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Klinischer Fall: Jungsauen kommen nicht in die Brunst

Seit 2017 ist die Zahl der brünstig werdenden Jungsauen (mit Stehreflex) allmählich auf ein Niveau von weniger als 50-60 % der zu deckenden Jungsauen gesunken.

Beschreibung des Betriebs

Es handelt sich um einen Zucht- und Mastbetrieb mit 550 Sauen, in dem 50 % der Ferkel den Betrieb als Endmastschweine verlassen. Der Betrieb erzeugt seine eigenen Ersatzjungsauen. Die einzigen Tiere, die in den Betrieb aufgenommen werden, sind die Großelternsauen, die zweimal pro Jahr mit zwei verschiedenen Gewichten (60 und 80 kg, zwischen 120 - 160 Tage alt) hinzugekauft werden. Sie kommen vor der Besamung mindestens 80 Tage in Quarantäne. Der Betrieb ist positiv bezüglich PRRS, Mykoplasma, APP, Influenza und Lawsonia und negativ bezüglich Aujeszky, atrophischer Rhinitis und Schweinedysenterie. Der Betrieb verfügt nur über Stimulationseber: die Spermadosen zur künstlichen Besamung werden von einer PRRS-negativen Besamungsstation gekauft. Das Partienmanagement des Betriebs erfolgt im 3-Wochen-Rhythmus. Der Betrieb wurde in den 70er Jahren errichtet und liegt mehr als 500 Meter von anderen Betrieben entfernt. Auf dem Dach der Gebäude befinden sich oft viele Tauben und die externe Biosicherheit ist unzureichend. Wenn die Großelternsauen ankommen, werden sie isoliert in einem separaten Stall gehalten.

Ersatzjungsauenmanagement

Die betriebseigenen Ersatzjungsauen werden nach dem Absetzen vom kommerziellen Produktionsbetrieb getrennt gehalten (in separaten Ställen/Buchten). Gleich nach dem Absetzen kommen sie in einen Stall mit Buchten (10 abgesetzte Jungsauen pro Bucht) oder in separate Ställe (30 abgesetzte Jungsauen pro Stall), wo sie untergebracht sind, bis sie ein Gewicht von 25 kg erreichen. Danach werden sie in größere Ställe mit 40 Jungsauen pro Bucht verlegt. Sie werden niemals mit den Masttieren vermischt. Wenn sie etwa 60 kg erreicht haben, werden sie in einen Stall verlegt, in dem auf der einen Hälfte (durch eine Tür voneinander getrennt) abgesetzte Ferkel und auf der anderen Hälfte 120 Jungsauen untergebracht sind, bis sie in das Deckzentrum gebracht werden, wo mit der Behandlung mit Altrenogest begonnen wird, um sie mit den Partien zu synchronisieren. Sie werden mit einem Gewicht von etwa 150 kg und einem Durchschnittsalter von 8 Monaten gedeckt. 3 Mal pro Tag wird Flüssigfutter gegeben, das mit Maismehl und einem Ergänzungsfuttermittel hergestellt wird.

Beschreibung des Problems

Mitte des Jahres 2016 wechselte man den Zuchtbetrieb, aus dem die Großelternsauen stammten. Ab 2017 wurde ein allmählicher Rückgang der Anzahl an betriebseigenen Ersatzjungsauen festgestellt, die in die Brunst kamen. Zuvor kamen ca. 85-90 % der Jungsauen nach einer Hormonbehandlung mit Altrenogest in die Brunst und zeigten nach ihrer Deckung hervorragende Fruchtbarkeitsraten, die sogar besser waren als die der Altsauen. Ab 2017 nahm die Zahl der brünstig werdenden Jungsauen (die den Stehreflex zeigten) allmählich ab, bis sie sich auf einem Niveau von weniger als 50-60 % der gedeckten Sauen einpendelte. Diese Situation führte zu einer deutlichen Erhöhung der Anzahl der Jungsauen, die in jeder Partie aufgenommen wurden, um die entsprechende Zahl an Deckungen aufrechtzuerhalten. Außerdem kam es zu einer Überbelegung im Deckzentrum und zu einer Erhöhung des Arbeitsaufwands bei der Stimulation in der Vorbereitungszeit und während der Brunsterkennung, ganz zu schweigen von der Erhöhung der Produktionskosten. Dieses Problem der ausbleibenden Brunst betraf nur die betriebseigenen Ersatzjungsauen. Die Jungsauen der Großelternsauen wiesen in diesem Zeitraum keine Probleme auf.

