Kommentierte Publikation
Niederwerder MC, Stoian A, Rowland R, Dritz SS, Petrovan V, Constance LA, et al. Infectious Dose of African Swine Fever Virus When Consumed Naturally in Liquid or Feed. Emerg Infect Dis. 2019;25(5):891-897. https://dx.doi.org/10.3201/eid2505.181495
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Kommentar
Die Epidemie der Afrikanischen Schweinepest, von der Mitteleuropa und Asien betroffen sind, überrascht uns immer wieder, insbesondere die offensichtliche Leichtigkeit, mit der einige landwirtschaftliche Betriebe infiziert wurden, zu denen auch einige Betriebe mit offensichtlich guter Biosicherheit gehören. Dies ist bei einigen infizierten Großbetrieben in Rumänien oder Bulgarien der Fall. Die Tatsache, dass die rumänischen Veterinärbehörden das Wasser aus der Donau für die wahrscheinliche Infektionsquelle eines dieser Großbetriebe hielten, ließ alle Alarmglocken läuten, da es in der Fachliteratur keine Daten darüber gab.
Die vorliegende Veröffentlichung ist sehr interessant, da zum ersten Mal festgelegt wird, welche minimalen Infektionsdosen im Wasser und im Futter vorliegen müssen, damit es zu einer ASP-Infektion kommt. Dass kontaminiertes Wasser oder Futtermittel die Krankheit übertragen können, sollte nicht überraschen, denn wir wissen seit Jahren, dass die Fütterung von Schweinen mit kontaminiertem Futter einen der wichtigsten Übertragungswege der ASP-Infektion darstellt. Ich halte es aber für wichtig, nicht in Panik zu geraten und daran zu denken, dass jedes Futter oder Wasser, das in einem Betrieb verwendet wird, infektiöses Material sein kann, vor allem, wenn wir uns die Erfahrungen vor Augen führen, die wir in Spanien mit der Krankheit gemacht haben. Zum besseren Verständnis habe ich mir erlaubt, ein paar kleine Berechnungen durchzuführen um zu sehen, wie hoch die tatsächliche Wahrscheinlichkeit ist, infektiöse Konzentrationen im Trinkwasser zu erreichen. Um es anschaulicher zu machen, wählte ich dafür den theoretisch durch das Wasser aus der Donau infizierten Betrieb als Beispiel. Wissen Sie, wie viele infizierte tote Schweine in die Donau fallen oder geworfen werden müssen, um eine Dosis von 101 TCID50 zu erhalten? Wenn man die Daten zum durchschnittlichen Wasserdurchfluss der Donau berücksichtigt, sind 6500 m3/s erforderlich und unter Annahme eines durchschnittlichen Gewichts der in die Donau geworfenen Schweine von 50 kg und der Voraussetzung, dass das gesamte in den Schweinen enthaltene Blut (65 ml/kg Gewicht) in das Wasser der Donau gelangen würde und die Konzentration des Virus im Blut 3 x 106 Viren/200 Mikroliter (Blome et al., 2013) und somit der Konzentration entspricht, die bei einer akuten Infektion festgestellt wurde, müssten jeden Tag mindestens 115 Schweine in den Fluss fallen oder geworfen werden, damit das gesamte Blut, das in ihrem Körper enthalten ist, in das Trinkwasser gelangt, dessen Viruslast darüber hinaus durch keine Desinfektionsanlage reduziert werden würde.
Bezüglich der Ausgangsstoffe müsste die infektiöse Belastung nach der gleichen Studie größer als 105,6 TCID50 sein, womit der Übertragungsweg weniger wahrscheinlich wäre, wenn wir an eine mögliche Kontamination in dem Gelände, von dem die Kontamination ausgeht, denken. Es kann sich allerdings um einen Faktor handeln, der zu berücksichtigen ist, wenn die Kontamination bei der Lagerung erfolgt.
Bezüglich der Biosicherheit von Schweinebetrieben müssen wir unter Berücksichtigung dieser Studie die Sanitisierung von Trinkwasser in Betracht ziehen, insbesondere wenn es von Quellen stammt, die ein gewisses Risiko haben können (wie Flüsse oder Wasserkanäle) und in Bezug auf Futtermittel wird es am wichtigsten sein sicherzustellen, dass sowohl Lieferanten als auch Nutzer über sichere Lagersysteme verfügen, die den Kontakt der Rohstoffe/Futtermittel mit den Kontaminationsquellen (wie z. B. Nagetiere, Vögel, Wildschweine) verhindern..
