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Verbesserung der PRRS-Bekämpfung durch Kontrolle von Krankheiten des Verdauungssystems

Die Darm-Lungen-Achse: Neue Instrumente zur Verbesserung der Kontrolle der PRRSv-Virulenz und -Persistenz auf Betriebsebene.

Das Auftreten neuer Stämme des PRRS-Virus und die Einschränkungen beim Einsatz von Antibiotika führen zu einem Paradigmenwechsel in der Schweineproduktion. In ganz Spanien ist die Sterblichkeitsrate von Schweinen vom Absetzen bis zur Vermarktung aufgrund der Zunahme von Gesundheitsproblemen um 4 % gestiegen. Jeden Tag lernen wir neue Instrumente zur Überwachung vieler Krankheiten kennen, von denen unsere Betriebe betroffen sind. Für die üblichen Probleme müssen wir allerdings einen anderen Ansatz verfolgen, und hier liegt die Aufgabe des Betriebsveteriniärs: zu wissen, wie man sich verändert. Dazu müssen wir uns auf neue Forschungsergebnisse (Bücher, wissenschaftliche Artikel usw.) sowie auf die Tiere selbst stützen.

Es ist inzwischen gut dokumentiert, dass die Darmmikrobiota einen deutlichen Einfluss auf die Modulation von Entzündungsreaktionen hat. Daher führt jede Verdauungsstörung, die zu Veränderungen in der Mikrobiota führt, möglicherweise zu einer Verringerung der Alveolarmakrophagen und einer Veränderung der Th1- und Th2-Immunantwort (Th = T-Helferzellen). Infolgedessen kann es zu einer Zunahme der Entzündungsreaktion auf pulmonaler Ebene und auch zu einer Zunahme des Wiederauftretens und der Persistenz von Lungenkrankheiten kommen.

Klinischer Fall

Wir befassen uns hier mit einem Betrieb in der spanischen Region Murcia, der etwa 2.000 Zuchtsauen umfasst. Der Betrieb ist etwa 100 Hektar groß, so dass die verschiedenen Produktionsphasen weit voneinander entfernt sind. Die Zuchtsauen befinden sich an einem Standort, die Aufzuchtstationen sind 1 km und die Mastställe etwa 3 km von den Zuchtsauen entfernt.

Der Zuchtsauenbetrieb ist PRRSv-positiv und derzeit stabil. Es gibt einen monatlichen Monitoringplan, der die Entnahme von Zungenspitzen totgeborener Ferkel vorsieht, wobei zwischen Ferkeln unterschieden wird, die von multiparen und von primiparen Sauen stammen. Diese Überwachung besteht aus PCR-Tests für PRRSv und PCV-2, mit dem Ziel, beide Viren im Betrieb zu kontrollieren. In diesem Zeitraum waren die Analysen der Zungenspitzen totgeborener Ferkel PRRSV- und PCV-2-negativ. Wenn eine Probe positiv auf das PRRS-Virus ist, führen wir eine ORF5-Sequenzierung durch, um zu prüfen, ob es sich um einen neuen Stamm handelt, der aus einer lateralen Einschleppung des Virus stammt, was auf Mängel bei der externen Biosicherheit hindeuten würde.

Der Betrieb ist positiv auf Brachyspira hyodysenteriae, aber aufgrund des Einsatzes autogener Impfstoffe sind die klinischen Symptome unter Kontrolle, und bei den Sauen im Betrieb oder bei den Jungsauen zur Remontierung, die den besagten autogenen Impfstoff im Rahmen ihres Impfprogramms erhalten haben, werden keine Symptome beobachtet. Die klinische Krankheit gilt als unter Kontrolle, obwohl in den Mastställen gelegentlich Symptome auftreten, die auf die Schweinedysenterie hindeuten könnten. Dies geschieht, wenn die Schweine etwa 50-80 kg wiegen, zu einem Zeitpunkt also, der mit dem Verlust der Immunität zusammenfällt, die durch die Muttertiere erworben wurde.

In der Mast wird bis zu einem gewissen Maß Schwanzbeißen beobachtet, was wir als Hinweis für eine bestehende Dysenterie betrachten, selbst dann, wenn wir kein klar entsprechendes Krankheitsbild vorfinden. Wenn die Schweine eine subklinische Erkrankung und damit eine Entzündung im Dickdarm haben, neigen sie dazu, nervöser zu sein und ihre Schwänze heftig zu bewegen. Wie wir wissen, wirkt dies wie ein Magnet auf ihre Stallgenossen, die sich dann gegenseitig beißen. Ist das abnorme Verhalten erst einmal etabliert, ist es schwer zu kontrollieren, da eine chronische Entzündung ein angstähnliches Verhalten auslöst.

