Parallelen: Eine Forscherkarriere, die die Entwicklung von PRRSV abbildet
Dr. Nauwyncks Leidenschaft ist die Erforschung der PRRSV-Entwicklung. Er freut sich, einer der wenigen Virologen zu sein, die die Möglichkeit hatten, ihre Karriere in der PRRSV-Forschung zu beginnen, da das Virus zu einem bedeutenden Erreger in der Schweineindustrie wurde. Erfreulicherweise gelang es ihm, das Geld für die molekulare PRRS-Pathogenese aufzutreiben. Nach mehr als 30 Jahren, in denen er sich mit PRRSV beschäftigte, ist er in der Lage, die beeindruckende Fähigkeit des Virus zu verstehen, sich anzupassen, um verschiedene Populationen von Makrophagen zu infizieren und dabei das virologische und klinische Ergebnis zu verändern und den Wirt dahingehend zu beeinflussen, dass er seine Immunantwort anpasst.
Zentrale Forschungslücken: Offene Fragen zur PRRSV-Immunologie
Für Dr. Nauwynck hängen die wichtigsten offenen Fragen der PRRSV-Forschung mit der Bestimmung der immunologischen Reaktion des Wirts zusammen, mit welcher dieser in der Lage ist, das Virus „auszuschalten“ (Abb. 1). Von der Gemeinschaft der Veterinärimmunologen, die diese Frage noch nicht beantwortet hat, ist er etwas enttäuscht, weil es sich um eine sehr direkte, wenn auch nicht einfache Frage handelt, die bereits hätte gelöst werden können. Dr. Nauwynck forderte seine gute Freundin Dr. Andrea Ladinig auf, sich der Frage anzunehmen, da er glaubt, dass sie über die erforderlichen Erkenntnisse und Fähigkeiten verfügt. Er hob hervor, dass Dr. Ladinigs frühere Forschung einige wertvolle Einblicke in die Reaktion des Immunsystems auf der Ebene des plazentaren Endometriums gab. Er glaubt, dass ein besseres Verständnis dieses Mechanismus letztlich einige wichtige Antworten auf diese Wissenslücke liefern könnte.
Seine Vision für die Zukunft der Diagnostik
Dr. Nauwyncks Labor arbeitet derzeit an der Umgestaltung der Veterinärdiagnostik. Derzeit werden Krankheiten nicht durch einzelne Krankheitserreger, sondern durch einen Komplex von Krankheitserregern verursacht. Dr. Nauwyncks Idee ist es, von einzelnen PCRs wegzugehen, da er glaubt, dass Informationen von einer einzigen PCR für sich allein nicht von Wert sind. PRRSV- oder PCV2-positive Ergebnisse haben beispielsweise als Diagnose-Tool für praktizierende Tierärzte nur einen begrenzten Wert. Als Beispiel nennt er PRRSV Typ I im europäischen Kontext und das Krankheitsszenario „PRRS PLUS“, in dem PRRSV zusammen mit einem Komplex sekundärer Krankheitserreger zu Krankheitskomplexen führt. Er glaubt, dass wir die Proben in mehreren PCRs gleichzeitig durchlaufen lassen müssen, um die klinische Situation richtig zu beschreiben und uns einen vollständigen Überblick über diesen Krankheitskomplex verschaffen zu können. Multiplex-PCRs haben derzeit jedoch auch einige Mängel (keine Übereinstimmung mit den Primern aufgrund von Mutationen, fehlende Erkennung einer langen Liste von Krankheitserregern etc.).
Dr. Nauwyncks Labor hat vor kurzem eine Plattform für die komplette Diagnose (PathoSense) entwickelt. Sie beruht auf (i) einer App auf Ihrem Smartphone, mit der Sie die Betriebs- und Krankheitsdaten hochladen können, (ii) einem patentierten Sampler für die separate Probenahme von Viren und Bakterien mit einem Barcode, der mit Ihrem Smartphone hochgeladen werden kann, und (iii) einem Sequenzierungssystem der 3. Generation. Innerhalb von 24 Stunden werden alle Viren und Bakterien in der Probe identifiziert und über die App an Sie gesendet. Mit einem Upgrade kann der Tierarzt darüber hinaus auf einer Website vollständige Genomsequenzen (mit Informationen über Virulenzfaktoren und die Antibiotikaresistenz) erhalten. Dr. Nauwynck ist der Ansicht, dass die Bereitstellung dieser Informationen für Tierärzte vor Ort einen effektiveren Ansatz für das Krankheitsmanagement ermöglichen wird. Er ist sehr gespannt auf diese Entwicklung, die die bevorstehende „Revolution in der Diagnostik“ vorantreiben wird.
Schließlich stellte Dr. Nauwynck fest, dass die COVID-19-Krise die Möglichkeit bietet, diese Technologie nicht nur in der Veterinärmedizin, sondern auch in der Humanmedizin einzusetzen. Ein schneller Diagnosetest würde es dem medizinischen Fachpersonal ermöglichen, festzustellen, ob eine Person, die Atemwegssymptome aufweist, tatsächlich mit SARS CoV-2 oder einem anderen Erreger infiziert ist, bevor sie in ein Krankenhaus geschickt wird, wo das Risiko, sich wirklich mit SARS CoV2 anzustecken, extrem hoch ist. Darüber hinaus werden Koinfektionen mit Bakterien geklärt und geeignete Behandlungen können eingeleitet werden. Diese Technologie hat daher das Potenzial, ein äußerst wichtiges Instrument zur Bekämpfung von SARS CoV-2 und damit assoziierten Krankheiten zu werden. Was für ein guter Zeitpunkt, um diese nützliche Technologie einzusetzen, die dazu beitragen wird, mehr Leben zu retten! Danke Dr. Nauwynck für Ihren Weitblick und Ihren Tatendrang!