Zusammenfassung der kommentierten Publikation
Was wurde untersucht? Wie wurde es gemacht? Die experimentell induzierte Infektion erfolgte bei 68 gesunden Hybridschweinen mit einem Alter von ca. 52 Tagen in einem Betrieb mit Biosicherheitsstufe 3 in 7 separaten Replikationen mit verschiedenen Dosen. Die Virusquelle stammte aus der Milz von Schweinen, die sich akut mit dem ASPV-Stamm aus Georgien 2007 (dem Stamm, der derzeit in Europa und Asien zirkuliert) infiziert hatten. Die Virendosis wurde in verschiedenen Verdünnungen von 100 bis 108 TCID50/ml (notwendige Dosis pro Milliliter, um in 50 % der Zellkulturen eine Infektion auszulösen) titriert, denen 100 ml flüssiges Medium (RPMI) oder 100g Alleinfutter (frei von tierischen Inhaltsstoffen) zugesetzt wurden. Die Wahl der Infektionsdosis wurde mit Hilfe der kontinuierlichen Neubewertungsmethode zur Angleichung von ID50 und zur Optimierung der Dosisbestimmungskurve bestimmt. Die Schweine bekamen 10-14 Stunden lang kein Futter und Wasser, um den Verzehr der Flüssigkeit oder des Futters zu gewährleisten, die mit den Krankheitserregern versetzt waren. Nicht geimpfte Kontrollschweine wurden mit den exponierten Schweinen in separaten Buchten untergebracht. Die Schweine wurden einer ASPV-Einzeldosis ausgesetzt. Basierend auf der Einzelexposition führten die Autoren wiederholte Expositionen durch, wobei unter wiederholten Expositionen eigenständige Ereignisse zu verstehen sind. Sie berechneten die Infektionswahrscheinlichkeit mehrerer Expositionen als 1-(1-p)q, wobei p = Einzelexpositionswahrscheinlichkeit und q = Anzahl der Expositionen. Die Schweine wurden zweimal täglich klinisch untersucht, bis sie am 5. Tag oder, wenn klinische Anzeichen von ASP beobachtet wurden, auch früher eingeschläfert wurden. Die Infektion wurde mit Hilfe von 3 Tests bestätigt: PCR von Blut, PCR der Milz oder Virusisolierung aus der Milz. Was sind die Ergebnisse? 32 Schweine zeigten Anzeichen einer ASP-Infektion (16 positive Ergebnisse durch Virusisolation und PCR der Milz, 8 positive Ergebnisse lediglich durch die Virusisolierung aus der Milz und 8 positive Ergebnisse bei allen Tests). Insgesamt erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit Erhöhung der Dosis. Die minimale Infektionsdosis von ASPV in Flüssigkeit lag bei 100 TCID50 (notwendige Dosis, um in 50 % der Zellkulturen eine Infektion auszulösen) im Vergleich zu 104 TCID50 im Futter. Die mittlere Infektionsdosis betrug 101,0 TCID50 für Flüssigkeit und 106,8 TCID50 für Futter. Tabelle 1: Zusammenfassung der Ergebnisse für Schweine, die dem ASP-Virus in Flüssigkeit oder im Futter auf oralem Weg ausgesetzt waren, um die Infektionsdosis von ASPV beim natürlichen Verzehr zu bestimmen.
TCID50, 50% notwendige Dosis, um in 50 % der Zellkulturen eine Infektion auszulösen; – keine getesteten Schweine. Wenn mehrere Expositionen erfolgten, erhöhte sich die Infektionswahrscheinlichkeit bei allen Dosierungsniveaus für Flüssigkeit und für Futter. Bei 10 Expositionen mit Flüssigkeit, die ASPV enthielt, liegt die Wahrscheinlichkeit nahe 1 bei der niedrigsten Dosis von 1 TCID50. Schlussfolgerungen Dieser Beitrag zeigt, dass der ASPV-Stamm aus Georgien 2007 leicht auf oralem Weg durch den natürlichen Verzehr von Flüssigkeit und Futter übertragen werden kann, obwohl in pflanzlichen Futtermitteln höhere Dosen für eine Infektion erforderlich sind. Die niedrige Infektionsdosis von ASPV beim Trinken sollte als ein möglicher Faktor für die Ausbreitung von ASP durch Wasser betrachtet werden. Trotz einer höheren Mindestinfektionsdosis im Futter im Vergleich zu Flüssigkeiten gehen die Autoren davon aus, dass Futtermittel ein höheres Risiko darstellen können als Wasserquellen, da die Futterausgabe ein sehr häufiges Ereignis ist und die zentrale Futtermittelherstellung Inhaltsstoffe globaler Herkunft verwendet. Dabei können kontaminierte Futtermittel leicht an eine große Zahl an Schweinebetrieben verteilt werden. |