Einleitung
Das Bakterium Escherichia coli kommt im Dünndarm von kranken und gesunden Ferkeln vor, wo es sich zwischen 3 und 10 Tagen nach dem Absetzen vermehrt, was in Abhängigkeit von einer Reihe assoziierter Faktoren Verdauungsprobleme unterschiedlicher Intensität und Dauer verursacht. Die Fütterung von Ferkeln während der Laktation und in den Tagen nach dem Absetzen ist einer der Hauptrisikofaktoren, die zu einer starken Vermehrung dieses Bakteriums führen, und stellt daher eines der Hauptziele der Präventions- und Kontrollmaßnahmen dar. Dies gilt umso mehr in dieser Zeit und diesem Alter, bei dem wir Antibiotika verantwortungsvoll und sicher einsetzen müssen, während wir gleichzeitig erwägen sollten, dem Futter kein Colistin und Zinkoxid mehr beizufügen.
In den Tagen nach dem Absetzen ist die Darmtätigkeit langsamer und es kommt zu einer Magenstase, die der Darmflora die Möglichkeit gibt, sich zu vermehren und die Darmschleimhaut anzugreifen. Falsche Umgebungsbedingungen und ein falscher Umgang mit den Tieren verändern auch die Dauer der Darmtätigkeit.
Es besteht ein wichtiger Zusammenhang zwischen dem digestiven Immunsystem, das in dieser Phase 2/3 der Immunabwehrzellen produziert, und der Entwicklung bestimmter Verdauungspathologien. Genauso führt das Gleichgewicht der Darmflora zu einer besseren Immunantwort. Die Darmflora der Ferkel wird 48 Stunden nach der Geburt gebildet und entwickelt sich während der Laktationsperiode, was zu erheblichen Veränderungen in der ersten Woche nach dem Absetzen führt. Die Veränderung des saprophytischen Verdauungshaushalts ist die Grundlage für Verdauungsstörungen.
Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass viele Verdauungsprobleme von Ferkeln in den Wochen nach dem Absetzen ihren Ursprung in Ursachen haben, die nicht mit E. coli zusammenhängen und die nachstehend genannt werden (Tab. 1). Diese Ursachen sollten global betrachtet werden:
Tabelle 1: Globaler Ansatz zur Diarrhö bei Absetzferkeln.
Bakterien | Viren | Parasiten | Ernährung | Andere Faktoren |
E. coli | Rotavirus | Kryptosporidien | Proteine | Hygiene |
C. perfringens | Coronavirus | Ascaris suum | Fett | Leerzeiten |
L. intracellularis | SRRPv | Trichuris suis | Stärke | Umgebung |
Brachyspira sp | PCV2 | Ballaststoffe | Besatzdichte | |
Salmonella sp | Vitamine | Antibiotika | ||
Mineralien | Trinkwasser | |||
Mykotoxine | Futter: Einsatz | |||
IIonenbilanz (Na-Cl-K-Ca/P) |
Präventionsmaßnahmen
Ziel dieser kurzen Studie ist es zu überprüfen, was getan werden kann, um das Risiko von Diarrhö bei Absetzferkeln zu minimieren. Wir werden auf die praktischen Maßnahmen verweisen, die wir in unserer täglichen Arbeit mit guten Ergebnissen anwenden. Diese nachfolgend genannten Maßnahmen sind als Ganzes und auf keinen Fall einzeln zu betrachten:
- Bezüglich der Zuchtsau:
- Angemessene Futterkurve in der Tragzeit, um die Anzahl der Ferkel mit niedrigem Gewicht zu minimieren und eine gute Entwicklung des embryonal-fötalen Verdauungssystems zu erreichen.
- Maximierung des Futterverbrauchs bei säugenden Sauen zur Verbesserung der Milchproduktion und damit des Gewichts von Ferkeln beim Absetzen.
- Reduzierung des Einsatzes von oral verabreichten Antibiotika und Einsatz von Probiotika während der Tragzeit und Laktation, um eine ausgewogene Mikroflora zu gewährleisten, die die Sau auch auf ihre Ferkel überträgt.
- Striktes Rein-Raus-Verfahren in den Abferkelställen und Flatdecks. Waschen mit heißem Wasser und Reinigungsmittel, Verwendung von Desinfektionsmitteln, die mindestens einmal im Jahr gewechselt werden sollten, eine minimale Leerzeit ohne Tiere im Stall (5 Tage) und die Trocknung, bevor der Stall wieder belegt wird.
