Beschreibung des Betriebs
Es handelt sich um einen PRRS-negativen, brasilianischen Betrieb mit 17.000 Sauen. Die Remontierung erfolgt aus eigener Sauenzucht, weshalb keine Tiere aus fremden Betrieben aufgenommen werden.
Ausbruch der Krankheit
Das Problem trat nicht plötzlich auf und der Tierhalter hob zwei Hauptprobleme hervor:
- Historisch niedrige allgemeine Fruchtbarkeit.
- Ein Rückgang der Leistung in den letzten Monaten, allerdings ohne Beeinträchtigung bestimmter Parameter. Laut dem Tierhalter war „die Leistung der Sauen allgemein schlechter"
Fallanalyse
Zunächst analysierten wir die historischen Produktionsdaten des Betriebs, um die zwei Probleme zu quantifizieren, die der Tierhalter erwähnt hatte, und mögliche Tendenzen oder zeitliche Abweichungen festzustellen..
Tabelle 1: Analyse der Produktivitätstrends, 6 Zeiträume von je 12 Monaten.
1/4/2010 31/3/2011 | 1/4/2011 31/3/2012 |
1/4/2012 31/3/2013 |
1/4/2013 31/3/2014 |
1/4/2014 1/3/2015 |
1/4/2015 31/3/2016 |
Gesamt | Durchschnitt | |
Gesamtzahl der Deckungen | 4.252 | 4.364 | 4.479 | 4.490 | 4.583 | 4.568 | 26.736 | 4.456 |
Wiederholte Deckungen | 287 | 273 | 372 | 298 | 295 | 319 | 1844 | 307 |
Prozentsatz der wiederholten Deckungen | 6,7% | 6,3% | 8,3% | 6,6% | 6,4% | 7,0% | 6,9% | |
Zahl der Würfe | 3600 | 3848 | 3808 | 3853 | 3966 | 4105 | 23180 | 3863 |
Geborene Ferkel Gesamt | 46.468 | 51.488 | 50.806 | 52.529 | 53.024 | 53.165 | 30.7480 | 51.247 |
Durchschnitt gesamt geborene Ferkel/ Wurf | 12,9 | 13,4 | 13,3 | 13,6 | 13,4 | 13,0 | 13,3 | |
Lebend geborene Ferkel Gesamt | 41.667 | 47.049 | 46.557 | 47.694 | 47.712 | 48.149 | 278.828 | 46.471 |
Durchschnitt lebend geborene Ferkel/ Wurf | 11,6 | 12,2 | 12,2 | 12,4 | 12,0 | 11,7 | 12,0 | |
Totgeborene Ferkel Gesamt | 2.602 | 2.417 | 2.369 | 3.212 | 3.928 | 3.520 | 18.048 | 3.008 |
(% an gesamt geborenen Ferkeln) | 5,6% | 4,7% | 4,7% | 6,1% | 7,4% | 6,6% | 5,9% | |
Mumifizierte Ferkel Gesamt | 2.199 | 2.022 | 1.880 | 1.623 | 1.384 | 1.496 | 10.604 | 1.767 |
(% an gesamt geborenen Ferkeln) | 4,7% | 3,9% | 3,7% | 3,1% | 2,6% | 2,8% | 3,4% | |
Abferkelrate | 88,8% | 88,1% | 85,3% | 86,1% | 88,1% | 88,4% | 87,5% | |
Todesfälle bis zum Absetzen | 3.504 | 3.709 | 2.937 | 3.303 | 2.854 | 2.952 | 19.259 | 3.210 |
(% an lebend geborenen Ferkeln) | 8,4% | 7,9% | 6,3% | 6,9% | 6,0% | 6,1% | 6,9% | |
Abgesetzte Sauen | 3.634 | 3.857 | 3.776 | 3.833 | 3.966 | 4.120 | 23.186 | 3.864 |
Absetzferkel Gesamt | 38.284 | 43.135 | 43.143 | 43.819 | 43.883 | 42.999 | 255.263 | 42.544 |
Sterblichkeitsrate bis zum Absetzen | 8,7% | 8,6% | 6,5% | 7,5% | 8,5% | 10,8% | 8,4% | |
Abgesetzte Schweine/ abgesetzter Wurf | 10,5 | 11,2 | 11,4 | 11,4 | 11,1 | 10,4 | 11,0 | |
Durchschnittsalter beim Absetzen | 23,2 | 21,4 | 21,3 | 20,6 | 19,5 | 19,5 | 20,9 | |
Sauenbestand | ||||||||
Durchschnittliche Zahl weiblicher Tiere | 1.912 | 2.024 | 1.980 | 2.022 | 1.953 | 1.974 | 1.978 | |
Durchschnittliche Zahl der Jungsauen | 377 | 407 | 340 | 390 | 284 | 265 | 344 | |
Durchschnittliche Zahl der Muttersauen | 1.535 | 1.617 | 1.640 | 1.632 | 1.669 | 1.709 | 1.634 | |
Durchschnittsalter der weiblichen Tiere (gebärfähig) | 2,1 | 1,7 | 1,8 | 2,0 | 2,2 | 2,3 | 2,0 |
Die Daten bestätigten die Angaben des Tierhalters:
- Die Fruchtbarkeit des gesamten Bestands war immer niedrig, auch wenn die Zahl im Vergleich zu vorhergehenden Zeiträumen vor Kurzem um fast ein halbes Ferkel gesunken war.
