Isolation und Eingewöhnung sind entscheidende Maßnahmen zu Beginn des produktiven Lebens von Jungsauen zur Remontierung. Der Zweck der Isolations- und Eingewöhnungsphase besteht darin, der Einschleppung neuer Krankheitserreger in den Betrieb vorzubeugen, die Stabilität des Bestands zu erhalten und es den neuen Tieren zu ermöglichen, sich den Krankheitserregern des Zielbetriebs vor ihrer Aufnahme in den Bestand und vor dem Beginn ihrer reproduktiven Phase anzupassen.
Die folgende Tabelle ist eine einfache, visuelle Darstellung zur Beschreibung der einzelnen Bestandteile des Prozesses zur Einführung von Jungsauen in den Betrieb. Für jeden Abschnitt werden verschiedene Elemente und potentielle Faktoren aufgezeigt, die sich auf das Endergebnis auswirken. Es ist darauf hinzuweisen, dass die Kategorisierung jedes Faktors nicht besagt, dass die Auswirkung positiv oder negativ ist.
Prozess | Isolation | Eingewöhnung | ||
Phase | Überwachung | Exposition | Genesung | |
Ziel | Vermeidung der Einschleppung von Krankheitserregern | Maximierung der Immunität | Minimierung der Ausscheidung von Krankheitserregern | |
Wirkung | Quarantänezeit (Einrichtungen/ Prozess) | +++ | - | - |
Örtliche Lage | +++ | - | - | |
Gesundheitsstatus im Herkunftsbetrieb | +++ | ++ | + | |
Aufzucht betriebsintern vs. extern | ++ | +++ | ++ | |
Durchlauf bei der Aufzucht (Rein-Raus-Verfahren vs. kontinuierliche Belegung) | ++ | +++ | ++ | |
Häufigkeit der Aufnahme neuer Tiere | - | +++ | +++ | |
Gesundheitsstatus im Zielbetrieb | - | ++ | +++ | |
Aufnahme in den Bestand | - | ++ | +++ |
(Juan Carlos Pinilla, Al Leman Conference 2015)
Eingewöhnung als Schlüssel für die Betriebsstabilität: Wie können die neuen Remontetiere an die häufigsten Krankheitserreger im Betrieb gewöhnt werden?
Das wichtigste Prinzip, das in Betracht zu ziehen ist, besteht darin, dass der Gesundheitszustand der Remontetiere besser als derjenige der Tiere des Zielbetriebs sein sollte. Gleichzeitig muss aber auch gewährleistet werden, dass diese Remontetiere gegenüber den Krankheiten, denen sie im Zielbetrieb ausgesetzt sein werden, immun sind. Eingewöhnungsprotokolle sollten speziell für jeden Betrieb erstellt werden und nicht einfach nur die Pläne anderer Betriebe eines Systems kopieren.
Die beiden meistbenutzten Strategien während dieser Phase beinhalten die Impfung der Tiere zur Ausbildung einer erworbenen Immunität und/ oder der Kontakt mit den Krankheitserregern des Betriebs zur Entwicklung einer natürlichen Immunität. Einige Impfungen werden bereits in der Isolationsphase durchgeführt, um die Tiere während der Eingewöhnungsphase zu schützen. Ebenso sollen durch die strategische Verabreichung von Medikamenten, die allerdings so dosiert sind, dass sich die Neuankömmlinge infizieren können, die klinischen Symptome minimiert werden.
Expositionsverfahren | Beispiele |
Kontaktsuppe | Parvovirus, PED, TGE, Rotaviren, andere enterische Krankheitserreger |
Impfung / Injektion | PRRSv |
„Seeders“/ Infizierte Schweine | Mycoplasma hyopneumoniae, andere Mykoplasmen, Pasteurella |
Impfung | PRRSv, PCV2, Influenza-A-Virus, Erysipel, Parvovirus, APP |
Umgebung / passiv | Parvovirus |
Natürliche Exposition:
Dies erfordert den Kontakt mit Tieren aus dem Zielbetrieb (Seeders) und/oder die Verfütterung einer Kontaktsuppe. Diese „Seeders“ müssen die Zielpathogene, mit denen wir unsere Remontetiere in Kontakt bringen möchten, ausscheiden. Dazu muss der Veterinärmediziner gut mit dem epidemiologischen Verhalten dieser Krankheitserreger vertraut sein. Als allgemeine Regel sollte eine schlachtreife Sau (Erstgebärende oder Sau beim ersten Ferkeln) für den natürlichen Kontakt von jeweils 20 Tieren ausreichen. Die genaue Rate ist jedoch wissenschaftlich nicht genau festlegbar und hängt von der Anzahl der Kontakte, dem Zeitpunkt, der Wahrscheinlichkeit der Übertragung beim Kontakt und dem Zeitpunkt ab, zu dem die „Seeders“ die Krankheitserreger ausscheiden.
Krankheitserreger | Geschätzte Rate R | Quelle |
Influenza-A-Virus | 10.4 | Allerson et al, 2012 |
PRRSV | 2.6 | Charpin et al, 2012 |
M. hyopneumoniae | 1.16 | Meyns et al, 2004 |
PCV2 | 5.9 | Andraud et al, 2009 |
(Übertragungsrate verschiedener Krankheitserreger beim Schwein. Die Rate R bestimmt die Anzahl der Kontakttiere, die von einem einzigen „ansteckenden“ Tier infiziert werden können.)
Protokolle für die Verfütterung von Kontaktsuppen sind besonders wichtig bei der Ausbildung einer maternalen Immunität gegenüber den meisten Krankheitserregern, die Darmerkrankungen bei Ferkeln in Abferkelställen verursachen. Obwohl der Einsatz von Verabreichungsprotokollen auf keiner exakten Wissenschaft beruht, ist ein dramatischer Rückgang der Darmprobleme bei den Jungtieren festzustellen, wenn sie korrekt umgesetzt werden (ausreichender Kontakt).
Empfehlungen:
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Die Dauer der Eingewöhnungsphase hängt von den Krankheitserregern ab, um die es geht. Im Allgemeinen wird eine Zeit von mindestens 4 Wochen für die Isolation und 4 Wochen für die Eingewöhnung empfohlen. Es ist außerdem daran zu denken, dass bei der Anpassung an PRRSv ein zusätzlicher Zeitraum von 30 Tagen zu berücksichtigen ist.
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Mit den Impfungen darf erst eine Woche nach dem Beginn der Isolation begonnen werden, damit die Tiere sich nach ihrem Transport erholen können.
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Die Anzahl der Remontetiere pro Jahr ist zu begrenzen. Dies erfolgt am besten durch die Aufnahme von Tieren verschiedenen Alters in jeder Gruppe. Um zu einem Konsens bezüglich Gesundheit und Produktivität zu gelangen, wird dazu geraten, über zwei Einrichtungen zu verfügen. Dies ermöglicht uns die Anwendung des Rein-Raus-Verfahrens ohne den Verlust von Produktionskapazitäten.
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Die Kommunikation unter den Veterinärmedizinern ist unerlässlich, um zu wissen, welche Tiere man kaufen soll, und um den besten Eingewöhnungsplan für die Remontetiere auszuarbeiten.
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Jeder Betrieb muss über ein eigenes Aufnahmeprotokoll verfügen. Dazu muss der Veterinärmediziner über die Epidemiologie der Krankheiten Bescheid wissen, die im Betrieb kursieren (Wahl der „Seeders“, Zeitpunkt der Infektion, Genesungsdauer etc.).
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Über die Isolations- und Eingewöhnungsphase lässt sich nicht diskutieren, sie ist eine Investition.