Im vorherigen Artikel haben wir beschrieben, wie wichtig die Fütterung der Sauen ist, um den Ferkeln nach der Geburt einen guten Start zu geben. In diesem Artikel werden wir einen Blick auf die Fütterung der Ferkel in der Laktationsperiode und nach dem Absetzen werfen.
Zusatzfutter für Ferkel während der Laktation
Die Laktationsperiode ist von entscheidender Bedeutung für das richtige Wachstum und die Entwicklung der Ferkel. Um die Grundlage für eine gute Milchaufnahme zu legen, ist es in den ersten Lebensstunden wichtig, dass jedes Ferkel Kolostrum trinkt. Die Gewöhnung der Ferkel an feste Nahrung (Beifutter) und Wasser ist auch in der Laktationsperiode üblich. Diese Haltungspraxis ermöglicht die Supplementierung bestimmter Nährstoffe (z. B. Nukleotide und einige Aminosäuren), um das Wachstum zu verbessern.
Beifütterung
Unter Beifütterung versteht man die Einführung von Festfutter in der Laktationsperiode, was in der Regel 7 - 10 Tage nach der Geburt geschieht, da die Ferkel vor dieser Zeit kein Interesse am Fressen von Futter zeigen (Pluske et al., 2003). Die Rolle von Beifutter besteht darin, die Ferkel mit festem Futter vertraut zu machen und Ferkel aus großen Würfen (Barnett et al., 1989) und langen Laktationsperioden, wie z. B. bei hyperproduktiven Sauen, ernährungsphysiologisch zu unterstützen. Beifutter muss sehr schmackhaft und leicht verdaulich sein, weshalb seine Formulierung komplex ist und sehr schmackhafte Inhaltsstoffe verwendet werden (Solé-Oriol and Gasa, 2017), wobei man verschiedene technologische Prozesse miteinander kombiniert (Solé-Oriol et al., 2007). Schweine, die während der Laktationsperiode Beifutter gefressen haben, beginnen in der Aufzuchtphase früher damit zu fressen (Bruininx et al., 2002), aber nur 60 % der Ferkel in einem Wurf fressen das Beifutter und können als „gute Esser“ bezeichnet werden (Barnett et al., 1989; Sulabo et al., 2010). Ferkel, die Beifutter fressen, weisen in den ersten Tagen nach dem Absetzen einen höheren Futterverbrauch, eine höhere durchschnittliche Gewichtszunahme pro Tag (Bruininx et al., 2002, 2004; Sulabo et al., 2010) und ein höheres Körpergewicht auf (Kuller et al., 2007; Sulabo et al., 2010) als denjenigen, die kein Beifutter fressen. Ein steigender Verzehr von Beifutter kann folgendermaßen erreicht werden: durch die richtige Futterzusammensetzung (komplexes Futter auf Grundlage von Dextrose, Saccharose und Milchproteinen) (Okai et al., 1976), die entsprechende Präsentation des Futters (neue Präsentationsformen können die Lust am Entdecken steigern), zeitweiliges Säugen (Trennung der Ferkel von der Sau für 12 Stunden pro Tag in der letzten Woche der Laktationsperiode) (Kuller et al., 2007) oder das Hinzufügen von Aromen zum Beifutter (obwohl in einigen Studien beobachtet wurde, dass Ferkel Beifutter ohne Zusatzaromen bevorzugen) (Figueroa et al., 2013; Blavi et al., 2016).
Bestimmte Nährstoffe von besonderer Bedeutung
Ferkel wachsen sehr schnell. Eine Voraussetzung für diesen Prozess ist in großem Maße die Verfügbarkeit von DNA, RNA und ATP ab, deren Synthese wiederum von Nukleotiden abhängt. Somit liegt es nahe, dass Nukleotide beim frühen Absetzen „bedingt essentielle“ Nährstoffe sind (Mateo et al., 2004). Vor Kurzem fütterten Che et al. (2016) Ferkel, die an einer Wachstumsretardierung (IUGR) litten, in der Laktationsperiode mit Nukleotiden als Futterzusatz und beobachteten anschließend eine Zunahme der intestinalen Mikrovilli, einen Anstieg der Laktase- und Maltaseaktivität sowie erhöhte Konzentrationen von Leukozyten, IgA und IL-1β. Dies bedeutet, dass die Aufnahme von Nukleotiden die Nährstoffverwertung, die Darmfunktion und die Immunität der Ferkel verbesserte.
