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Risikofaktoren für das Auftreten der Enzootischen Pneumonie bei Mastschweinen

Jeglicher Kontakt zwischen Mastschweinen verschiedenen Alters beim Umstallen erhöhte das Infektionsrisiko.

21 März 2016
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Publikation

Herd-Level Risk Factors for Seropositivity to Mycoplasma hyopneumoniae and the Occurrence of Enzootic Pneumonia Among Fattening Pigs in Areas of Endemic Infection and High Pig Density. H Nathues, YM Chang, B Wieland, G Rechter, J Spergser, R Rosengarten, L Kreienbrock and E. grosse Beilage. Transbound Emerg Dis. 2014 Aug;61(4):316-28. doi: 10.1111/tbed.12033

 

Was wurde untersucht?

In einer Fall-Kontroll-Studie, die zwischen 2006 und 2010 mit 100 Betrieben in einer Region mit hoher Schweinebesatzdichte durchgeführt wurde, von denen eine Mehrheit der Betriebe endemisch mit Mycoplasma hyopneumoniae  (M. hyo) infiziert war, wurden Daten erhoben, um die potentiellen Risikofaktoren für das Auftreten von Enzootischer Pneumonie (EP) zu identifizieren..

 

Wie wurde es untersucht?

Die Betriebe wurden folgendermaßen in 3 Gruppen aufgeteilt:

Gruppe Zahl der Betriebe Enzootische Pneumonie Hustenindex Seroprävalenz von M. hyo
Erkrankt 40 + hoch hoch
Gesund 25 - niedrig niedrig
Seropositiv 35 - niedrig hoch

In allen Betrieben wurden das Management, die Tierhaltung, die Umgebung und die klinischen Symptome (Hustenindex) ebenso wie die Seroprävalenz von M. hyo, SIV und PRRS bei Endmastschweinen untersucht. Die Ergebnisse wurden hinsichtlich der Unterschiede zwischen den 3 Gruppen analysiert und nur die Variablen, die sich zwischen den einzelnen Gruppen eindeutig unterschieden, wurden auf eine Korrelation überprüft und daraufhin in einem multivariablen Modell analysiert. Die festgestellten Faktoren wurden dann als relatives Risiko (RR) bezeichnet.

 

Was sind die Ergebnisse?

Die durchschnittlichen Ergebnisse der Seroprävalenz und des Hustenindex nach Gruppen waren::

Gruppe Hustenindex Seroprävalenz von M. hyo (%)
Erkrankt 4,3 86,6
Gesund 0,7 11,2
Seropositiv 0,9 86,3

 

Faktoren und das statistisch relevante jeweilige relative Risiko in den „erkrankten“ Betrieben im Vergleich zu „gesunden” und „seropositiven” Betrieben:

  • Eine einzige Impfung der bis zu 2 Wochen alten Ferkel gegen M. hyo erhöhte das Risiko um 7,33 (p=0,026), dass der Betrieb infiziert wurde.
  • Die routinemäßige antibiotische Behandlung von Saugferkeln im Alter von 1 Woche mit Substanzen, die gegen M. hyo wirkten, erhöhten das Risiko um 6,88 (p=0,059).
  • Der Kontakt (mehrere Minuten bis zu einigen Stunden) zwischen Mastschweinen verschiedenen Alters beim Umstallen in Einzelbuchten erhöhte das Risiko um 4,42 (p=0,012)
  • Das Abferkeln von Partien im 1- oder 3-Wochen-Rhythmus erhöhte das Risiko um 3,14 (p=0,049) im Vergleich zu 2- oder 4-wöchigen Intervallen.
  • Zusammenwirkende Antikörper gegen SIV H3N2 bei Mastschweinen erhöhten das Risiko um 1,03.

 

Faktoren, die die Seroprävalenz von  M. hyo  (mit oder ohne klinische Symptome) beeinflussen::

  • Höheres Risiko mit zunehmendem Alter beim Absetzen (>23 Tage)
  • Reduziertes Risiko in Betrieben, in denen Jungsauen den Krankheitserregern durch lebende Tiere anstatt durch Stuhl oder anderes Material ausgesetzt sind.
  • Reduziertes Risiko in Betrieben mit einer Zunahme an abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr.

 

Welche Schlussfolgerung kann aus der Publikation gezogen werden?

Präventionsprogramme und Strategien zur Bekämpfung von EP in endemisch infizierten Schweinebetrieben beruhen normalerweise auf der Impfung und Behandlung der Ferkel. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Programme zusätzlich Risikofaktoren für klinische Erkrankungen und die vermehrte Übertragung von M. hyo berücksichtigen sollten. Erfolgreiche Strategien zur Reduzierung der Auswirkungen von EP scheinen die Optimierung der Akklimatisierung der Zuchtschweine ebenso wie die strikte Trennung der Schweinepartien in Betrieben, die im Rein-Raus-Verfahren geführt werden, zu sein.