- Die Leistung im Betrieb hat sich nicht allgemein, sondern insbesondere im Abferkelstall verschlechtert und ist vor allem mit einem Anstieg der Sterblichkeitsrate bis zum Absetzen verbunden.
Außerdem sind die folgenden Entwicklungen augenfällig:
- In den letzten 5 Jahren hat sich die durchschnittliche Zahl der Geburten von 1,7 auf derzeit 2,3 Würfe erhöht. Diese Tatsache kann einen Einfluss auf verschiedene Produktivitätsparameter haben.
- Parallel zum langsamen, aber progressiven Anstieg der Betriebsgröße ist die Laktationsperiode von 23,2 Tagen vor 6 Jahren auf derzeit 19,5 Tage gesunken. Logischerweise könnte diese Reduzierung eine Wirkung auf die Fruchtbarkeit haben, was weiter unten eingehender erörtert werden soll.
Niedrige Fruchtbarkeit
Die Untersuchung dieser Parameter beruht hauptsächlich auf der Analyse der Leistungsdaten. Die Verteilung der Geburtenzahl der gesamt geborenen Ferkel in den letzten 12 Monaten stellt sich folgendermaßen dar:
Die grafische Darstellung zeigt, dass die Fruchtbarkeit nach der ersten Laktation deutlich sinkt. Obwohl die Jungsauen normalerweise eine der Gruppen mit geringerer Fruchtbarkeit ist, weisen sie im Durchschnitt fast die gleichen Werte auf wie die Gesamtgruppe. Aus diesem Grund scheint sich das Problem auf die Altsauen zu konzentrieren. Da die Laktationsperiode kürzer wurde, analysierte man die Wirkung dieser Laktationsperiode auf die folgende Fruchtbarkeit.
Tabelle 2: Deckungsergebnisse durch vorhergehende Laktationsperiode, 10. April - 16. März
Zwischen 18 und 23 Tagen beträgt die Differenz mehr als ein Ferkel. Deshalb ist die kurze Dauer der Laktationsperiode eine der Ursachen für die niedrige Fruchtbarkeit und dieser Effekt verstärkte sich in jüngster Zeit, da die Laktationsperiode kürzer wurde.
Auf der anderen Seite verfügt der Betrieb zusätzlich zu den Großelternsauen über zwei verschiedene genetische Linien. Die Fruchtbarkeit wurde durch die Geburtenzahl beider genetischer Linien analysiert.
Die genetische Linie B weist eine deutlich niedrigere Fruchtbarkeit als die genetische Linie A auf. Deshalb wird die gesamte Fruchtbarkeit durch die genetische Linie B deutlich verringert. Diese grafische Darstellung veranschaulicht außerdem die wichtige Erkenntnis, dass beispielsweise in beiden genetischen Linien die erstgebärenden Sauen zu den gebärfreudigsten Tieren zählen, was die Hypothese stützt, dass die Probleme bezüglich der Fruchtbarkeit in Zusammenhang mit den Altsauen zu sehen sind.
Rückgang der letzten Jahre
Tabelle 1 zeigt, dass der Rückgang der Leistungsfähigkeit im letzten Zeitraum hauptsächlich auf eine Erhöhung der Sterblichkeitsrate bis zum Absetzen zurückzuführen war. Eine weitere Analyse der Trächtigkeitsdaten zeigte jedoch, dass Parameter wie unregelmäßige Wiederholungen und Aborte in diesem letzten Zeitraum gegenüber den drei vorhergehenden Zeiträumen gestiegen sind.
