Die EU produziert jedes Jahr 112% des Eigenverbrauchs von Schweinefleisch, weshalb mehr als 3 Millionen Tonnen exportiert werden müssen, um den Markt im Gleichgewicht zu halten.
Mit diesem Umsatz ist die EU einer der wichtigsten Exporteure der Welt (Grafik 1).
Die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt ist hart und wir unterliegen einigen Nachteilen, da die europäische Gesetzgebung sehr hohe Standards für den Tierschutz und die Lebensmittelsicherheit festetzt, welche die Produktionskosten erhöhen. Wir können diese Ergebnisse nur deshalb erzielen, weil wir die besten Produzenten der Welt sind.
Die Grafiken 2 und 3 zeigen eine von der EU-Kommission durchgeführte Studie zum Anstieg der Kosten aufgrund der Unterschiede in der Gesetzgebung zwischen vier europäischen Ländern und unseren Hauptkonkurrenten USA und Brasilien.
Wir müssen deshalb auf die neuen Herausforderungen vorbereitet sein, welche die Kommission festsetzen möchte, um uns anpassen und immer noch wettbewerbsfähig sein zu können.
Im Folgenden möchten wir einige Punkte hervorheben, die uns am wichtigsten erscheinen:
1. Kastration
2010 gab es in Europa eine große Bewegung der Tierschützer gegen die chirurgische Kastration von Ferkeln. Sie organisierten eine schlagkräftige Kampagne, die sich negativ auf den Fleischkonsum auswirkte.
Nach harten Verhandlungen wurde eine Vereinbarung zwischen den Erzeugern, der Fleischindustrie, Tierschutz-NGOs und der Kommission unterzeichnet, deren Ziel es war, die chirurgische Kastration 2018 zu beenden. Es sei daran erinnert, dass dies ein Ziel und keine Bedingung war. Um dieses Ziel zu erreichen, musste eine Reihe von Punkten erfüllt werden, zu denen insbesondere die Entwicklung einer effektiven Methode zur Feststellung des Ebergeruchs im Schlachthof gehörte.
Es ist zu beachten, dass es nur um die Kastration der männlichen und nicht um die der weiblichen Tiere ging.
Dies stellt ein ernstzunehmendes Problem dar, da heutzutage mehr als 70% der Exporte in asiatische Länder gehen, die nur weibliche und kastrierte männliche Tiere verzehren möchten. Dabei wird darauf hingewiesen, dass asiatische Verbraucher einen sehr feinen Geruchssinn haben.
Bis jetzt wurden die gesetzten Ziele nicht erreicht, so dass sich die Erzeuger darauf einrichteten, sich für die Fortführung der chirurgischen Kastration einzusetzen, während die Kommission erklärte, dass es sich nicht um ein vorrangiges Thema handelte und dass sie die Gesetze bezüglich der Kastration nicht ändern würde.
Die heutige Situation, in der es erlaubt ist, männliche Tiere bis zum Alter von 7 Tagen von einem Tierarzt oder einer geschulten Person chirurgisch kastrieren zu lassen, wird also andauern. Ab dem genannten Alter ist die Kastration von einem Tierarzt unter Anästhesie und anschließender Verwendung schmerzstillender Mittel durchzuführen.
2. Beschäftigungsmaterial / Kupieren
Der Einsatz von Beschäftigungsmaterial für Schweine zur Vermeidung des Kupierens ist eine Priorität für die Kommission, deren Absicht es ist, das Kupieren in intensiv bewirtschafteten Betrieben innerhalb von 3 Jahren praktisch zu beenden.
Dies ist ein großes Problem in den Betrieben in Südeuropa, wo alle Mastphasen in Ställen mit Spaltenboden durchgeführt werden.
In Brüssel wurden sehr hitzige Debatten darüber geführt, da die ersten Vorschläge auf den obligatorischen Einsatz von Stroh in den Mastställen abzielten, was die derzeitige Mast von Schweinen offensichtlich unrentabel machen würde.
Man erreichte die Genehmigung von anderem Beschäftigungsmaterial wie z. B. Holz, aber die Kommission besteht darauf, dass das systematische Kupieren innerhalb der nächsten 3 Jahre zu beenden ist.
Die Kontrollen im Schlachthof werden Ende 2017 beginnen, worauf sich alle Erzeuger vorbereiten sollten.
3. Gasemissionen
Gasemissionen in die Atmosphäre sind bereits reglementiert und werden demnächst auch kontrolliert. Die Branche mit dem höchsten Risiko ist die Rinderproduktion, da sie für 50% der CO2-Emissionen in der Landwirtschaft verantwortlich ist, aber der Schweinefleischsektor steht mit 10% der Emissionen auch in der Kritik.
Es ist wahrscheinlich, dass die Betriebe ohne Mischkulturen Kohlenstoffgutschriften kaufen müssen.
Ein weiteres Problem sind Ammoniakemissionen in Schweinemastbetrieben.
4. Afrikanische Schweinepest
Das Problem mit der Afrikanischen Schweinepest (ASF) begann im Januar 2014 beim Wildschwein in Litauen und dehnte sich im Februar 2014 auf das übrige Baltikum und Polen aus.
Hausschweine waren ebenso betroffen und zwar anfangs in kleinen Familienbetrieben und später auch in einigen Großbetrieben.
Die Kommission hat nichts getan, um diese Krankheit auszumerzen. Sie hat lediglich Schutzgebiete eingerichtet, um zu versuchen, die Zirkulation der Tiere zu kontrollieren.
Wie auf den beigefügten Karten zu sehen ist, haben diese Maßnahmen die Ausbreitung der Krankheit nicht verhindert. Derzeit liegt das Hauptproblem in Polen, wo die Erzeuger, die sich in Schutzgebieten befinden und ihre Tiere nicht außerhalb ihres Gebiets verkaufen können, sich darüber beklagen, dass die Schlachthöfe ihnen 0,30-0,40 €/kg weniger bezahlen und die Regierung ihnen nicht dabei hilft, diesen Unterschied zu kompensieren.
Um Druck auf die Kommission auszuüben, damit sie effektive und schnelle Maßnahmen zur Bekämpfung von ASF in Polen und den baltischen Staaten ergreift, ist für den kommenden 20. Januar eine hochrangige Konferenz in Berlin geplant, auf der der EU-Kommissar Hr. Andriukatis anwesend sein wird und auf der die Erzeuger konkrete Antworten und sofortige Maßnahmen verlangen werden.