheit | Durchschnitt | Top 25% | Vorteil | Rang | Ergebnis | |
Mortalität nach Absetzen | % | 9.5 | 6.8 | 1.29 | 1 | Zahl Schweine | größerer Gewinn |
Merzungen | % | 2.8 | 2.1 | 1.25 | 2 | Zahl Schweine | |
Saugferkelsterblichkeit | % | 14.8 | 13.4 | 1.09 | 3 | Zahl Schweine | |
Marktpreis | $/100 Lb | 52.2 | 56.1 | 1.07 | 4 | Preis | |
Gesamtkosten bis Schlachtreife | $/100 Lb | 49.0 | 45.9 | 1.06 | 5 | Kosten | geringere Kosten |
Kosten bis zum Absetzen | $/Schwein | 27.8 | 26.4 | 1.05 | 6 | Kosten | |
Gesamtfutterkosten | $/Tonne | 206.4 | 199.5 | 1.03 | 7 | Kosten | |
Abgesetzte Ferkel/besamter Sau | Schweine | 23.7 | 24.4 | 1.03 | 8 | Zahl Schweine |