 

Enric MarcoAus Sicht der Praxis von Enric Marco

Enzootische Pneumonie ist vielleicht eine der am weitesten verbreiteten Krankheiten in den Schweinebetrieben, insbesondere in Gebieten mit hoher Schweinebesatzdichte, wo die Prävalenz normalerweise bei 100% liegt.

In den vergangenen Jahren beruhte die Bekämpfung der Krankheit auf verschiedenen Impfstrategien, die insbesondere bei Ferkeln angewandt wurden. Trotzdem sind klinische Symptome und eine hohe Seroprävalenz bei Mastschweinen immer noch relativ häufig.

Umwelt- und Managementfaktoren wurden schon immer mit diesem Problem in Verbindung gebracht. Mastschweine aus Betrieben mit kontinuierlicher Stallbelegung, die schlecht belüftet sind oder sich in Gebieten mit übermäßig hoher Schweinebesatzdichte befinden, laufen bekanntermaßen große Gefahr an dieser Krankheit zu erkranken. In dieser Veröffentlichung werden viele dieser Faktoren betrachtet und es werden einige Details des Tiermanagements aufgezeigt, die bisher möglicherweise unterschätzt wurden, bei künftigen Maßnahmen aber zu berücksichtigen sind.

Die Möglichkeit des Kontakts zwischen Tieren verschiedenen Alters wurde als Risiko für die Ausbildung einer Enzootischen Pneumonie immer in Betracht gezogen und in dieser Hinsicht fördert diese Veröffentlichung nichts Neues zutage. Neu allerdings ist die These, dass kurzfristige Kontakte zwischen den Tieren auch mit einem erhöhten Infektionsrisiko in Verbindung gebracht werden. Es geht uns hier nicht um den Vergleich der kontinuierlichen Stallbelegung mit dem Management von Partien im Rein-Raus-Verfahren, sondern darum, ob das Management von Partien korrekt durchgeführt wird oder nicht.

Die Auswirkungen einer ordnungsgemäßen Akklimatisierung der Jungsauen bei der Ausbildung von Enzootischer Pneumonie schien nicht so relevant zu sein, da die Impfstoffe normalerweise im Rahmen der Programme zu ihrer Eingewöhnung verabreicht werden. Die Schlussfolgerung dieser Veröffentlichung, dass eine korrekte Anpassung den direkten Kontakt mit den Tieren des Betriebs beinhalten sollte, in den sie aufgenommen werden, scheint jedoch auf der Hand zu liegen.

In dem Artikel wurde außerdem auch ein erhöhtes Risiko bei der frühen Einführung von Impfplänen (<2 Wochen) festgestellt, wenn die Ferkel innerhalb der ersten Lebenswochen behandelt werden, wenn wenige Tage später das Absetzen erfolgt oder, wenn der Betrieb ein System benutzt, bei dem Partien im 1- bis 3-wöchigen Rhythmus im Gegensatz zum 2- bis 4-wöchigen Rhythmus umgestallt werden (in diesen Partien ist frühes Absetzen ein Muss). Meines Erachtens würden diese Ergebnisse darauf hindeuten, dass es wichtig ist zu prüfen, was im Abferkelstall passiert, wenn wir eine wirksame Kontrolle der Enzootischen Pneumonie anstreben. Seit der Veröffentlichung des Artikels durch E. Fano und C. Pijoan (2007), in der der Ausbruch der Krankheit bei Mastschweinen mit ihrer Prävalenz bei Absetzerferkeln in Verbindung gebracht wurde, wissen wir, dass eine frühe Bekämpfung der Krankheit einer der entscheidenden Punkte ist. Angesichts der Ergebnisse sind jedoch einige der praktischen Auswirkungen, die sich aus Fanos Artikel ergeben, wie z. B. die frühe Behandlung der Saugferkel oder die Ansicht, dass eine sehr frühe Impfung einer Besiedlung durch die Krankheitserreger vorbeugt, wohl falsch.

Im Hinblick auf die Ergebnisse des Artikels sind die Maßnahmen offenbar erfolgreicher, wenn sie darauf abzielen, die Ausscheidung von M. hyo bei Sauen zu reduzieren, als wenn die Bekämpfung der Infektion bei Ferkeln im Mittelpunkt steht. Im Allgemeinen sind die produktiveren Betriebe (größere Anzahl an Absetzerferkeln) diejenigen mit guter gesundheitlicher Stabilität der Sauenbestände, die in dem Artikel mit einem geringeren Risiko des Auftretens einer Enzootischen Pneumonie in Verbindung gebracht werden.

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