Wie im ersten Artikel dieser Reihe über PRRS erörtert, betrachtet die Gruppe von Tierärzten, die wir aus der ganzen Welt interviewt haben, das PRRS-Virus als einen der Hauptfaktoren, der zu den zahlreichen Problemen beiträgt, mit denen sie täglich konfrontiert sind. Sie setzen ausnahmslos auf Akklimatisierungsstrategien, um das Immunsystem der Jungsauen anzupassen, die ihre Kunden zur Remontierung in die Betriebe aufnehmen. Diese Strategien werden besonders wichtig bei hohen jährlichen Remontierungsraten in großen Erzeugerbetrieben, in denen Jungsauen einen relativ großen Teil der Produktionsherde ausmachen. Und wie meine gute Freundin Dr. Laura Batista sagt, steht die Akklimatisierung der Jungsauen an erster Stelle der „nicht verhandelbaren“ Punkte der Maßnahmenliste, wenn es um die Bekämpfung dieser Krankheit geht. Die Kontrolle der Viruszirkulation in der naiven Jungsauenpopulation führt zur allgemeinen Stabilität des Betriebs und zur Erreichung des Hauptziels, PRRSV-naive Ferkel abzusetzen. In diesem zweiten Artikel werden wir die verschiedenen Akklimatisierungsstrategien beschreiben, die von unseren 4 Tierärzten für Schweine aus Deutschland, Nordamerika, China und Spanien verfolgt werden.
Dabei waren wir daran interessiert, ihre Standardprotokolle zu verstehen. Zunächst fragten wir sie nach dem PRRSV-Status der neu angekommenen Jungsauen. In Spanien ist es nicht ungewöhnlich, PRRSV-Antikörper-positive Ersatztiere zu erhalten. Vidal stellte fest, dass 50 % ihrer Zuchtbetriebe Jungsauen erhalten, die PRRSV-seropositiv sind. Trotz dieses Status erhalten alle Jungsauen bei ihrer Ankunft im Betrieb einen ersten modifizierten Lebendimpfstoff (MLV) gegen PRRS und eine zweite Injektion 4 Wochen später in der Akklimatisierungsphase. Böhne erläuterte, dass die meisten Hersteller in Deutschland negative Ersatztiere erhalten, die bei der Akklimatisierung mit MLV gegen PRRS geimpft werden. In China gibt es laut Wang 2 sehr verschiedene Szenarien. Die meisten der traditionellen Familienbetriebe haben keine Möglichkeit, PRRSV-naive Jungsauen zu erhalten, und es fehlt immer noch an Wissen darüber, wie sich diese Situation auf ihre Betriebe auswirken kann. In größeren Betrieben tendieren sie dazu, einen richtigen Akklimatisierungprozess durchzuführen und PRRSV-naive Jungsauen aufzunehmen, doch die Lieferung naiver Jungsauen ist nicht immer gewährleistet. Am konsequentesten ist dagegen die Lage in Nordamerika. Für Pitkin liegt dieser erste Punkt auf der Hand und er stellt fest, dass es unverzichtbar ist, eine negative Jungsauenquelle zu haben, und dass niemand in Betracht ziehen würde, in seinen Betrieb positive Jungsauen zur Remontierung aufzunehmen..
Alle 4 Tierärzte waren sich darüber einig, dass die häufigste Strategie darin besteht, über eine Anlage zur Akklimatisierung im Betrieb zu verfügen (Bild 1). Diese Einrichtungen können entweder mit der Hauptanlage verbunden oder davon getrennt und für das Personal eingeschränkt oder uneingeschränkt zugänglich sein, aber durch sie werden die Jungsauen zum Zweck der Quarantäne (nicht immer) und der Akklimatisierungsphase in irgendeiner Form getrennt werden. Pitkin erklärte, dass, obwohl der Ansatz der Akklimatisierung vor Ort das Risiko für den Zuchtbetrieb erhöhen kann, die Überwachung und Kontrolle einfacher ist als bei einer externen Anlage. Sie stellte fest, dass „die Tatsache, dass andere Betriebe näher an einer externen Quarantäneeinrichtung liegen, ein potentielles Risiko für den Jungsauenstall darstellt, das weitaus schwieriger zu kontrollieren ist. Wenn der Zuchtbetrieb in der Nähe liegt, lässt sich dieses Risiko zumindest besser kontrollieren.“ Sie erklärte auch, dass die Mitarbeiter des Betriebs dazu neigen, ihre Biosicherheitsprotokolle darauf einzustellen, ob die Jungsauen nach der Ankunft jeder Gruppe von Jungsauen unter Quarantäne gestellt oder akklimatisiert werden. Bei der Quarantäne geht das Personal immer davon aus, dass die aufgenommene Gruppe von Tieren einen niedrigeren Gesundheitsstatus aufweist, und infolgedessen werden die Protokolle zur Biosicherheit geändert, um den Hauptbetrieb zu schützen. Bei der Akklimatisierung gehen die Mitarbeiter in der Regel davon aus, dass die ankommenden Tiere den gleichen Gesundheitsstatus haben wie die Sauen des Hauptbetriebs, und sie neigen dazu, die Umstallungen nicht mehr so stark einzuschränken.
