In diesem Artikel besprechen wir mit unseren vier Experten, wie man die Sau um den Abferkeltermin herum und in der Laktationsperiode füttern sollte.
Einfluss der Fütterung vor dem Abferkeln
Guedes glaubt, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen der perinatalen Fütterung und dem Auftreten von neonataler Diarrhö gibt. Was er jedoch im Zusammenhang mit Durchfall für wichtig hält, ist die Qualität und Quantität des Kolostrums. Die Quantität des Kolostrums ist abhängig von der perinatalen Fütterung; die Qualität hat dagegen mit der Fütterung im letzten Drittel der Tragzeit zu tun, in der sich die Milchdrüsen entwickeln.
Für Cantín ist die Fütterung der Sauen der Schlüssel zur besseren Kontrolle der neonatalen Diarrhö. Um diesen Gedanken zu untermauern, weist er auf einen Aspekt hin, der in den Betrieben häufig beobachtet wird: Es gibt Betriebe, die mit zwei verschiedenen genetischen Linien arbeiten, wobei die eine hyperproduktiv ist und die andere nicht. Sie erhalten dann das gleiche Futter, unterliegen dem gleichen Infektionsdruck und haben gleiche Umgebungsbedingungen usw. In diesen Situationen wird häufig beobachtet, dass die Inzidenz von Durchfall in den Würfen, die von hyperproduktiven Sauen stammen, viel höher ist bei den Würfen der anderen Sauen. Dieses Verhältnis kann bis zu 8:1 betragen. Dies geschieht seiner Meinung nach, weil dieser Typ von Sauen nicht gut gefüttert wird, insbesondere nicht in der letzten Phase der Tragzeit. Cantín erklärt sich dies folgendermaßen: Die hyperproduktiven genetischen Linien haben am Ende der Tragzeit einen hohen Nährstoffbedarf, da sie im Durchschnitt 18-19 Föten ernähren müssen. Hinzu kommt, dass diese Tiere bis zur 4. oder 5. Parität wachsen. Aus diesem Grund beginnen viele Sauen bereits zwei Wochen vor dem Abferkeln Fett zu mobilisieren und einige von ihnen, vor allem die Jungsauen, gelangen in einen Zustand der Ketose. Dies hat einen großen Einfluss auf das Auftreten von Durchfall (Foto 1).
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Daraus folgert er, dass das „perinatale“ Futter tatsächlich ab dem 80 Tag. der Tragzeit verfüttert werden sollte, weil dann all diese zusätzlichen Anforderungen entstehen. Es wurde lange darüber diskutiert, ob man die Futtermenge am Ende der Tragzeit erhöhen sollte oder nicht. Dabei sollten wir eher über „Qualitäts-“ als über „Quantitätskurven“ sprechen.
Vraeghe stimmt mit Cantin überein, dass es wichtig ist, ein perinatales Futter zu benutzen. Er erklärt, dass ab der Verlegung der Sau in den Abferkelstall bis 2-3 Tage nach dem Abferkeln immer häufiger ein spezielles Futter verwendet wird, womit sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Sowohl Guedes als auch Ackerman merkten jedoch an, dass die Verwendung dieser perinatalen Futtermittel in den Gebieten, in denen sie tätig sind, nicht üblich ist. In ihren Fällen fressen die Sauen das Laktationsfutter ab dem Moment, in dem sie in den Abferkelstall kommen.
Fütterung während des Abferkelns und der Laktation
Ackerman misst dem körperlichen Zustand, in dem die Sau in den Abferkelstall kommt, größten Wert bei. Er glaubt, dass die Sau, die in den Abferkelstall kommt, Konditionsklasse 3 haben muss.