Foto 1: Schweine mit Läsionen durch Schwanzbeißen

Foto 1: Schweine mit Läsionen durch Schwanzbeißen

Beginn des Problems

Die Tiere werden in Mastställe mit 6.000 Plätzen verbracht, die vier aufeinander folgende Wochen lang belegt werden. Einen Monat nach dem Einstallen der Tiere beginnen klinische respiratorische Symptome mit schwerer Atemnot und Appetitlosigkeit aufzutreten. Man beschließt, eine Antibiotikabehandlung mit löslichem Florfenicol im Tränkwasser zu verabreichen (in Kombination mit einem entzündungshemmenden Mittel am ersten Tag, um die Wasseraufnahme zu erhöhen). Nach dieser Behandlung gibt es allerdings weitere Todesfälle und es tritt keine Besserung bei den Tieren ein. Die Lungen toter Tiere mit großflächiger Lungenkonsolidierung werden an das Labor geschickt. Man beschließt, allen Schweinen ein injizierbares Antibiotikum (Marbofloxacin) zu verabreichen. Damit sollte einerseits sichergestellt werden, dass jedes Tier die richtige Dosis erhält, und andererseits die Lunge mit einer wirksamen Konzentration des Antibiotikums erreicht werden. Trotz einer Verbesserung des Gesamtzustandes der Tiere wird nach zwei Wochen ein Rückfall beobachtet, und bis heute können wir die auftretenden Verluste immer noch nicht kontrollieren. Das Krankheitsbild kehrt mit der gleichen Intensität zurück und führt weiterhin zu vielen Todesfällen (Fotos 2 und 3).

Foto 2: Schwein mit Zyanose

Foto 2: Schwein mit Zyanose

Foto 3: Schweine im Stall mit Fieber

Foto 3: Schweine im Stall mit Fieber

Von den toten Tieren wurden Lungenproben an das Labor geschickt und PCRs für PRRS, PCV-2 und Influenza A angefordert. Alle Proben waren negativ für PCV-2 und Influenza A und positiv für das PRRS-Virus, so dass wir eine ORF5-Sequenzierung des Virus durchführten, um festzustellen, ob ein hochvirulenter Stamm in den Betrieb gelangt war, der die Schwere der klinischen Symptome erklären könnte.

Tabelle 1: Analyse der Lungen- und Speichelproben, die im Maststall entnommen wurden

Datum Maststall Probe PRRSv PCV-2 Influenza A
Nov. 22 A Lunge PRRSv (Ct 28) - -
Nov. 22 B Lunge PRSSv (Ct 20) - -
Nov. 22 C Speichel PRRSv (Ct 30) - -
Nov. 22 D Speichel PRRSv (Ct 36) - -

Es gab jedoch ein großes Problem: Normalerweise ruft ein neu eingeschleppter Krankheitserreger bei niedriger Prävalenz klinische Symptome am Ende der Mastperiode hervor, und wenn seine Prävalenz zunimmt, tritt die Infektion bei immer jüngeren Tieren auf. In der Produktionspyramide dieses Betriebs war dies jedoch nicht der Fall, so dass wir davon ausgingen, dass Antibiotikabehandlungen die Auswirkungen der Krankheit verringern würden, was jedoch nicht geschah.

Die Sequenzierung des PRRS-Virus ergab, dass es sich um denselben Stamm handelte, da es eine phylogenetische Homologie mit dem im Betrieb residenten Stamm gab. Allerdings hatte er sich in der Mastphase nie so verhalten. Zuvor traten Atemwegssymptome auf, die jedoch mit einer Antibiotikabehandlung (Florfenicol) leicht unter Kontrolle gebracht werden konnten.

Was war mit den Mastschweinen geschehen, um dieses anormale Muster zu erklären?

Gegenwärtig wird eine neue Herangehensweise an die Infektion vorgeschlagen, da die Kenntnisse über die Darm-Lungen-Achse immer besser werden und man erkennt, dass die Vorgänge im Darm die Schwere der Atemwegserkrankung beeinflussen.

Wir fragten uns, ob es eine andere Erkrankung gab, die nicht die Lunge, sondern eher den Darm betraf, und isolierten Brachyspira hyodysenteriae im Kot. Dieser Befund war nicht neu, aber wir dachten, dass dieser Krankheitserreger unter Kontrolle war, da die klassischen Symptome einer mukohämorrhagischen Diarrhö nicht vorlagen, sondern nur weicher, loser Kot auftrat, der keine große klinische Bedeutung zu haben schien.

Könnte das Vorhandensein von Brachyspira hyodysenteriae eine der Ursachen für die Schwere und Persistenz der klinischen Symptome sein?