Bei den adulten Sauen wurden keine signifikanten Brunstprobleme festgestellt.

Die Fruchtbarkeitsdaten waren normal (Tab. 1):
Tabelle 1: Analyse der Leistungsentwicklung.

Informationen zu den Deckungen
2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020* Gesamt Durch-schnitt
Besamungen insgesamt 1388 1281 1391 1480 1418 1344 1466 1426 1501 730 13425 1342
(in % der Gesamtzahl) 10,3% 9,5% 10,4% 11,0% 10,6% 10,0% 10,9% 10,6% 11,2% 5,4%
Erste Deckung 1168 1179 1251 1325 1246 1199 1321 1297 1395 647 12028 1203
• Jungsauen 270 317 335 268 309 268 393 375 355 181 3071 307
(in % aller ersten Deckungen) 23,1% 26,9% 26,8% 20,2% 24,8% 22,4% 29,8% 28,9% 25,4% 28,0% 25,5%
• Sauen 894 858 911 1055 932 916 899 899 1014 454 8832 883
Besamungen mit Umrauschern 220 102 140 155 172 145 145 129 106 83 1397 140
Umrauschrate 15,9% 8,0% 10,1% 10,5% 12,1% 10,8% 9,9% 9,0% 9,0% 11,4% 10,4%
Fruchtbarkeit 75,4% 84,6% 83,9% 82,3% 77,7% 81,3% 77,9% 80,0% 80,0% 82,1% 80,4%
Durchschnittliches Alter bei der Deckung (Parität) 2,7 2,3 2,1 2,6 2,4 2,6 2,2 2,1 2,3 2,2 2,4

Entscheidende Punkte im Management und ergriffene Maßnahmen:

