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Fütterungsstrategien für Spitzenleistungen beim Absetzen (Teil 1 von 2): Fütterung der Sauen

Welche Nährstoffe können der Sau zur Verfügung gestellt werden, um das fetale Wachstum sowie die Milch- und Kolostrumproduktion zu verbessern und die Entzündungsreaktion zu regulieren?

Das Absetzen stellt eine der kritischsten Phasen der Schweineproduktion dar und spiegelt sich in der hohen Ferkelmorbidität und -mortalität in diesem Zeitraum wider. Die Produktion mit vitalen Ferkeln zu starten und in den verschiedenen Lebensabschnitten auf ihre Anpassung zu achten, kann dabei helfen, diese kritische Phase zu überstehen. Die Fütterung und Haltung der Sau ist auch wichtig, um beim Nachwuchs gute Produktionsergebnisse zu erzielen. In dieser zweiteiligen Artikelreihe befassen wir uns mit einer Strategie, die sich auf das Management vieler Bereiche in der Zeit vor und nach dem Abferkeln bezieht.

Die meisten Betriebe arbeiten mit hyperproduktiven Zuchtlinien, was bedeutet, dass > 30 Ferkel/Sau/Jahr geboren werden, was im Gegenzug Ferkel mit einem geringeren Geburtsgewicht bedeutet. Schätzungsweise leiden ca. 30 % der Ferkel an unterschiedlicher Schwere von Wachstumsverzögerung der Gebärmutter, die sich in den schlimmsten Fällen als intrauterine Wachstumsretardierung (IUGR) erweist (Hales et al., 2013). In diesem Artikel prüfen wir, inwieweit es möglich ist, in verschiedenen Phasen der Sauenfütterung ernährungsphysiologisch einzugreifen, um ein höheres Geburtsgewicht der Ferkel zu begünstigen.

Verbesserung des fetalen Wachstums

Die Nährstoffverfügbarkeit während der Tragzeit wirkt sich in vielerlei Hinsicht auf die fetale Entwicklung aus. Es ist daher notwendig, das Futter der trächtigen Sauen mit bestimmten Nährstoffen (s. Tab. 1) zu ergänzen. Dazu zählen beispielsweise Arginin, eine Aminosäure, die für die Synthese von Stickstoffmonoxid (NO) erforderlich ist; Polyamine (Regulatoren der Angiogenese, Embryogenese und des Plazenta- und fetalen Wachstums (Wu et al., 2010)); methylierte Mikronährstoffe (Cholin, Folat, Methionin etc.), die als Methylgruppendonator für DNA, RNA und Proteine fungieren; L-Carnitin, das ein wesentlicher Cofaktor im Stoffwechsel von Fettsäuren ist; und bestimmte Mineralien wie Chrom und Zink, die am Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Lipiden, Proteinen und Nukleinsäuren beteiligt sind.

Tabelle 1: Nährstoffe, die benötigt werden, um das fetale Wachstum zu verbessern.

Nährstoff Phase für Futterzusatz Auswirkungen Literaturhinweise
L-Arginin Beginn der Tragzeit (25g/d L-Arg) • ↑ 1 Schwein pro Wurf Ramaekers et al., 2006
Methyliertes Folat, Betain, Vitamin B12 Alle trächtigen Sauen

• ↑ Schweinegewicht am Ende der Tragzeit

• ↑ Wurfgröße

Oster et al., 2016 Lindemann, 1993
L-Carnitin Alle trächtigen und laktierenden Sauen • ↑ Geburtsgewicht
• ↑ Anzahl der lebend geborenen Ferkel
• ↑ Anzahl der abgesetzten Ferkel
• ↑ Wurfgewicht
Musser et al., 1999
Ramanau et al., 2002
Chrompicolinat Alle trächtigen und laktierenden Sauen •↑ Körpermasse der Sau, Abferkelrate
• ↑ Anzahl der lebend geborenen Ferkel
• ↑ Anzahl der Muskelfasern bei Ferkeln
Real et al., 2008
Wang et al., 2013
Shi et al., 2018
Zink Alle trächtigen und laktierenden Sauen • ↑ Körpergewicht beim Abferkeln
• ↑ Anzahl an abgesetzten Ferkel pro Wurf
Payne et al., 2006

