Durchfall bei neugeborenen Ferkeln ist eines der häufigsten Probleme in Sauenbetrieben. In den vorangegangenen Artikeln mit den vier Experten haben wir uns mit Aspekten befasst, die mit den mikrobiellen Erregern zusammenhängen, welche die Krankheit verursachen: Welche Viren oder Bakterien führen zu Durchfall und wie kann man sie durch Impfstoffe, Autovakzinen oder den Einsatz einer kontrollierten oralen Exposition verhindern?
Die Autoren haben jedoch auch nachdrücklich betont, dass die Entstehung von Durchfall eine multifaktorielle Ursache hat, bei der viele andere Faktoren in Zusammenhang mit der Umgebung, dem Management und der Ernährung zu berücksichtigen sind.
In diesem Artikel werden wir einen dieser Faktoren ansprechen: die Bedeutung der Reinigung und Desinfektion.
Als wir Guedes nach der Reinigung und Desinfektion fragten, stellte er kategorisch fest: „Jetzt fangen wir wirklich an, über die wichtigen Dinge zu sprechen!“ Und obwohl es a priori den Anschein hat, dass die Reinigung zwischen den Partien im Abferkelstall eine grundlegende Aufgabe ist, und alle Betriebe dies bereits korrekt durchführen sollten, sehen wir nach der Befragung der Autoren, dass es hier noch viel Raum für Verbesserungen gibt.
Die richtige Vorgehensweise
Ackerman beschreibt das richtige Protokoll:
- Entleeren Sie den kompletten Stall.
- Nehmen Sie alle Materialien und Geräte wie Wärmelampen, Futterautomaten für die Ferkel usw. heraus. (all diese Materialien müssen ebenfalls gründlich gereinigt werden). (Foto 1)
- Reinigen Sie den Stall feucht.
- Sprühen Sie den Stall mit einem biologisch abbaubaren Reinigungsmittel ein. Verwenden Sie zur Entfernung von Biofilmen am besten ein fettlösendes Mittel.
- Benutzen Sie einen Hochdruckreiniger. Die Verwendung von heißem Wasser wird dringend empfohlen.
- Lassen Sie die Flächen möglichst trocknen.
- Desinfizieren Sie sie.
- Lassen Sie den Stall vor dem Einstallen neuer Tiere trocknen.
- Gelegentlich streuen wir vor der Aufnahme der neuen Tiere im Stall ein Trockenpulver aus, um Restfeuchtigkeit zu beseitigen.
Das Problem, nicht genügend Buchten im Abferkelstall zu haben
Die Reinigung und Desinfektion sollte immer in Verbindung mit dem partienweisen Rein-Raus-Verfahren erfolgen, aber Ackerman berichtet uns, dass dies in den USA oft nicht befolgt wird. Um die Nutzung jeder Abferkelbucht zu maximieren, ist es üblich, in einigen Partien mehr Sauen zu haben, als es Abferkelbuchten gibt, so dass nicht der gesamte Stall geleert werden kann. Wenn dies nicht möglich ist, müssen zumindest Aufteilungen vorgenommen werden, um die Ställe zu reinigen. Es ist wichtig, dass die Schweine nicht nass werden und der Stall trocken bleibt und weder kalt noch feucht ist.
Cantín beobachtet in Spanien als Folge der saisonalen Unfruchtbarkeit ein ähnliches Problem. Der Sommer bringt eine schlechtere Fruchtbarkeit und eine schlechtere Rückkehr zur Brunst mit sich, was zu Beginn des Winters zu weniger Geburten führt. In den folgenden Monaten tritt der gegenteilige Effekt ein. Durch die ausgleichende Wirkung bei der Zahl der Deckungen im Herbst sind die Abferkelställe nicht groß genug, um eine ganze Partie unterzubringen, wobei die Zahl der Geburten um 20-25 % steigt. Dies führt zu einer schlechteren Reinigung und mangelnden Leerzeiten in den Ställen. Infolgedessen nimmt die Häufigkeit von Durchfall bei neugeborenen Ferkeln und sogar am Ende der Laktation zu, der hartnäckiger und schwieriger zu behandeln ist.
Wenn die Sauen jedoch drei bis vier Tage vor dem Abferkeln mit einem oder zwei Tagen Leerzeit in den Stall kommen und wenn ein gutes Reinigungs-, Desinfektions- und Trocknungsprotokoll durchgeführt wurde, verbessert sich die Situation erheblich: Die Inzidenz nimmt ab, der Schweregrad sinkt und die Tiere sprechen besser auf Behandlungen an. In vielen Fällen lösen in diesen Abferkelställen, die in gutem Zustand sind, eine Rehydrierung und die Verabreichung oraler Antibiotika das Problem, das danach nicht wieder auftritt. Cantín schlussfolgert: „Natürlich löst die Reinigung allein das Problem der Diarrhö nicht, aber wenn man sie nicht richtig durchführt, verschlimmert sich die Situation mit Sicherheit.“ (Foto 2)
Bei der Frage der hygienebedingten Leerzeiten ist Guedes völlig unnachgiebig: „Meiner Meinung nach besteht der Hauptgrund für die Zunahme von Durchfallproblemen in den letzten Jahren darin, dass es keine ausreichenden Leerzeiten zwischen den Partien gibt."
Er fährt fort: Es ist erstaunlich, wie in Brasilien sehr häufig große Investitionen in Einrichtungen getätigt werden und sogar gute Reinigungs- und Desinfektionsprotokolle vorhanden sind, aber dann nicht auf die Trocknung und die Leerzeiten geachtet wird. Einen leeren Abferkelstall zu haben, wird als Ausgabe gesehen, wohingegen man dies als eine Investition betrachten muss. Abschließend sagt er: Zwar ist es schwierig, dies numerisch zu beweisen, aber ich bin davon überzeugt, dass drei Tage Leerzeit das Problem der neonatalen Diarrhö dadurch reduzieren, dass sie den Infektionsdruck verringern und die Wirtschaftlichkeit verbessern. Das Waschen mit heißem Wasser und die dreitägige Leerzeit sind außerdem auch wirksame Instrumente zur Reduzierung der Oozystenbelastung in der Umgebung.
Vraeghe bietet uns eine andere und interessante Sichtweise. Natürlich sei das Reinigen und Desinfizieren wichtig, aber bei ihnen hätte man einige Erfahrungen gemacht, bei denen das Desinfizieren zu Durchfall führte. Sie interpretieren daraus, dass dieser Betrieb über eine nützliche Umweltflora verfügte und man dieses Gleichgewicht durch das Desinfizieren störte. In diesen speziellen Betrieben desinfizieren sie nicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Verringerung des Infektionsdrucks durch eine ordnungsgemäße Reinigung, Desinfektion und Leerzeiten eines der unverzichtbaren Werkzeuge zur Reduzierung der neonatalen Diarrhö ist. Obwohl dieses Thema seit langem bekannt ist, wird ihm in der Praxis bei vielen Produktionsmodellen immer noch nicht die Bedeutung beigemessen, die es verdient.