Koreanische Betriebsinhaber zogen dieses Jahr 14,5 Mio. Schweine auf, was im Vergleich zu 2013 einer Zunahme um 3,05% entspricht. Die durchschnittliche Betriebsgröße in Korea umfasst ca. 200 Sauen. Die meisten Schweine werden im Rein-Raus-Verfahren meist in eigenständigen Betrieben gehalten. Große integrierte Betriebe arbeiten mit getrennter Haltung, bei der die Zucht, Trächtigkeit und Ferkelaufzucht räumlich von der Mast/Endmast getrennt werden.
Das Reproduktions- und Atemwegssyndrom der Schweine (PRRS) ist eine der in wirtschaftlicher Hinsicht verheerendsten Erkrankungen in der koreanischen Schweineindustrie. PRRSV wird auf Grundlage der 3′-terminalen Strukturgene oder des gesamten Genoms in die Genotypen 1 (europäisch) und 2 (nordamerikanisch) unterteilt. PRRSV Typ 1 wird ferner eingeteilt in mindestens vier genetische Subtypen: einen paneuropäischen Subtyp 1 und die osteuropäischen Subtypen 2, 3 und 4 (Stadejek et al. 2013). In Korea wurde PRRSV Typ 2 erstmals während der weltweiten Epidemie 1994 (Kweon et al. 1994) und später im Jahr 2005 auch PRRSV Typ 1 isoliert (Nam et al. 2009). PRRSV Typ 1, das in Korea isoliert wurde, gehört zum paneuropäischen Subtyp 1 (Kim et al. 2010). Die Herkunft von PRRSV Typ 1 in Korea ist unbekannt. Allerdings wurden laut dem Nationalen Institut für veterinärmedizinische Forschung und Quarantäne in den Jahren 2003-2006 mehr als 10.000 Jungsauen aus europäischen Ländern wie z. B. Großbritannien, Dänemark und Belgien nach Korea importiert. Man kann deshalb vermuten, dass der Ursprung von PRRSV Typ 1 bei den Jungsauen zu suchen ist, die aus europäischen Ländern importiert wurden. Seit 2005 kursieren in den Betrieben sowohl PRRSV Typ 1 als auch Typ 2. Das Auftreten von PRRSV Typ 1 und Typ 2 bei koreanischen Schweinezuchtbetrieben beträgt 29,4% bzw. 54,4% (Lee et al. 2010). Ebenso üblich ist eine Doppelinfektion mit beiden Stämmen (16,2%) (Lee et al. 2010).
Abb. 1: Naive Jungsauen haben sich auf natürlichem Weg mit PRRSV Typ 1 infiziert und zeigen Zyanose am Ohr („Blaue-Ohren-Krankheit”).
Klinisches Krankheitsbild
Die Schwere und Dauer von Atemwegserkrankungen, die durch PRRSV-Infektionen vom Typ 1 verursacht wurden, variiert unter Feldbedingungen sehr stark. Einige koreanische Schweinezuchtbetriebe, in denen PRRSV Typ 1 zirkuliert, berichteten von schweren Atemwegserkrankungen und andere von endemischen Atemwegserkrankungen, aber in vielen Betrieben wurden dagegen keine klinischen Erkrankungen festgestellt. Es hat sich herausgestellt, dass es für die verschiedenen Stämme des Typs 1 aus Korea unter experimentellen Bedingungen Unterschiede hinsichtlich der Virulenz und Schwere der Atemwegserkrankung gibt (Han et al. 2010a).
PRRSV Typ 1 und Typ 2 weisen in Bezug auf ihre Fähigkeit, Atemwegserkrankungen bei Mastschweinen hervorzurufen, unterschiedliche Virulenzgrade auf. In Korea führen Stämme vom Typ 2 generell zu schwereren Atemwegserkrankungen bei Mastschweinen als Stämme vom Typ 1 (Han et al. 2010b). Was reproduktive Störungen bei Zuchtsauen angeht, werden in Bezug auf Atemwegserkrankungen keine großen Unterschiede der Virulenz zwischen Typ 1 und Typ 2 festgestellt (Han et al. 2014). Stämme vom Typ 1 können ebenso wie Stämme vom Typ 2 bei trächtigen Jungsauen zu Aborten und zur Geburt totgeborener Ferkel führen (Han et al. 2013a). Entsprechend unterscheiden sich auch PRRSV Typ 1 und Typ 2 nicht hinsichtlich der Virulenz für das männliche Fortpflanzungssystem von Ebern (Han et al. 2013b).
Diagnose
Aus diagnostischer Sicht ist PCR das einzig brauchbare Verfahren zum Nachweis und zur Unterscheidung von PRRSV Typ 1 und Typ 2, da der handelsübliche ELISA-Assay Antikörper gegen PRRSV Typ 1 nicht von Antikörpern gegen PRRSV Typ 2 unterscheiden kann.
Deshalb benutzen viele Diagnoselabore PCR für den Nachweis und die Unterscheidung zwischen PRRSV Typ 1 und Typ 2.
Seuchenbekämpfung
Derzeit ist in Korea aufgrund des verbreiteten Einsatzes kontinuierlicher Produktionssysteme mit hoher Schweinebesatzdichte und hoher Prävalenz von PRRSV wohl eher die Bekämpfung als die Eliminierung der Krankheit die erfolgreichere und realistischere Strategie. Obwohl verschiedene Möglichkeiten zur Bekämpfung von PRRSV zur Verfügung stehen, wäre zu diesem Zweck eine strategische Kombination von Impfung und Herdenmanagement zur Koordination der Ein-, Um- und Ausstallung von Vorteil. Zur Bekämpfung von PRRSV wurden bis 2014 nur auf der Grundlage von PRRSV Typ 2 modifizierte Lebendimpfstoffe eingesetzt. Danach wurden in Korea zur Bekämpfung von Infektionen mit PRRSV Typ 1 zwei handelsübliche, auf der Grundlage von PRRSV Typ 1 modifizierte Lebendimpfstoffe zugelassen. Sobald diese auf der Grundlage von PRRSV Typ 1 modifizierten Lebendimpfstoffe auf den koreanischen Markt kamen, wurden Betriebe, die mit Stämmen vom Typ 1 infiziert waren, damit geimpft. Koreanische Betriebsinhaber führen normalerweise eine Massenimpfung durch, bei der alle trächtigen und nicht trächtigen Sauen und Jungsauen alle 4 Monate immunisiert werden.
Schlussfolgerung
PRRSV Typ 1 ist in koreanischen Schweinebetrieben weit verbreitet. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die Folgen von Infektionen durch PRRSV Typ 1 aufgrund von reproduktiven Störungen bei Zuchtsauen von größerer Bedeutung als Atemwegserkrankungen bei Mastschweinen. Auf der Grundlage von PRRSV Typ 1 modifizierte Lebendimpfstoffe sind wirksam für den Schutz von Schweinen gegen PRRSV Typ 1.