  1. Anfang 2017: Bis zu diesem Zeitpunkt wurden keine besonderen Probleme festgestellt. Im Jahr 2016 wurden junge sterilisierte Eber 3 Wochen vor dem Deckakt in der Jungsauenbucht eingesetzt, als diese mit Altrenogest synchronisiert wurden. Irgendwann kamen die Eber nicht mehr mit Jungsauen im fortpflanzungsfähigen Alter (180-210 Tage), sondern nur noch mit jüngeren Sauen (130-160 Tage) in Kontakt. Der Grund war, dass der Boden fest und rutschig war und die Eber und Jungsauen sich verletzen konnten, wenn man sie zusammen hielt. Die anfängliche Sorge bestand darin, dass, wie sich zeigte, die Anwesenheit der Eber in Kontakt mit den sehr jungen Sauen deren korrekte reproduktive Entwicklung beeinträchtigen könnte. Schließlich wurden alle Eber aus den Buchten entfernt und es wurde empfohlen, alle Jungsauen im reproduktiven Alter (6 Monate und älter) einmal täglich mit Ebern, die in die Bucht geführt wurden, zu stimulieren, wobei man die Sauen markierte, die die ersten Brunstzeichen zeigten.
  2. Mitte 2017: Während der Überwachung und der Behandlung mit Altrenogest wurde bei den Jungsauen eine PRRSv-Virämie festgestellt. In der Vergangenheit waren alle Jungsauen, deren Trächtigkeit man festgestellt hatte, PRRSv-negativ (Nachweis durch PCR oraler Flüssigkeiten). Die Entdeckung der PRRSv-Viruszirkulation in dieser Phase führte zu dem Versuch, unter den Jungsauen mehr Immunität zu erzeugen, weshalb sie vom Absetzen bis zum Alter von 140 Tagen mit den Mastferkeln (in derselben Bucht) zusammenblieben. Nach vielen Monaten (als diese Jungsauen das Deckalter erreichten) stellte man fest, dass diese Maßnahme das Problem nicht löste, und der Betrieb ging wieder dazu über, die Jungsauen getrennt von den Masttieren zu halten.
  3. Ende 2017: Es wurde eine Analyse zum Nachweis von Mykotoxinen im Futter durchgeführt, wobei ein hoher Deoxynivalenolgehalt ermittelt wurde. Außerdem wurde festgestellt, dass das Silo, das zur Fütterung der Jungsauen verwendet wurde, seit Jahren nicht gereinigt worden war. Es wurde geleert, gereinigt, desinfiziert und für einige Tage leer gelassen. Man kaufte ein kommerzielles Futter, so dass Zweifel an der Zusammensetzung und der Verteilung ausgeschlossen werden konnten. Da die Jungsauen im Deckzentrum mit Futter für die tragenden Sauen gefüttert wurden, versuchte man, die tägliche Menge zu erhöhen, um den Nährstoffbedarf in der Zeit vor ihrer Deckung zu decken. Zu diesem Zweck erfolgte in den 5 Tagen vor der Besamung eine Flushing-Fütterung. Außerdem wurden in den 4 Tagen nach Beendigung der Behandlung mit Altrenogest 200 g Dextrose hinzugefügt. Diese Änderungen brachten auch nach einigen Monaten keine positiven Ergebnisse.
  4. Anfang 2018: Die Brunst wurde bei den pubertären Jungsauen (>180 Tage) nicht mehr dokumentiert, da dies mit viel Arbeit verbunden war und man dadurch keine wirkliche Verbesserung sehen konnte. Da es einige Zweifel daran gab, ob sich die Jungsauen wirklich im Brunstzyklus befanden, beschloss man, mithilfe einer präzisen Ultraschalluntersuchung mit einem speziellen Gerät von einem externen Fachdienst überwachen zu lassen, ob die Jungsauen einen Brunstzyklus hatten oder azyklisch waren. Die Analyse von 100 Jungsauen, die „nicht in Brunst gekommen waren“ und zu 3 verschiedenen Partien gehörten, bestätigte, dass alle Jungsauen einen normalen Brunstzyklus hatten, was zu der Schlussfolgerung führte, dass die Brunstzeichen einfach ausblieben (Jungsauen, die den Stehreflex nicht zeigten). Bei einer bestimmten Gruppe von Jungsauen wurde die Synchronisierung mit Altrenogest gestoppt und versucht, die traditionelle Brunsterkennung im Deckzentrum mithilfe der Stimulation durch einen Eber durchzuführen. Nach einem Test mit vier Partien konnte man keine Veränderung in Bezug auf den Stehreflex beobachten: Die Jungsauen schienen brünstig zu werden und zeigten zwar eine leichte Rötung und Schwellung der Vulva, aber keinen Stehreflex.
  5. Mitte 2018: Die Jungsauen werden immer in demselben Bereich in einer Reihe von Buchten gehalten, die für den Zeitraum der Behandlung mit Altrenogest vorgesehen sind. Während dieses Zeitraums wurden oft Tiere mit mitunter eitriger Konjunktivitis gefunden. Aufgrund des sehr zahlreichen Vorkommens von Tauben und der Art der Einrichtungen (Ställe mit offenen Gehegen) beschloss man, mit Hilfe von Wattestäbchen Augenabstriche durchführen, um auf Chlamydien zu testen. Da die Abstriche positiv waren, beschloss man, alle trächtigen Tiere im Wartestall einschließlich der Jungsauen 10 Tage lang mit Chlortetracyclin im Futter zu behandeln und außerdem bei der Aufnahme jeder neuen Partie alle Jungsauenbuchten zu reinigen. Trotz der geringen Anzahl von Veröffentlichungen zu diesem Thema gibt es Literatur, die Fälle von Unfruchtbarkeit bei Sauen (hauptsächlich Aborte, Umrauscher etc.) aufgrund von Infektionen mit Chlamydien beschreibt (Schautteet, 2011; Donati et al., 2016; Eggemann et al., 2000). Auch in den USA wurden 2018 einige Fälle beschrieben, die möglicherweise mit dieser Krankheit in Zusammenhang stehen (unveröffentlichte Daten). Die Anöstrussituation änderte sich nach der Behandlung leider nicht.
  6. 2019: Zur Brunsterkennung bei den Jungsauen wurde der Eber in die Buchten geführt, in denen sich 10-12 Jungsauen befanden. Sobald eine brünstige Jungsau erkannt wurde, wurde sie im Stall besamt und dann zurück in die Jungsauenbucht gebracht, aus der sie kam. Trotz der Tatsache, dass die Brunsterkennung in aller Ruhe und mit einer ausreichenden Anzahl qualifizierter Mitarbeiter durchgeführt wurde, glaubte man, dass die fehlende Brunstausprägung bei den Jungsauen auf die große Anzahl von Tieren und die erhöhte Bewegungsaktivität innerhalb der Bucht mit den Jungsauen und Ebern zurückzuführen sein könnte. Aus diesem Grund wurde in 4 benachbarten Buchten ein „Brunsterkennungsbereich“ eingerichtet. In diesem Bereich wurden zwei Eber untergebracht, zwischen denen zwei leere Buchten lagen, die für die Brunsterkennung und Besamung der Jungsauen bestimmt waren, die man „zum Eber geführt“ hatte. Auch diese Maßnahme brachte keine Verbesserung der Situation.

