Probiotika werden in allen Phasen der Schweineproduktion eingesetzt: bei Sauen, Ferkeln und Mastschweinen. Im Allgemeinen zielt der Einsatz von Probiotika darauf ab, eine gesunde Darmflora aufzubauen und die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Produktivität der Tiere zu verbessern (Cho et al. 2011). Ganz konkret kann die praktische Anwendung (bzw. das Ergebnis) des Einsatzes von Probiotika jedoch je nach Situation unterschiedlich sein (s. Tabelle 1). Dieser Artikel beschreibt kurz die wichtigsten Anwendungen, für die Probiotika in verschiedenen Phasen der Schweineproduktion untersucht wurden.
Tabelle 1. Hauptanwendungen von Probiotika in der Schweineindustrie, nach Barba-Vidal et al. „Practical aspects of the use of probiotics in pig production: A review.“ Livestock Science 223 (2019) 84–96.
Sauen |
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Ferkel |
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Mastschweine |
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Sauen und Ferkel
Probiotische Behandlungen bei Sauen zeigten ein doppeltes Potenzial, da sie sowohl für die Sauen selbst als auch für die Ferkel von Vorteil sind. Der Futterzusatz für Sauen mit Probiotika kann die Futteraufnahme in den späten Phasen der Tragzeit oder Laktation steigern und den körperlichen Zustand am Ende der Laktationsperiode verbessern (Bohmer et al. 2006). Diese Situation ist wünschenswert, weil sie die Notwendigkeit der Energiemobilisierung in der Laktationsperiode mindern kann. Dies wiederum könnte die Erklärung für die Verringerung des Zeitraums zwischen Absetzen und Östrus sein, die auch beim Einsatz von Probiotika beobachtet wurde (Hayakawa et al. 2016). Außerdem wurde beim Einsatz von Probiotika bei Sauen von Vorteilen berichtet, die sich auf die Reproduktionsleistung bezogen, wie beispielsweise eine Zunahme der Zahl der Ferkel (Apic et al. 2014) oder höhere Ferkelwachstumsraten mit höherem Absetzgewicht (Alexopoulos et al. 2004). Darüber hinaus wurden auch die Reduktion von Darmpathogenen (Kritas et al. 2015) und der klinischen Symptome von Uterus- und/oder Eutererkrankungen (Apic et al. 2014) sowie die Verminderung klinischer Durchfallsymptome bei Ferkeln (Taras et al. 2006) beschrieben. Schließlich gibt es ein anhaltendes wissenschaftliches Interesse daran zu beurteilen, inwieweit die Sauen in der Lage sind, die Ferkel in den frühen Lebensphasen mit Probiotika zu versorgen (Scharek-Tedin et al. 2015).
Ferkel
Bislang ist die Aufzucht die Phase der Schweineproduktion, in der dem Einsatz von Probiotika das größte Interesse zuteil wird, um dadurch das Absetzergebnis zu verbessern (de Lange et al. 2010). Absetzferkel haben normalerweise eine geringe Krankheitsresistenz, was sie anfällig für Stressreaktionen und das Eindringen von pathogenen Mikroorganismen macht (Konstantinov et al., 2006). Dies kann ein ernstes Problem darstellen, denn dieser Zeitraum wird im Hinblick auf die Produktivität als kritisch angesehen, da die Leistungsparameter in der ersten Woche nach dem Absetzen mit der späteren Leistung der Schweine bis zum Marktgewicht korrelieren können (Kats et al., 1992).
Die Wirkung von Probiotika ist bei diesen Tieren möglicherweise in mancherlei Hinsicht von Vorteil. Zum Beispiel wurde berichtet, dass die Versorgung der Absetzferkel mit Probiotika Durchfall verhindern oder verbessern (Bhandari et al. 2008), das mikrobielle Gleichgewicht nach einem vorübergehenden Rückgang der nützlichen Bakterien wiederherstellen (Krause et al. 2010), Schutz vor pathogenen Bakterien bieten (Casey et al. 2007), die Darmbarrierefunktion verbessern (Guerra-Ordaz et al. 2014) und die Immunität stimulieren kann (Lessard et al. 2009). In vielen Fällen wurde berichtet, dass Probiotika die produktiven Parameter der Absetzferkel als Folge eines oder einer Kombination der oben genannten Gründe verbesserten (Ahmed et al. 2014, Bhandari et al. 2010).
Mastschweine
Das Hauptziel des Einsatzes von Probiotika in der Mastphase ist es, die Produktivität zu erhöhen. Auch wenn ältere Schweine über eine stärkere Immunität verfügen und die Fähigkeit besitzen, Darmerkrankungen standzuhalten, wird in der bis jetzt veröffentlichten wissenschaftlichen Literatur die Meinung vertreten, dass Probiotika immer noch Auswirkungen haben und das Wachstum insbesondere in den frühen Wachstumsphasen oder bei Futter mit hoher Dichte begünstigen können (Meng et al. 2010). Die Verbesserung der Fleischqualität und der organoleptischen Eigenschaften könnte auch ein weiteres Ziel für Probiotika in dieser Phase sein, da beschrieben wurde, wie Probiotika die Farbe, Marmorierung und Festigkeit des Fleischs beeinflussen (Černauskienė et al., 2011) und möglicherweise zoonotische Infektionen wie Salmonella spp. reduzieren (Casey et al., 2007). Schließlich ist eine noch wenig erforschte, aber interessante Eigenschaft von Probiotika, Umweltschadstoffe in Gülle und Mist zu reduzieren. Von mehreren Probiotika wurde berichtet, dass sie in der Lage sind, potenzielle Schadstoffe wie Schwefelwasserstoff (H2S) oder Ammoniak (NH3) aus Gülle insbesondere bei Schweinen zu reduzieren, die Futter mit hoher Nährstoffkonzentration erhalten (Yan and Kim, 2013). Die direkten Mechanismen für diese Effekte sind noch unbekannt, obwohl wahrscheinlich auch indirekte Mechanismen wie die Verbesserung der Futtereffizienz und Nährstoffretention sowie die Modulation der Darmmikrobiota eine Rolle spielen.