Tabelle 3: Ergebnisse der Trächtigkeit, 6 Zeiträume von je 12 Monaten
01.04.2010 31.03.2011 | 01.04.2011 31.03.2012 | 01.04.2012 31.03.2013 | 01.04.2013 31.03.2014 | 01.04.2014 31.03.2015 | 01.04.2015 31.03.2016 | |
Deckungen Gesamt | 1.719 | 3.538 | 4.418 | 4.485 | 4.577 | 4.565 |
(in % der Gesamtzahl) | 7,4% | 15,2% | 19,0% | 19,2% | 19,6% | 19,6% |
Deckungen von Umrauschern | 119 | 233 | 370 | 299 | 295 | 319 |
Umrauscherrate | 6,9% | 6,6% | 8,4% | 6,7% | 6,4% | 7,0% |
Durchschnittl. Umrauschzeit | 26,1 | 26,4 | 23,6 | 26,1 | 31,9 | 26,3 |
Frühes Umrauschen (<18) | 2 | 6 | 1 | 6 | 0 | 4 |
Regelmäßiges Umrauschen - 1. (18-25) | 68 | 127 | 286 | 195 | 149 | 191 |
Unregelmäßiges Umrauschen (26-37) | 36 | 75 | 69 | 55 | 41 | 86 |
Regelmäßiges Umrauschen - 2. (38-46) | 10 | 20 | 9 | 28 | 35 | 18 |
Spätes Umrauschen (>46) | 3 | 5 | 5 | 15 | 70 | 20 |
Regelmäßig - 1. bis regelmäßig - 2. | 6,80 | 6,35 | 31,78 | 6,96 | 4,26 | 10,61 |
Regelmäßig bis unregelmäßig | 2,17 | 1,96 | 4,28 | 4,05 | 4,49 | 2,43 |
Aborte | 37 | 165 | 101 | 98 | 110 | 134 |
Aborte von Jungsauen | 16 | 22 | 10 | 8 | 17 | 15 |
Aborte von Muttersauen | 21 | 143 | 91 | 90 | 93 | 119 |
Im Abferkelstall war neben der höheren Sterblichkeitsrate bis zum Absetzen auch eine Erhöhung der Zahl der Sauen zu verzeichnen, die 0 Ferkel absetzten.
Tabelle 4: Zahl der Absetzphasen, 6 Zeiträume von je 12 Monaten.
01.04.2010 31.03.2011 | 01.04.2011 31.03.2012 | 01.04.2012 31.03.2013 | 01.04.2013 31.03.2014 | 01.04.2014 31.03.2015 | 01.04.2015 31.03.2016 | |
Abgesetzte Sauen | 692 | 2.656 | 3.626 | 3.823 | 3.960 | 4.114 |
(in % der Gesamtgeburten) | 3,7% | 14,1% | 19,2% | 20,3% | 21,0% | 21,8% |
Abgesetzte Sauen ohne Wurf | 31 | 143 | 202 | 185 | 293 | 362 |
Nach Analyse der Daten besuchten wir den Betrieb. Insbesondere von jüngeren Sauen gab es etliche Würfe im Abferkelstall mit niedriger Lebensfähigkeit und schlecht aussehenden Ferkeln, die auch eine schlechte Milchannahme zeigten.
Darüber hinaus beobachtete man Ferkel mit Hämorrhagien und Nekrose.
Hämorrhagien wurden auch bei Sauen festgestellt.
Zu sehen waren auch Nekrose der Vulva und Vulvitis.
All diese Symptome passen zu einem hohen Gehalt an Mykotoxin im Futter, insbesondere Zearalenon und Deoxynivalenol, was die Verschlimmerung der Fortpflanzungsleistung erklärt, die in den letzten Monaten festgestellt wurde. Die Intensität der Symptome hängt vom Zeitpunkt der Aufnahme und der Toxinkonzentration im Futter ab, obwohl die klinischen Symptome keinen Zweifel an der Quelle des Problems bestehen lassen.
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Die zwei beschriebenen Probleme haben verschiedene Ursachen und erfordern infolgedessen auch verschiedene Lösungen:
- Niedrige Fruchtbarkeit. In den folgenden zwei Bereichen muss etwas unternommen werden:
- Nach Möglichkeit ist der prozentuale Anteil von Sauen der genetischen Linie A zu erhöhen und derjenige der genetischen Linie B zu reduzieren. Der Unterschied zwischen ihnen ist auffällig: Bei der genetischen Linie A macht er ca. ein zusätzliches Ferkel aus.
- Zunehmende Dauer der Laktationsperiode: Eine starke Verlängerung der Dauer ist nicht notwendig, da dies auch andere Produktivitätsparameter des Betriebs beeinträchtigen würde. Eine Verlängerung um 2-3 Tage, was einen Anstieg zwischen 0,5 und 1 zusätzlichen Ferkel pro Wurf bedeuten könnte, würde ausreichen. Die Einrichtung von 30 zusätzlichen Abferkelbuchten würde eine Verlängerung der Laktationszeit um 2,5 bis 3 Tage ermöglichen
- Mykotoxine Das Ziel sollte eine Reduzierung oder Eliminierung der Mycotoxingehalte bei der Futterverarbeitung sein. Dafür muss der Einsatz von Rohstoffen mit einem vermutlich hohen Risiko vermieden und regelmäßig ein wirksamer Mykotoxinbinder verwendet werden. Offensichtlich wurde bereits ein Binder benutzt, weshalb empfohlen wird, entweder seine Dosierung zu überprüfen oder das Produkt zu wechseln. Es wird außerdem dazu geraten, einen Plan zur Qualitätskontrolle einzuführen, der eine routinemäßige Analyse der verwendeten Rohstoffe auf Mykotoxine beinhaltet.
Schließlich ist zu beachten, dass dieser Fall den Nutzen der Kombination von Betriebsbesichtigungen mit einer gründlichen Datenanalyse zeigt, um die Ursachen eines speziellen Problems besser erkennen und mögliche Lösungen finden zu können.