Es hat lange gedauert, die Wirksamkeit vieler der beschriebenen Maßnahmen zu überprüfen: So verging die Zeit, ohne dass sich die Situation änderte. Ende 2019 konnte man aber einige Dinge bestätigen:

  • Die Jungsauen hatten einen Brunstzyklus
  • PRRS war nicht die Ursache
  • Die Qualität der Brunsterkennung war gut
  • Die Ernährung war angemessen

Also beschloss man, das Problem der Chlamydien erneut zu untersuchen. Von den „problematischen“ Ersatzjungsauen (Anöstrus, Umrauscher und Aborte) wurden Vaginalabstriche und Urinproben genommen. Der Urin war negativ, aber die Vaginalproben bestätigten Chlamydien mittels PCR. Weitere Untersuchungen führten zur Identifizierung von Chlamydia suis (normalerweise nicht durch Tauben übertragen). Man beschloss, eine längerfristige therapeutische Behandlung durchzuführen, da dieser Erreger intrazellulär auftritt und mit Antibiotika schwer zu bekämpfen ist:

  • Behandlung über das Futter im Wartestall (alle besamten und unbesamten Sauen und Jungsauen) 30 Tage lang mit Chlortetracyclin (1000 mg) und Wiederholung der Behandlung nach 30 Tagen. Gesamte Behandlungszeit 3 Monate.
  • 1 Injektion langwirksames Tetracyclin pro Woche für alle Jungsauen, die in das Deckzentrum verlegt wurden (mindestens 2 Dosen vor der Besamung).
  • Medikamentöse Spülung mit Chlortetracyclin (1000 mg).

Bis heute ist nicht ganz sicher, ob Chlamydia suis die Ursache des Problems war, aber Tatsache ist, dass die Ersatzsauen nach der Behandlung allmählich wieder Brunstzeichen zeigten, wie aus Grafik 1 hervorgeht.

Grafik 1: Entwicklung des Prozentsatzes der Jungsauen mit Brunstzeichen

Grafik 1: Entwicklung des Prozentsatzes der Jungsauen mit Brunstzeichen

Derzeit gibt es 7 Partien, die deutlich bessere Ergebnisse aufweisen: Die Injektionsbehandlung und die medikamentöse Spülung werden fortgesetzt. Nach einer weiteren Beobachtung (persönliche Mitteilung), die man im Referenzzentrum für Chlamydiose in Italien (Istituto Zooprofilattico di Pavia) machte, ist der Prozentsatz positiver Ergebnisse von Vaginalabstrichen von Sauen/Jungsauen, die im Labor analysiert wurden, in den letzten 3 Jahren deutlich gestiegen. Wichtig ist jedoch, dass die positiven Ergebnisse in diesem Betrieb anhalten!

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