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Produktive und wirtschaftliche Auswirkungen von bei der Schlachtung festgestellten Lungenläsionen bei Schweinen

Der Nachweis von Lungenläsionen bei geschlachteten Schweinen ermöglicht auch eine Schätzung der wirtschaftlichen Verluste.

Läsionen des Respirationstraktes bei Schweinen werden häufig im Schlachthof festgestellt und gelten weltweit als eines der größten Gesundheits- und Tierschutzprobleme in der intensiven Schweinehaltung. Die postmortale Beurteilung makroskopischer Läsionen im Respirationstrakt von Schweinen ist ein wertvolles Instrument, um betroffene Bestände zu identifizieren und den Schweregrad der Läsionen sowohl unter Versuchs- als auch unter Feldbedingungen zu bewerten. Auf diese Weise können auch die wirtschaftlichen Verluste abgeschätzt werden, weshalb in mehreren Studien die Produktionsverluste mit den verschiedenen festgestellten Schädigungen in Beziehung gesetzt wurden.

Die beiden häufigsten Läsionen in den Atemwegen von Schweinen, die bei der Schlachtung festgestellt werden, sind die kranioventrale Lungenkonsolidierung (CVPC) (Abb. 1) und die Pleuritis (Abb. 2). CVPC weist auf eine Enzootische Pneumonie der Schweine hin, die in Betrieben auftritt, die mit Mycoplasma (M.) hyopneumoniae infiziert sind, während Pleuritis gewöhnlich die Folge verschiedener respiratorischer oder systemischer bakterieller Infektionen ist. Sie führen zwar nicht zum Tod, beeinträchtigen aber die Leistung der Schweine.

Abbildung 1: Kranioventrale Lungenkonsolidierung (CVPC) beim Schwein.

Abbildung 1: Kranioventrale Lungenkonsolidierung (CVPC) beim Schwein.

Abbildung 2: Bei der Schlachtung festgestellte Pleuritis im Respirationstrakt des Schweins.

Abbildung 2: Bei der Schlachtung festgestellte Pleuritis im Respirationstrakt des Schweins.

Kürzlich wurden in zwei Übersichtsartikeln (Boeters et al., 2023; Maes et al., 2023) mehrere Studien über Atemwegserkrankungen bei Schweinen analysiert, in denen unter anderem auf die wirtschaftlichen Folgen der im Schlachthof festgestellten Lungenläsionen hingewiesen wurde. Das Ziel von Boeters et al. (2023) war es, die finanziellen Auswirkungen der endemischen Erreger des Porcinen Respiratorischen Krankheitskomplexes (PRDC) zu verstehen.

Die Ergebnisse zeigten, dass sich die durchschnittlichen wirtschaftlichen Auswirkungen eines oder mehrerer koexistierender Erreger von Atemwegserkrankungen in den folgenden Bereichen bewegten:

  • 1,70 € bis 8,90 € pro Aufzuchtferkel
  • 2,30 € bis 15,35 € pro Mastschwein
  • 100 € bis 323 € pro Sau und Jahr.

Die Autoren weisen darauf hin, dass das Virus des Porcinen Reproduktiven und Respiratorischen Syndroms (PRRS) der bei weitem am besten untersuchte Erreger ist, gefolgt von M. hyopneumoniae. Nach Maes et al. (2023) ist die Methode zur Bewertung von Läsionen der Atemwege bei Schweinen zum Zeitpunkt der Schlachtung ein sehr nützliches Instrument, um Daten über den Gesundheitszustand des Bestands zu erhalten. Darüber hinaus haben CVPC und Pleuritis erhebliche negative Auswirkungen auf die Leistung der Schweine, und die zunehmende Ausdehnung der Läsionen kann auf Mehrfachinfektionen zurückzuführen sein.

CVPC und Pleuritis wirken sich auch auf verschiedene Parameter der Schlachtkörper- und Fleischqualität aus, was das Risiko einer schlechten Verarbeitung und Lagerung der Schlachtkörper erhöht.

Tabelle 1 gibt einen Überblick über verschiedene Studien, in denen die Auswirkungen des Vorhandenseins und des Schweregrads von CVPC auf die durchschnittliche tägliche Gewichtszunahme (DTG) von Schweinen bewertet wurden. Insbesondere für die Analyse der wirtschaftlichen Verluste im Zusammenhang mit durch M. hyopneumoniae verursachten Läsionen (CVPC-Läsionen) liefert die von Ferraz et al. (2020) durchgeführte Studie einen objektiven Indikator. Es wurde festgestellt, dass jede Zunahme der CVPC-Läsionsfläche um 1 % zu einer Abnahme der durchschnittlichen täglichen Gewichtszunahme um 1,8 g führt. Darüber hinaus wiesen alle Versuchsgruppen mit Läsionen eine geringere durchschnittliche tägliche Gewichtszunahme auf als Tiere ohne Läsionen. Die wirtschaftliche Analyse der Studie ergab, dass die Verluste aufgrund einer Infektion mit M. hyopneumoniae bei der Schlachtung bis zu 6,55 USD pro Schwein betragen können.