Vor dem Abferkeln erhalten die Sauen 2-2,5 kg Futter in mehreren Rationen über den Tag verteilt. Er hält sie an den Tagen vor dem Abferkeln am liebsten etwas hungrig, um nach dem Abferkeln den Appetit anzuregen. Sobald sie abgeferkelt haben, zieht er es vor, das Futter schnell zu erhöhen. Obwohl die meisten Betriebe über ein automatisches Fütterungssystem verfügen, bevorzugt Ackerman in dieser Phase die manuelle Fütterung, um die Tiere mehrmals am Tag füttern zu können. Dabei lässt sich beobachten, ob sie die vorherige Futterration gefressen haben, so dass die Menge bei Bedarf entsprechend erhöht werden kann. Er fügt an, dass aufgrund der Kosten des Laktationsfutters keine „Mühen“ gescheut werden sollten. Eine gute Laktation der Sau ist wichtig, um Probleme bei den Ferkeln zu vermeiden. Aus diesem Grund muss das Futter sehr schmackhaft sein und einen ausreichenden Lysingehalt aufweisen. Er selbst fügt dem Futter immer einen Mykotoxin-Komplexbildner hinzu.
Guedes berichtet uns, dass man in Brasilien normalerweise dazu neigt, die Futtermenge vor dem Abferkeln zu beschränken und am Tag des Abferkelns kein Futter zu geben. Nach der Geburt wird der Sau dann aber so viel Futter angeboten, wie sie fressen möchte, da sie sich erholen und so viel Milch wie möglich produzieren muss.
Für Vraeghe steht im Vordergrund zu verhindern, dass die Sau vor oder nach dem Abferkeln ihren Appetit verliert (Foto 2). Er hält es für notwendig, mit der Gabe von 2,5-3 kg nach dem Abferkeln zu beginnen und diese Menge schrittweise zu erhöhen. Ziel ist es, eine hohe Futteraufnahme zu erreichen, aber ein „Blockieren“ der Sau zu vermeiden. Dies hätte einen negativen Einfluss auf die Gesundheit der Ferkel und auf die Laktation.
Cantín weist darauf hin, dass hyperproduktive Sauen sehr lange Geburten haben, die 6-7 Stunden dauern können. Das Risiko, dass sie erschöpft sind, ist hoch, daher muss am Tag vor dem Abferkeln auf die Zuckerwerte geachtet werden. Er plädiert auch für eine Fütterung während des Abferkelns, wenn die Sau dies benötigt.
Nach dem Abferkeln bevorzugt er eine schnelle Erhöhung der Futtermenge. Man muss bedenken, dass der Bedarf sehr hoch ist und die Sauen beim Abferkeln nur noch wenig Körperreserven haben. Daher wird empfohlen, dass die Sau 3-4 Tage nach dem Abferkeln eine Futteraufnahme von 6 kg erreicht. Um jedoch zu verhindern, dass die Sau ihren Appetit verliert, kann zwischen Tag 3 und 5 nach dem Abferkeln bis zum 8. bis 10. Tag nach dem Abferkeln ein Plateau eingelegt und die Futtermenge danach noch einmal gesteigert werden. Die Herausforderung besteht darin, der Sau so viel Futter zu geben, wie sie fressen kann, ohne dass sie ihren Appetit verliert.
Wasserversorgung
Alle Autoren sind sich über die Bedeutung der Wasserversorgung einig. Vraeghe führt aus, dass man um die Geburt herum einen Verbrauch von mindestens 18 Litern erreichen sollte und nach dem Abferkeln 1 Liter pro Tag zusätzlich, um auf einen maximalen Verbrauch von mindestens 30-35 Litern zu kommen. Zu diesem Zweck ist es unabdingbar, Wasser guter Qualität zur Verfügung zu stellen. Es darf außerdem keine großen Veränderungen zwischen der Wasserversorgung in der Tragzeit und während der Laktation geben und die Tränkenippel müssen eine angemessene Durchflussmenge garantieren und richtig positioniert sein. Er empfiehlt, 5-6 Tage um die Geburt herum zusätzliches Wasser anzubieten, um die Wasseraufnahme zu stimulieren. Jede Unterversorgung mit Wasser führt zu einer geringeren Milchproduktion und mehr Durchfall bei den Ferkeln.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Fütterung in der letzten Phase der Tragzeit und in den ersten Tagen nach dem Abferkeln immer zu den Aspekten gehören sollte, die bei der Behandlung von Problemen mit neonataler Diarrhö überprüft und berücksichtigt werden müssen.