HYPOTHESE: „Das Vorhandensein von Brachyspira hyodysenteriae und seine Auswirkungen auf die Darmmikrobiota könnten die Modulation von Entzündungsreaktionen mit einer Zunahme der Entzündungsreaktion auf pulmonaler Ebene beeinflussen, was auch zu einer Verringerung der Alveolarmakrophagen führt und somit ein immunologisches Umfeld schafft, in dem es nicht möglich ist, das PRRS-Virus mit ausreichender Wirksamkeit zu eliminieren, was auch zu einer Zunahme von Rückfällen und der Persistenz von Lungenerkrankungen führt.“

Wir überprüften, ob es sich bei dem isolierten Stamm von Brachyspira hyodysenteriae immer noch um den im Betrieb residenten Stamm handelte, und bestimmten die MHKs für die verschiedenen Antibiotika, die zur Bekämpfung eingesetzt werden müssten.

Tabelle 2: MHK der verschiedenen Antibiotika für den isolierten Brachyspira hyodysenteriae-Stamm

Stamm SV22-3448

Getesteter Antibiotikabereich
(μg/ml)

MHK
(μg/ml)

Interpretation der Sensitivität

Bereich (μg/ml)
Tiamulin (0.063 - 8) 0.5 Mittel

≤ 0.25

> 0.25 - ≤ 2

> 2

Sensitiv

Mittel

Resistent

La et al., 2016
Valnemulin (0.031 - 4) < 0.031 Sensitiv

≤ 0.25

> 0.25 - ≤ 2

> 2

Sensitiv

Mittel

Resistent

La et al., 2016
Tylvalosin (0.25 - 32) 8 Mittel

≤ 0.25 - < 1.5

> 1.5 - ≤ 36

> 36

Sensitiv

Mittel

Resistent

Pringle et al., 2012
Lincomycin (0.5 - 64) 32 Mittel

≤ 4

> 4 - ≤ 36

> 36

Sensitiv

Mittel

Resistent

Kirchgässner et al., 2016
Tylosin (2 - 128) > 128 Ressistent

≤ 1

> 1 - ≤ 4

> 4

Sensitiv

Mittel

Resistent

La et al., 2016

Wie in Tabelle 2 zu sehen ist, schien Tiamulin die beste Option zu sein, aber auf Betriebsebene bietet dieses Antibiotikum angesichts der physikalischen Eigenschaften des Wassers in der Region Murcia (schlechte Qualität und hoher Salzgehalt) keine gute Wirksamkeit, weshalb der Arzneistoff Lincomycin einen besseren Schutz und eine bessere Lösung des klinischen Problems bietet. Wir sind dazu übergegangen, eine Antibiotikabehandlung durchzuführen, die in erster Linie auf die Bekämpfung der Schweinedysenterie auf subklinischer Ebene ausgerichtet ist.

Abbildung 3: Entwicklung der Todesf&auml;lle in einem Maststall nach der Medikation: S4 - Florfenicol im Tr&auml;nkwasser, S6 - Marbofloxacin durch Injektion, S8 -Tiamulin oder Lincomycin im Tr&auml;nkwasser

Abbildung 3: Entwicklung der Todesfälle in einem Maststall nach der Medikation: S4 - Florfenicol im Tränkwasser, S6 - Marbofloxacin durch Injektion, S8 -Tiamulin oder Lincomycin im Tränkwasser

Schlussfolgerung

Der erfolgreiche Ansatz bei diesem klinischen Fall bestand darin, die Dysenterie zu bekämpfen, auch wenn sie nur subklinisch auftrat. Dadurch entwickelte sich die Atemwegserkrankung in einer viel weniger aggressiven Form und ohne Rückfälle. Die Bekämpfung der Dysenterie führte auch zu einer Verringerung des Auftretens neuer Fälle von Schwanzbeißen.

Abbildung 4: Gesamtzahl der bei der Mast verendeten Schweine im Verh&auml;ltnis zur Woche des Jahres

Abbildung 4: Gesamtzahl der bei der Mast verendeten Schweine im Verhältnis zur Woche des Jahres

Wir müssen beginnen, einen anderen Ansatz für den Umgang mit Atemwegserkrankungen zu verfolgen (vor allem für das PRRS-Virus, das uns die meisten Probleme bereitet), indem wir Darmerkrankungen überwachen und kontrollieren, die aufgrund von Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Darmpathogenen auftreten, die eine Dysbiose verursachen können. Es ist wichtig, diese Krankheitserreger im Verdauungstrakt nicht einzeln zu betrachten, da es zahlreiche Wechselwirkungen zwischen ihnen gibt (Brachyspira spp, Lawsonia intracellularis, Escherichia coli usw.). Diese Veränderung des Darmsystems kann die Intensität und Dauer von Atemwegserkrankungen beeinflussen und somit deren Kontrolle erschweren.

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