Tabelle 1: Übersicht über einige Studien zur Bewertung des Einflusses einer vorhandenen kranioventralen Lungenkonsolidierung (CVPC) und ihres Schweregrades auf die durchschnittliche tägliche Gewichtszunahme (DTG) bei Schweinen*

Quelle Studeinpopulation Auswirkung auf die DTG Kommentar
Regula et al., 2000 Sieben Betriebe (18 Kohorten mit 30-35 Schweinen/Kohorte) -6,8 g/Tag je 1 % infizierte Lunge Die serologische Untersuchung war bei der Beurteilung der Auswirkungen einer subklinischen Infektion auf die DTG effektiver als die Schlachtkörperuntersuchung.
Donko et al., 2005 Ein Betrieb (138 Schweine) Wert 2:
-45 g/Tag (-6 %)
Wert 3:
-90 g/Tag (-11 %)
Konsolidierung der Lunge:
Wert 1: 0-5 %; Wert 2: 6-40 %; Wert 3: >40 %
Wert 2:
3,13 kg weniger Schlachtgewicht
Wert 3:
10,85 kg weniger Schlachtgewicht
Pagot et al., 2007 14 Betriebe (6.997 Schweine) -7,0 g/Tag (0,7 %) DTG für jede Zunahme des Schweregrads der Läsion um 1 Punkt (1-28) Stärkere Abnahme der DTG bei Schweinen mit schweren Läsionen:
Wert 0: 775 g;
Werte 1-4: 750 g;
Werte 5-8: 735 g;
Wert >8: 695 g
Ferraz et al., 2020 Ein Betrieb (500 Schweine) -1,8 g/Tag je 1 % infizierte Lungenfläche Finanzielle Einbuße von 6,55 USD für Schweine mit mehr als 15 % betroffenem Lungengewebe im Vergleich zu Tieren ohne Läsionen.
Paz-Sánchez et al., 2021 Ein Betrieb (108 Schweine) Schweine mit CVPC und Pleuritis zeigten einen Rückgang der DTG um 9 % bzw. 11 %. Schweine mit CVPC verblieben länger im Betrieb, Schweine mit >10 % betroffenem Lungenparenchym wurden später geschlachtet und wiesen ein geringeres durchschnittliches Schlachtgewicht und eine geringere tägliche Gewichtszunahme auf.

* Nach Maes et al. (2023).

Die Ergebnisse dieser Studien sind unterschiedlich, weisen aber alle auf erhebliche Produktionseinbußen hin:

  • Regula et al. (2000) berichteten über einen Rückgang der DTG um 6,8 g pro Prozent betroffenes Lungengewebe.
  • Donko et al. (2005) zeigten eine Verringerung der DTG während der Mastperiode um 5,5 % bzw. 11 % bei Schweinen mit dem CVPC-Wert 2 (5-40 % konsolidiertes Lungengewebe) und dem Wert 3 (> 40 % konsolidiertes Lungengewebe).
  • Pagot et al. (2007) berichteten, dass ein zusätzlicher Punkt beim CVPC-Wert (0-28) einer Wachstumseinbuße von etwa 0,7 % entspricht. Darüber hinaus lässt sich bei einer bestätigten CVPC zum Zeitpunkt der Schlachtung eine Verringerung der Wachstumsrate der Tiere um 7 % erwarten, und wenn die Lungenkonsolidierung mit einer Pleuritis einhergeht, kann diese Verringerung des Wachstums bis zu 20 % betragen.

Auswirkungen der Pleuritis

Im Falle von Pleuritis spielt Actinobacillus pleuropneumoniae als primärer Erreger eine wesentliche Rolle bei der Infektion und der Entwicklung der Pleuraschädigung. Pasteurela (P.) multocida kann ähnliche Läsionen verursachen und/oder an den Läsionen beteiligt sein, wobei es häufig zu Koinfektionen kommt. Das Auftreten von M. hyopneumoniae in der Lunge kann die Pathogenität von P. multocida verstärken (Park et al., 2016), was zu einer erhöhten Inzidenz von Pleuritis führt.

Petri et al. (2023), die 1.015 Schlachtkörper aus drei verschiedenen kommerziellen Schweinebetrieben mit dem Schlachthof-Pleuritis-Evaluierungssystem (SPES) untersuchten und 106 Pleura- und Lungenfragmente für die qPCR auswählten, stellten eine Korrelation zwischen dem Schweregrad der Lungenläsionen und dem Vorhandensein von P. multocida und M. hyopneumoniae fest, was die Bedeutung von Koinfektionen unterstreicht. Hinsichtlich der Produktionsverluste analysierten Paz-Sánchez et al. (2021) einen einzelnen Betrieb, in dem CVPC- und Pleuritisläsionen zu einer Verringerung der DTG um 9 % bzw. 11 % führten.

Darüber hinaus berichteten einige Autoren von einer Verschlechterung der Fleischqualität aufgrund von Veränderungen des pH-Werts, der Farbe und des Wasserbindungsvermögens, eine verminderte Kochqualität und Geschmacksveränderungen bei Schweineschlachtkörpern mit Läsionen der Atemwege (Przyborowska-Zhalniarovich et al., 2023).

Schließlich ist das Auftreten von Lungenläsionen bei geschlachteten Schweinen ein Indikator für das Vorhandensein von Produktivitätsverlusten im Produktionssystem und unterstreicht die Notwendigkeit, Strategien zur Kontrolle von Atemwegserkrankungen im Betrieb zu entwickeln.

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