- Umgebungsbedingungen im Komfortbereich der Ferkel (Kälte ist die erste Ursache für Durchfall). Hohe Temperaturen reduzieren den Futterverzehr in den ersten zwei Wochen, was das Durchfallrisiko aufgrund fehlender Nährstoffe erhöht, die zur Aufrechterhaltung der Stoffwechselprozesse und zur Wärmeregulierung erforderlich sind.
- Trinkwasser: entscheidender Punkt zur Vorbeugung von Durchfall. Hohe mikrobiologische und physikalisch-chemische Qualität ist ebenso wie die Wassertemperatur von wesentlicher Bedeutung. Eine Senkung des Verbrauchs führt zu einem geringeren Futterverbrauch. Korrekter Wasserdurchfluss und korrekter Wasserdruck.
- Angemessene Anzahl und Typen (Näpfe, Trichter) von Futterstellen (Futterautomaten und Tränken). Es ist wichtig, zusätzlich zur Partikelgröße ein angemessenes Futtermanagement in Bezug auf Alter/ Gewicht, Mengen/ Zeit und die Präsentation des Futters (als Mehl/ in Pelletform) zu haben.
- Berücksichtigung der Besatzdichte (Anzahl der Ferkel pro Partie und pro Quadratmeter). Die Übertragung von Infektionserregern des Magen-Darm-Trakts erfolgt am häufigsten auf fäkal-oralem Weg.
- Verwendung spezifischer Impfstoffe gegen E. coli (Fimbrien und Toxoide nach Wahl) und/oder Clostridium spp.
- Futterprotein: Überwachung seines Gehalts, um sowohl Überschüsse als auch Mängel zu vermeiden, und Überwachung seiner Qualität, um einen hohen biologischen Wert/ Verdaulichkeit (Plasma, Fisch, Ei etc.) und ein geeignetes Gleichgewicht von verdaulichen Aminosäuren zu gewährleisten.
- Ballaststoffe: Angemessene Mengen, die während des Proteinstoffwechsels die Produktion von Diaminen im Dickdarm reduzieren.
- Kohlenhydrate mit hoher Verdaulichkeit: Eine Kombination aus richtig extrudiertem Getreide, da die Hydrolyse von Zuckern durch α-Amylase nicht immer vollständig ist. Die resistenten Zucker, die in das Caecum und den Dickdarm gelangen, werden von der Darmflora zu Energiequellen (flüchtige Fettsäuren) abgebaut, die die Verbreitung von Krankheitserregern ermöglichen.
- Hochwertige Fette: niedriger Oxidationsgehalt und hohe Verdaulichkeit.
- Exogene Verdauungsenzyme (α-Galactosidase, Amylase, Glucanasen, Peptidase, Xylanasen). Die Reaktion der Darmflora auf die Zugabe von Enzymen hängt zum Teil vom Zustand der ursprünglichen Darmflora der Ferkel in Bezug auf die Verdaulichkeit des Futters, insbesondere von der Verdaulichkeit der essentiellen Futternährstoffe, ab.
- Futter mit geringer Pufferkapazität, vor allem unter Berücksichtigung der Calciumspiegel (richtiges, verdauliches Calcium-Phosphor-Verhältnis) und des Elektrolytgleichgewichts (Natrium-, Chlor- und Kaliumkonzentrationen) im Futtermittel. Der Einsatz von Mineralien in organischer Form ermöglicht die Reduzierung des Aschegehalts.
- Berücksichtigung organischer Säuren und ätherischer Öle, die mikrobielle Fermentationen reduzieren, die Verbreitung der saprophytischen Darmflora fördern und die Regulierung des End-pH-Werts unterstützen.
- Die Verwendung von Präbiotika (MOS, Inulin, Oligofructose), die das selektive Wachstum von Bifidobakterien im Dünndarm potenzieren und die Konzentration von fäkalcoliformen Bakterien reduzieren, verbessert auch die basale Schleimhautimmunität, die zwischen der 3. und 6. Lebenswoche so wichtig ist.
- Um den Einsatz bestimmter Probiotika, ätherischer Öle, Nukleotide, konjugierter Linolsäure, Phytobiotika etc. gegebenenfalls rentabel zu machen, muss jeder Stoff ebenso wie die entsprechenden Einsatzbedingungen in jedem unserer Produktionssysteme genau untersucht werden.