Bestimmte Aminosäuren sind weitere Nährstoffe, die man berücksichtigen sollte. Zum Beispiel beobachteten Le Floc'h et al. (2008), dass Entzündungen den Katabolismus von Tryptophan (Trp) erhöht, wodurch sich seine Verfügbarkeit für das Schweinewachstum verringern kann. Folglich kann mit der Trp-Supplementierung über die Wachstumsanforderungen hinaus seine Verfügbarkeit für die Immunabwehr und das Wachstum erhöht werden. Es ist belegt, dass in unregelmäßigen Zeitabständen verabreichte Futtererzusätze mit Leucin (Leu) eine effektive Strategie zum verstärkten Wachstum des Magerfleischanteils bei neugeborenen Ferkeln ist (Boutry et al., 2016). Glutaminsäure (Glu) und Glutamin (Gln) gelten im Allgemeinen nicht als essentielle Nährstoffe. Es hat sich jedoch erwiesen, dass die Futterergänzung mit L-Gln sowohl bei Saug- als auch bei abgesetzten Ferkeln das Wachstum und die Darmgesundheit verbessert (He et al., 2016), da Gln und Glu die Darmbarriere und die Verdauungs- und Absorptionsprozesse positiv beeinflussen (He et al., 2016; Lin et al., 2014).
Fütterungsstrategien für abgesetzte Ferkel
Tabelle 1 zeigt eine Übersicht über die verschiedenen Strategien einschließlich der Schwankungen der Nährstoffe oder des Gehalts der Futtermittelbestandteile, um die Produktionsleistung zu verbessern und/oder Diarrhö bei Ferkeln nach dem Absetzen zu reduzieren.
Strategie | Mechanismus | Beispiele | Literaturhinweise |
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Reduzierung des Proteingehalts des Futters und Zugabe hochverdaulicher Inhaltsstoffe | Futter mit hohem Rohproteingehalt:
↑ die Konzentration toxischer Metaboliten im Lumen:
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1) ↓ das Rohprotein (17,3 %) im Futter nach dem Absetzen (7 oder 14 Tage):
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Heo et al. (2008) Heo et al. (2009) |
2) ↓↓ Rohprotein (13,5 %) und Beibehaltung des Wachstums von 10 bis 20 kg, solange der Aminosäurebedarf gedeckt ist (Einsatz synthetischer Aminosäuren) | Gloaguen et al. (2014) | ||
Reduzierung des Kalziumgehalts im Futter | Folgende Punkte können auf die sehr hohe Pufferkapazität von CaCO3 zurückzuführen sein:
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Hohe Ca-Gehalte:
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NRC (2012) Rousseau et al. (2012) González-Vega et al. (2016) Blavi et al. (2018) |
Die Leistung kann sich weiter verschlechtern, wenn die Ernährung als Folge eines hohen Ca/P-Verhältnisses einen P-Mangel aufweist. | Rousseau et al. (2012) | ||
Art der Ballaststoffe: Kohlenhydratpolymere von 3 oder mehr Einheiten, die im Magen-Darm-Trakt nicht verdaut oder absorbiert werden. | Unlösliche Ballaststoffe:
↓ E. coli-Zahl im Darm, ↑ Bauchgewicht, |
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Molist et al. (2009, 2010) Kim et al. (2005) Mateos et al. (2007) |
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Mateos et al. (2007) Gerritsen et al. (2012) |
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Lösliche Ballaststoffe:
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Uneinheitliche Ergebnisse:
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Schiavon et al. (2004) | ||
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Wang et al. (2016) | ||
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Gill et al. (2000) | ||
Verwendung von besonders schmackhaften Inhaltsstoffen | Schweine haben eine angeborene Vorliebe für Umami- oder süßen Geschmack und verschmähen bittere, saure oder neue Geschmacksrichtungen und Aromen. Die Auswahl von besonders schmackhaften Inhalts- oder Zusatzstoffen zur Förderung des Futterverbrauchs wird dazu beitragen, Verdauungsprobleme beim Absetzen zu verhindern. | Verschiedene Zutaten wurden gegen ein Referenzfutter getestet (60 % weißer Reis und 20 % Sojaschrot). 1) Getreide
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Solà-Oriol et al. (2009a, 2009b, 2011) |
Darüber hinaus werden im Futter nach dem Absetzen häufig zahlreiche Zusatzstoffe mit verschiedenen Funktionen verwendet wie zum Beispiel Phytobiotika, organische Säuren, Butyrat, mittelkettige Fettsäuren, Prä- und Probiotika, Mineralien in therapeutischen Dosen, Enzyme etc. Zu jedem dieser Zusatzstoffe gibt es Veröffentlichungen, die die jeweilige Funktion und ihren Nutzen bestätigen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Sauen- und die Ferkelfütterung gleichermaßen wichtig sind. Es ist darauf zu achten, dass die Ferkel vor dem Absetzen mit einer festen Ernährung vertraut gemacht werden und, dass die Schweine zusätzliche Nährstoffe erhalten, die in dieser Phase von ausschlaggebender Bedeutung sind. Nach dem Absetzen müssen die Protein- und Kalziumgehalte sowie die Qualität der Proteine, die Art der Ballaststoffe und die Schmackhaftigkeit der Futtermittelbestandteile überprüft werden.