Regulierung der entzündlichen und antioxidativen Reaktion bei den Sauen

Eine starke Stoffwechselaktivität bei der Sau in der Tragzeit, beim Abferkeln und während der Laktation führt zu erhöhtem oxidativem und entzündlichem Stress, der zur fötalen Resorption, zu Ferkeln mit verlangsamtem intrauterinem Wachstum und zum fetalen Tod führen kann (Agarwal et al., 2005). Ein interessanter Ansatz zur Verbesserung der Reproduktionsleistung der Sau besteht in der Regulierung ihres oxidativen Status durch die Aufnahme von Antioxidantien oder Entzündungshemmern. Oxidativer Stress kann mit phytogenen Futtermittelzusatzstoffen (bioaktiven Substanzen aus Pflanzen) und Antioxidantien wie Vitamin E oder durch Reduzierung des Entzündungsgrads mit sprühgetrocknetem tierischem Plasmaprotein (SDP) reduziert werden, wodurch sich Darmentzündungen bei abgesetzten Ferkeln wahrscheinlich verringern (Bosi et al., 2004; Peace et al., 2011). SDP-Proteine sind eine Mischung aus Immunglobulinen, Albumin, Fibrinogen, Enzymen, Wachstumsfaktoren, biologisch aktiven Peptiden, Lipiden etc. Die Aufnahme phytogener Zusatzstoffe während der Tragzeit erhöhte die Zahl der lebend geborenen Ferkel um 18 % und die Aktivität antioxidativer Enzyme (SOD und GSH; Reyes-Camacho, 2019). Das Hinzufügen von 0,25 bis 0,50 % SDP in der Laktationsperiode verbessert die Produktivität von Sauen und Ferkeln durch die Zunahme des Wurfgewichts, des durchschnittlichen Ferkelgewichts und aufgrund einer größeren Zahl an abgesetzten Ferkeln (Crenshaw et al., 2007; Frugé et al., 2009). Die Futterergänzung mit hohen Dosen von Vitamin E (250 IE/kg) am Ende der Tragzeit und in der Laktationsperiode verbessert das Absetzgewicht der Ferkel, die humorale Immunantwort (IgG und IgA) und die antioxidative Aktivität der Sau und der Ferkel (Wang et al., 2017).

Vermehrte Kolostrum- und Milchproduktion

Der Verzehr von Kolostrum und Milch ist der erste vitale Instinkt der Ferkel, sobald sie geboren sind. Die Sicherstellung, dass jedes Ferkel 250 g Kolostrum trinkt, gilt als ausschlaggebend (Quesnel et al., 2012). Die Produktion von Kolostrum ist jedoch begrenzt und kann variieren. Die Entwicklung und Synthese der Milchdrüse am Ende der Tragzeit ist wichtig, um die Produktion von Kolostrum zu maximieren. Überschüssiges Fett in der Drüse wirkt sich negativ auf die Mammogenese aus, weshalb die Überfütterung der Sauen während der Tragzeit zu vermeiden ist (Farmer and Sørensen, 2001). Gleichzeitig muss fettarmes Gewebe am Ende der Tragzeit mobilisiert werden, da es einen positiven Zusammenhang zwischen der Kolostrumproduktion und dem Harnstoff- und Plasma-Kreatininspiegel (Produkte der Proteinmobilisierung und -oxidation) gibt (Loisel et al., 2014).

Die Milchproduktion der Sau hängt weitgehend von der Anzahl und Vitalität der Ferkel und der täglichen Futteraufnahme der Sau ab (Solé-Oriol and Gauze, 2017). Die zunehmende Entwicklung der Milchdrüsen und die Erhöhung des Blutflusses kann jedoch auch eine effektive Strategie zur Verbesserung der Leistung in der Laktationsperiode sein (Kim et al., 2009). Die Regulierung des Arginin-Stickoxid-Stoffwechselwegs könnte das Gefäßwachstum im Milchdrüsengewebe und die Aufnahme von Nährstoffen verbessern, da Arginin ein Substrat für die Synthese von Stickoxid ist, das wiederum als Vasodilatator und angiogener Faktor gilt. Mateo et al. (2008) beobachteten, dass der Futterzusatz von 0,83 % L-Arg während der Laktation die Milchproduktion und das Ferkelgewicht erhöht. Weitere zu berücksichtigende Aminosäuren sind die verzweigtkettigen Aminosäuren (Leu, Ile und Val). Es wurde festgestellt, dass Valin im Milchdrüsengewebe schnell verstoffwechselt wird (Li et al., 2009). Das empfohlene Val:Lys-Verhältnis während der Laktation beträgt 0,90:1 für das Ferkelwachstum (Carter et al, 2000; Gaines et al, 2006; Richert et al., 1996; Richert et al., 1997; Rousselow and Speer 1980). Die Regulierung des Fettsäurestoffwechsels durch L-Carnitin könnte eine weitere Strategie sein. Ramanau et al. (2005) ergänzten das Futter mit L-Carnitin (250 mg/d) während der Laktationsperiode und beobachteten einen Anstieg der Milchproduktion. Pflanzliche und pharmazeutische Galaktagoga wie Bockshornklee, Geißraute (Galega officinalis) und Mariendistel (Grzeskowiak et al., 2015; Khan et al., 2018), die beim Menschen zur Verbesserung der Milchproduktion zum Einsatz kommen, könnten auch bei Sauen verwendet werden.

Dieser Text unterstreicht die Bedeutung der Sauenfütterung während der Tragzeit und in der Laktationsperiode. Hervorzuheben ist die Bedeutung von Nährstoffen während der Tragzeit, welche die richtige fetale Entwicklung fördern und die Milchdrüse darauf vorbereiten, ausreichend Kolostrum und Milch zu produzieren. In der Laktationsperiode ist es von entscheidender Bedeutung, eine hohe Milchproduktion sicherzustellen. Die Einbeziehung von oxidationsregulierenden Nährstoffen oder Substanzen kann solch eine höhere Leistung erleichtern.

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