In den letzten Jahren ist das Interesse an epidemiologischen Überwachungsprogrammen für die Schweineinfluenza stetig gestiegen. Der Grund dafür liegt in der Erkenntnis, dass die Influenza eine für die Schweineproduzenten kostspielige Krankheit ist und dass ein globales Interesse daran besteht, jene in den Schweinebeständen zirkulierenden Virenstämme einschließlich deren phylogenetischen Ursprungs zu identifizieren, die ein pandemisches Risiko darstellen können.
Bislang erfolgte die Diagnose der Schweineinfluenza anhand von Gewebeproben, insbesondere von Lungengewebe euthanasierter Schweine mit Pneumonie (passive Überwachung). Seit einigen Jahren wird jedoch eine aktive Überwachung zunehmend vorangetrieben, um einen globalen Überblick über die in den Schweinebeständen zirkulierenden Virenstämme zu erhalten. Ziel dieser Programme ist es, jene Stämme mit breitem Virulenzspektrum zu identifizieren, die Schweine aus multiplen Altersgruppen und verschiedenen geographischen Regionen betreffen. Dadurch soll die Identifizierung der für die Impfstoffproduktion zu verwendenden Stämme verbessert werden.
Herkömmliche Probenahmen und mögliche Alternativen
Um diese Ziele zu erreichen, ist eine kostengünstige Probenahme vom lebenden Tier erforderlich. Bislang wurden Proben vom Einzeltier vorwiegend in Form von Nasentupferproben genommen. Einzeltierproben sind allerdings nicht nur teuer, sondern auch nur für eine begrenzte Anzahl an Tieren und nicht für die gesamte Schweinepopulation repräsentativ. Um diese Einschränkungen zu überwinden, wurden Techniken zur Populationsüberwachung entwickelt, die die Gewinnung von repräsentativeren Proben ermöglichen. Diese Verfahren sind oftmals auch sensitiver, sodass eine Infektion sogar in Populationen mit geringer Prävalenz nachgewiesen werden kann. Die in Nordamerika zu diesem Zweck am häufigsten eingesetzte Methode der Probenahme ist das Sammeln von Speichel und anderen naso-oralen Flüssigkeiten mithilfe von Seilen (Kaustricken.)
Diese Technik ermöglicht die gleichzeitige Überwachung vieler Tiere bei geringen Kosten. Das an diesen Seilen gesammelte Probenmaterial eignet sich vor allem für molekulare Diagnosetests wie PCR. Die größte Einschränkung dieser Methode besteht allerdings in der Schwierigkeit, bei Ferkeln vor dem Absetzen eine ausreichende Menge an Probenmaterial zu erhalten. Zudem ist diese Art von Probenmaterial nicht ideal für die Virusisolierung. Letztere ist aber notwendig, um Stämme genetisch zu charakterisieren und so deren Epidemiologie zu erforschen und in der Folge zu entscheiden, welche zirkulierenden Virusstämme durch verfügbare Impfstoffe kontrolliert werden können. In ähnlicher Weise ist auch die Überwachung der Ferkel vor dem Absetzen von Interesse, um die Effizienz der Bekämpfungsstrategien in der Ferkelerzeugung beurteilen zu können. Derzeit ist man dabei, neue Monitoring-Verfahren für Saugferkel zu untersuchen. Zu diesen Methoden zählen die Gewinnung von oropharyngealen Tupferproben und von Wischproben vom Gesäuge der Muttersau sowie die Verwendung von Alufolie zum Nachweis von aerogenen Partikeln.
Oropharyngeale Tupferproben
Oropharyngeale Tupferproben sind eine Alternative zu den Nasentupferproben. Obwohl Nasentupferproben nicht schwierig zu gewinnen sind, bevorzugen die Landwirte und deren Personal doch oft die Verwendung von oropharyngealen Tupfern, und die Ergebnisse sind sowohl bei der PCR als auch bei der Virusisolierung vergleichbar. Gleichzeitig können diese Proben auch zum Testen auf PRRS verwendet werden.
Alufolie zum Nachweis von aerogenen Partikeln
Man ist derzeit dabei, auch andere Verfahren zur Probenahme von Umwelt und Schweinepopulation zu untersuchen. Da die Schweinegrippe über Aerosole übertragen wird, können Luftproben von Nutzen sein, insbesondere bei akuten Infektionen. Allerdings sind die Kosten für entsprechende Geräte recht hoch, sodass man sich einer Alternative bedient, nämlich der Gewinnung von Probenmaterial von horizontalen Oberflächen, auf denen sich aerogene Partikel schwerkraftbedingt absetzen. Für diesen Zweck verwendet man Einweg-Alufolie, wobei die Ventilation im Stall aber gering sein muss, damit sich die Partikel absetzen können. Die so gewonnenen Proben eignen sich sowohl für molekulare Testverfahren als auch für die Virusisolierung; für letztere ist die Sensitivität allerdings geringer.
Wischproben vom Gesäuge
Eine weitere erst kürzlich beschriebene Methode zur Probenahme in der Ferkelerzeugung ist die Gewinnung von Wischproben vom Gesäuge der laktierenden Muttersau. Beim Saugen deponieren die Ferkel Speichel und Nasensekrete am Gesäuge und kontaminieren so die Haut der Sau. Diese Art der Probenahme ist hoch sensitiv für die Identifizierung positiver Würfe und ermöglicht auch eine Isolierung der Virusstämme. Man arbeitet derzeit daran, diese Methode der Probenahme so zu verfeinern, dass Saugferkel einfacher und kostengünstiger auf eine Infektion mit dem Influenzavirus überwacht werden können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Validierung von neuen Techniken zur Probenahme von sowohl Schweinepopulation als auch Umwelt zum Ziel hat, epidemiologische Monitoringprogramme zur Überwachung der Influenzaviren kostengünstiger und einfacher zu gestalten, sodass es Schweineproduzenten und Tierärzten erleichtert wird, im Betrieb effiziente Influenza-Überwachungsprogramme durchzuführen.