Ziehen Schweinehalter es vor, ihre eigenen Ersatztiere aufzuziehen oder kaufen sie sie lieber von externen Betrieben? Wang antwortete, dass die meisten chinesischen Tierhalter ihre Jungsauen aus externen Betrieben kaufen. Böhne merkte an, dass zwar die meisten Produzenten ihre Ersatztiere extern kaufen, es aber in Deutschland Gebiete mit relativ geringer Betriebsgröße gebe, in denen die Landwirte aus Gründen der Biosicherheit ihre eigenen Ersatztiere intern züchten. Vall Companys, die Gruppe, mit der Vidal seit 16 Jahren zusammenarbeitet, verfügt über externe Anlagen zur Aufzucht von Jungsauen, die auf Grundlage des Rein-Raus-Verfahrens arbeiten. Diese Jungsauen werden dann im Alter von 22 Wochen in die Isolations- und Akklimatisierungsställe gebracht, die sich direkt neben dem Sauenbetrieb befinden. Dieser Ansatz des Betriebsmanagements trägt wesentlich zur allgemeinen Biosicherheit des Betriebs bei. Pitkin erklärte, dass dieser Ansatz in Nordamerika immer häufiger zu sehen ist und dass er typischerweise von Produktionsbetrieben verfolgt wird, die ihre eigenen internen Zuchtbetriebe haben (oft als Nutzergruppen bezeichnet), die Jungsauen an andere Betriebe innerhalb ihrer eigenen Gruppe liefern.
Auf Grundlage der Antworten auf unsere vorherigen Fragen waren wir sehr daran interessiert, den bevorzugten Expositionsprozess sowie den bevorzugten Virentyp für die Exposition (z. B. modifizierter Lebendimpfstoff (MLV) im Gegensatz zur Lebendimpfung mit Feldviren (LVI)) bei ihrem Standardverfahren der Akklimatisierung zu verstehen. Unsere europäischen Vertreter Vidal und Böhne bevorzugten eindeutig den Einsatz von MLV für die Akklimatisierung der Jungsauen. Auf der anderen Seite hatten Pitkin und Wang mehr Erfahrungen mit LVI. Pitkin schätzt, dass ca. 40 % der nordamerikanischen Tierhalter LVI in ihren Betrieben einsetzen. Die Produzenten sind von diesem Ansatz oft überzeugter, vor allem, wenn es in ihrem Betrieb keine offensichtliche Übereinstimmung des Impfviruses mit dem Feldvirus gibt. „Die Virusimpfung war früher das häufiger durchgeführte Verfahren. Es ist zwar eine Entscheidung, die vom Tierarzt abhängt, aber der Trend bewegt sich in Richtung des Einsatzes von MLV“, sagte Pitkin. Wang unterscheidet zwischen den verschiedenen Arten der landwirtschaftlichen Betriebe: Betriebe mit externen Anlagen für die Remontierung mit Jungsauen neigen dazu, LVI zu nutzen, während Betriebe mit betriebsintern Anlagen für die Remontierung tendenziell MLV-Impfstoffe verwenden. Die Entscheidung, ob man sich für MLV oder LVI entscheidet, beeinflusst auch das Anpassungsprotokoll und den zeitlichen Ablauf. Dieses Thema wird im Mittelpunkt unseres nächsten Artikels dieser Serie stehen.