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Die Afrikanische Schweinepest ausrotten oder mit ihr leben?

Expertenmeinung zur Wahl der Strategie bei der Bekämpfung der ASP-Ausbreitung.

Mit der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in den europäischen Ländern ist eine neue Diskussion über den Umgang mit der Seuche entfacht. Professor Zygmunt Pejsak, Leiter der Abteilung für Schweinekrankheiten am Nationalen Veterinärinstitut in Polen, gibt hier einen Einblick in die Wahl der Strategie.

Wie hartnäckig ist das ASP-Virus und welche anderen Merkmale bestimmen unsere Kontrollmöglichkeiten?

Das ASP-Virus kann im Winter bis zu fünf Monate lang im Knochenmark eines Wildschweinkadavers überleben. Eine Wildschweinpopulation kann also über einen sehr langen Zeitraum als Reservoir für das Virus dienen. Darüber hinaus ist es aufgrund der langsamen Ausbreitung unter infizierten Schweinen und des anfänglichen Fehlens klinischer Symptome bei vielen Tieren nicht einfach, die Krankheit in einem betroffenen Betrieb zu erkennen. Eine schnelle Labordiagnose ist erforderlich, um die Krankheit insbesondere vom Schweineerysipel zu unterscheiden. Die Klassische Schweinepest kommt in Europa nicht vor, sollte aber in anderen Ländern in die Differenzialdiagnose einbezogen werden, und wir müssen die Krankheit auch vom Porzinen Dermatitis-Nephropathie-Syndrom (PDNS) abgrenzen.

Europa folgt zwar der OIE-Politik zur Ausrottung der ASP, aber eine in China erprobte Alternative ist die teilweise Räumung des Bestands, bei der nur die infizierten Schweine gekeult werden, damit der Betrieb weiter produzieren kann. Ist dies eine Möglichkeit, mit der ASP zu leben?

Aus wirtschaftlicher Sicht mag eine teilweise Bestandsräumung sinnvoll sein, da bei der vollständigen Bestandsräumung nicht nur die betroffenen Schweine, sondern auch viele andere Tiere getötet werden. Aber aus epidemiologischer Sicht ist das ein großer Fehler. Wenn man sich dafür entscheidet, die ASP durch eine teilweise Bestandsräumung zu bekämpfen, entscheidet man sich auch dafür, sehr lange mit der Seuche zu leben. Ich bin sicher, dass niemand in der Europäischen Union oder in Ländern wie den USA eine solche Methode gutheißen kann.

Glauben Sie, dass die Anwendung dieses Verfahrens dazu führen würde, dass das Virus länger in diesem Land verbleibt?

Ja, viel länger, vielleicht für immer. Eines Tages wird man vielleicht beschließen, seine Strategie zu ändern, aber bis dahin wird wahrscheinlich ein Großteil der Schweinebestände bereits infiziert sein und man wird eine klassische endemische Form der ASP haben. Vielleicht wird das Krankheitsbild in 5, 10 oder 15 Jahren anders aussehen, so dass es noch schwieriger sein wird, einen befallenen Betrieb zu entdecken als heute.

Könnte auch die Bekämpfung der Krankheit schwieriger werden? Bislang gibt es zwei ASP-Genotypen außerhalb Afrikas, wobei Genotyp 2 in Europa vorkommt. Müssen wir andere Genotypen überwachen, falls sie sich weiterentwickeln und in Zukunft eine Gefahr darstellen?

Während die Genotypen 1 und 2 des ASP-Virus bisher für die meisten Ausbrüche bei Hausschweinen verantwortlich waren, gibt es in Afrika mindestens 23 weitere Genotypen. Bei Krankheitsfällen und klinischen Studien wurden auch andere Genotypen als Genotyp 1 und 2 isoliert, z. B. die Genotypen 9 und 10 in Uganda und der kürzlich in Äthiopien entdeckte Genotyp 23. Dies deutet darauf hin, dass das ASP-Virus für Hausschweine virulent sein könnte, unabhängig davon, um welchen Genotyp es sich handelt. Daher ist eine effektive Überwachung auf der Grundlage des konservierten Gens P72 in allen betroffenen oder potenziell betroffenen Ländern erforderlich, um die mögliche Einschleppung eines neuen Virusgenotyps zu kontrollieren.

Was ist das konservierte P72-Gen?

Dieses Gen kommt bei allen 23 ASP-Genotypen vor. Wir müssen eine molekulare Diagnostik auf der Grundlage des Nachweises dieses Gens durchführen, weil wir nie wissen, wann neue Genotypen in Europa oder anderswo auftauchen werden.

Warum gibt es immer noch keinen international anerkannten Impfstoff gegen die ASP?

Die Suche nach einem Impfstoff wird durch die Tatsache erschwert, dass Wildschweine und Schweine, die mit dem Feldvirus infiziert sind, keine neutralisierenden Antikörper bilden. Es scheint klar zu sein, dass jeder künftige Impfstoff ein mithilfe der Gentechnik entwickelter, abgeschwächter Lebendimpfstoff sein sollte, unterstützt von einer ergänzenden DIVA-Strategie, die uns erlaubt, zwischen geimpften und infizierten Tieren zu unterscheiden.

Wird es tatsächlich einen Impfstoff geben?

Eines Tages werden wir gute Impfstoffe herstellen, aber bis dahin werden noch praktische Probleme zu lösen sein. Nicht zuletzt müssen wir zur Bekämpfung der ASP bei Wildschweinen jeden Impfstoff über eine Art Köder in den Boden einbringen. Dies wurde in Deutschland bereits zur Bekämpfung der klassischen Schweinepest praktiziert. Dabei hat sich jedoch gezeigt, dass die Verteilung der Köder entscheidend ist. Ziel ist es, Wildschweine unterschiedlichen Alters zu immunisieren. Aber Sauen und Absetzferkel wühlen zum Beispiel in unterschiedlichen Bodenschichten. Wir müssen diesen Impfstoff manuell verteilen, indem wir die Köder an verschiedenen Stellen im Boden auslegen. Das ist zeitaufwändig und sehr teuer. Selbst wenn wir also über einen guten Impfstoff und ein DIVA-System verfügen, wäre es schwierig, zumindest den Großteil der Wildschweine zu impfen, also den Anteil, der zur Bekämpfung der Seuche erforderlich ist.

Könnte die Impfung zumindest in einigen Ländern die Ausrottung der ASP ersetzen?

Man muss die Gesetzgebung und die Regeln des Handels berücksichtigen. In der Europäischen Union wird es sehr schwierig sein, einen Impfstoff gegen die ASP einzuführen und zu verwenden. Wahrscheinlich wird es wie bei der klassischen Schweinepest und der Aujeszky-Krankheit bzw. der Pseudowut sein: Wenn ein Land beschließt, einen ASP-Impfstoff zu verwenden, wird es so behandelt, als ob es von der Krankheit betroffen wäre.

Was ist also unsere beste Option, um die ASP zu bekämpfen?

Reduzieren Sie die Wildschweinpopulation deutlich und drängen Sie alle Landwirte, Biosicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Das ist das einzige Mittel, das wir haben, um die Seuche in den Schweinebetrieben zu kontrollieren. Bei der Jagd sollten auch die Jäger an die Biosicherheit denken. Bisweilen sind sie sogar Überträger des ASP-Virus.

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