Eines der Hauptziele nach einem PRRS-Ausbruch in einem Sauenbetrieb ist die Wiederherstellung der Stabilität, d. h. die Abwesenheit nachweisbarer PRRS-Viren in jeder Phase des Betriebs.
Der erste Schritt zur Erreichung dieses Ziels ist das Erreichen der Stabilität beim Abferkeln, denn wenn bei neugeborenen Ferkeln kein PRRSv mehr nachweisbar ist, können wir davon ausgehen, dass das Virus in den trächtigen Sauen wahrscheinlich nicht mehr zirkuliert. Somit kann die Wirksamkeit aller Maßnahmen, die während und nach dem PRRS-Ausbruch zur Verringerung der Übertragung und Ausscheidung des Virus bei tragenden Sauen durchgeführt wurden, anhand der Entwicklung des Virusnachweises bei Ferkeln bei ihrer Geburt bewertet werden.
In den letzten Jahren wurden neue Probenahmen entwickelt, die auf dem Konzept der Sammelproben beruhen, wie im Falle der bei der Tierhaltung anfallenden Flüssigkeiten der Ferkel, so wie dies von Vilalta et al. (2019) und Trevisan et al. (2019) beschrieben wurde. In der Folge wurde die Verwendung von Zungen totgeborener Ferkel oder verendeter Schweine in anderen Produktionsphasen als Überwachungssystem eingeführt, das gemäß den Artikeln von Baliellas und Machado et al. (2022) gute Ergebnisse lieferte.
Die Überwachung beim Abferkeln mit Hilfe von Zungen besteht darin, die Zungen totgeborener Ferkel als Sammelprobe für jede Ferkelpartie oder für einen bestimmten Zeitraum zu entnehmen. Wir empfehlen, maximal 50 Zungen pro Sammelprobe zu verwenden und sie bis zum Versand an das Labor in gefrorenem Zustand aufzubewahren, um beim Auftauen genügend Flüssigkeit am Boden des Beutels zur Durchführung einer PCR zu erhalten und der Probe kein flüssiges Medium mehr hinzufügen zu müssen, welches das Testergebnis aufgrund eines Verdünnungseffekts der ursprünglichen Probe verändern könnte.
Einer der Vorteile der Entnahme von Zungen totgeborener Ferkel als Überwachungssystem für die Stabilität beim Abferkeln besteht darin, dass die Viruslasten positiver PCRs in den ersten Wochen nach dem Ausbruch viel höher sind (meistens Ct-Werte von 20-25) als z. B. bei Verarbeitungsflüssigkeiten. Anhand der Entwicklung der Ct-Werte in den Wochen nach dem Ausbruch können wir dann vorhersagen, ob wir uns der Stabilität beim Abferkeln nähern, wenn die Ct-Werte tendenziell in Richtung Negativität ansteigen (Ct = >40). Da dieses Verfahren ein größeres Spektrum an Ct-Werten liefert als andere Proben, können wir den Trend zur Stabilität des Betriebs besser beurteilen. Um die Ressourcen effizient zu nutzen, wird standardmäßig empfohlen, in den ersten 10 Wochen nach einem Ausbruch keine Zungenproben zu nehmen, da diese höchstwahrscheinlich mit sehr niedrigen Ct-Werten immer noch stark positiv sein werden.
In diesem ersten Diagramm können wir zum Beispiel sehen, dass ab der 20. Woche nach dem Ausbruch die Viruslast jedes Beutels Zungen totgeborener Ferkel abnimmt, weil der Ct-Wert positiver PCR-Ergebnisse zunimmt. Ebenso nimmt die Häufigkeit negativer PCR-Ergebnisse zu, bis aufeinanderfolgende negative PCR-Ergebnisse (Ct-Werte = >40) erreicht werden (Abb. 1).
In diesem zweiten Beispiel (Abb. 2) gibt es 30 Wochen nach dem Ausbruch immer noch keine Wochen mit negativen PCR-Ergebnissen (Ct-Werte = >40). Der Ct-Wert bleibt niedrig und konstant, was auf eine mögliche kontinuierliche erneute Zirkulation in der Tragzeit hinweist. Daraus lässt sich schließen, dass die Kontrollmaßnahmen nicht ausreichend waren und zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden sollten.
In dieser Situation empfehlen wir, die Zungen totgeborener Ferkel von Sauen der ersten Parität von den restlichen Proben getrennt zu sammeln, um festzustellen, ob die Ursache für die anhaltende Instabilität die Infektion von trächtigen Sauen der ersten Parität ist. In diesem Fall würden wir mehr positive Proben und eine höhere Viruslast in den Zungen der Ferkel von Sauen der ersten Parität feststellen.
Im dritten Betrieb (Abb. 4) schließlich lässt sich die Entwicklung in zwei Phasen unterteilen. Zwischen Woche 26 und 38 schien es, als würde sich der Betrieb einem stabilen Status nähern, da die Häufigkeit negativer PCR-Ergebnisse zunahm und die Viruslast bei den positiven Ergebnissen niedrig war. Um die 40. Woche herum kam es allerdings zu einem starken Anstieg der Viruslast in allen nachfolgenden Proben. Die Sequenzierung dieser positiven Proben ergab, dass ein neuer Stamm in den Betrieb eingeschleppt worden war, der wahrscheinlich die Ursache für den Anstieg der Viruslast in den Ergebnissen der darauffolgenden wöchentlichen Probenahmen war.
Wir können schlussfolgern, dass die Überwachung mithilfe von Zungen totgeborener Ferkel ein nicht-invasives, einfaches und kostengünstiges Verfahren ist, das uns bei routinemäßiger Durchführung ermöglicht, vorherzusagen, ob wir uns nach mehreren Wochen der Probenahme der Stabilität beim Abferkeln nähern.