Einleitung
Die konventionelle Überwachung von PRRS in nordamerikanischen Aufzuchtbetrieben besteht aus routinemäßigen Untersuchungen von Blutserumproben von Saugferkeln. Die Entnahme von Blutproben ist jedoch zeitaufwändig, teuer, erfordert die Behandlung der Schweine durch 2 ausgebildete Personen und kann zu Stress oder zum Tod von Schweinen führen. Aus diesem Grund entscheiden sich viele Veterinärmediziner dafür, die Blutentnahme bei den Schweinen in monatlichen Abständen durchzuführen, wodurch es schwierig wird, PRRS-Ausbrüche früh zu entdecken. Wir vermuten, dass die Entwicklung einer verlässlichen und praktikablen Überwachung, die auf der Untersuchung oraler Flüssigkeiten von Saugferkeln beruht, den Veterinärmedizinern erlaubt, die Pläne der PRRS-Überwachung dadurch erheblich zu verbessern, dass die Probenahme häufiger erfolgt und auch mehr Tiere repräsentiert. Dies würde die Zeit bis zum Nachweis von PRRS-Ausbrüchen und/oder zum Nachweis des Virus bei niedriger Prävalenz in Betrieben auf dem Weg zur Stabilität verringern.
Eine auf oralen Flüssigkeiten beruhende Untersuchung wurde für Mastschweine und adulte Tiere (Eber und Jungsauen/Sauen) erfolgreich getestet. Allerdings gibt es in der Fachliteratur nur wenige Daten zum Erhalt oraler Flüssigkeiten von Saugferkeln.
Ziel dieses Berichts ist es, die Erkenntnisse aus Versuchen zusammenzufassen, bei denen es darum geht, ein erfolgreiches und standardisiertes Verfahren zur Entnahme oraler Flüssigkeiten von Saugferkeln zu etablieren.
Verfahren
Es wurden fünf Feldstudien durchgeführt, um die Wirkung der Probenahme oraler Flüssigkeiten von Familien (Kaustrick für Sauen und Ferkel) und der Probenahme oraler Flüssigkeiten der Würfe (Kaustrick nur für Ferkel) (Abb. 1), des Präparierens der Kaustricke mit Geschmacksstoffen, der Tageszeit und der Stricklänge auf die Erfolgsquote beim Erhalt oraler Flüssigkeiten von Saugferkeln zu untersuchen (Tabelle 1).
Tabelle 1: Design von 5 Studien zur Beurteilung der Wirkung spezieller Faktoren auf die Erfolgsquote beim Erhalt oraler Flüssigkeiten von Saugferkeln
Studie | Ziele | Probengröße |
Studie 1 | Vergleich Beprobung von Familien vs. Beprobung von Würfen | 20 Sauen und die jeweiligen Würfe |
Wirkung des Trainings am Vortag |
20 Sauen und die jeweiligen Würfe (Trainingstag zur Kontrolle) | |
Wirkung des Präparierens der Kaustricke mit Erdnussbutter |
10 Sauen und die jeweiligen Würfe | |
Studie 2 | EWirkung des Präparierens der Kaustricke mit Geschmacksstoffen (Sojasauce, Erdnussbutter, Schokoladensauce, Apfelessig und Zucker) | 10 Würfe – jeder Wurf bekam 5 mit Geschmacksstoffen präparierte Kaustricke und 1 Kontrollstrick |
Studie 3 | Vergleich Beprobung von Familien vs. Beprobung von Würfen | 25 Sauen und die jeweiligen Würfe |
Studie 4 | Vergleich Beprobung von Familien vs. Beprobung von Würfen | 39 Sauen und die jeweiligen Würfe |
Studie 5 | Vergleich Beprobung von Familien vs. Beprobung von Würfen | 36 Sauen und die jeweiligen Würfe |
Für alle Studien wurde eine erfolgreiche Probenahme als Extraktion von mindestens 0,5 ml oraler Flüssigkeiten aus den Baumwollstricken definiert. Die Erfolgsquote war also das Verhältnis erfolgreicher Probenahmen oraler Flüssigkeiten zur Gesamtzahl von Würfen oder Sauen und Würfen, die Kaustricke erhalten hatten.
Ergebnisse und Diskussion
Nach unserer Erfahrung ist die Entnahme von Proben oraler Flüssigkeiten von Saugferkeln nicht so leicht wie bei älteren Schweinen. Es gab jedoch Faktoren, die die Erfolgsquote beim Erhalt oraler Flüssigkeiten von Saugferkeln positiv beeinflussten (Tabelle 2).
Tabelle 2: Übersicht der Erfolgsquote beim Erhalt oraler Flüssigkeiten von Saugferkeln bei 5 Feldstudien
Ziel | Studie 1 | Studie 2 | Studie 3 | Studie 4 | Studie 5 |
Beprobung von Würfen vs. Beprobung von Familien | |||||
Insgesamt (%) | 88 vs. 100 | 0* | 84 vs 88 | 0 vs 67 | 14 vs 56 |
Kontrollstrick vs. präparierter Kaustrick (%) | 60 vs. 50 | 0 | - | - | - |
Vorhergehendes Training vs. kein Training | 75.0% vs. 55.0% | - | - | - | - |
Alter der Ferkel (Tage) | ~21 | ~ 14 | ~21 | ~14 | ~18 |
Tageszeit | 6 - 7 Uhr | 8 - 9 Uhr | 6 - 7 Uhr | 8 - 9 Uhr | 8 - 9 Uhr |
*Nur Beprobung von Würfen |
Die Erfolgsquote der Beprobung von Familien lag bei den Studien zwischen 55,56% und 100,00%. Die Erfolgsquote der Beprobung von Würfen lag zwischen 0,00% und 88,00%. Wenn Sauen Kaustricke erhielten, beschäftigten sich die Ferkel auch damit und folgten dem Verhalten des Muttertiers. Wenn Ferkel die Kaustricken ohne vorheriges Training erhielten, reichten 30 Minuten nicht aus, damit genug Flüssigkeit an den Kaustricken haftete. Wenn die Ferkel zuvor trainiert worden waren, verbesserte sich die Erfolgsquote der Beprobung von Würfen interessanterweise um 20 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass Ferkel entweder ein älteres Tier brauchen, das ihnen „beibringt”, wie sie sich mit Kaustricken beschäftigen sollen, oder aber vorheriges Training notwendig ist, um eine bessere Erfolgsquote der Probenahme oraler Flüssigkeiten zu haben.
Bei Studie 1 bewerteten wir die Erdnussbutter als Substrat auf den Kaustricken, mit dem die präparierten Kaustricke für Ferkel attraktiver gemacht werden sollten. Erdnussbutter verbesserte den Erfolg der Probenahme um ca. 10 Prozent leicht. Als wir jedoch untersuchen wollten, ob andere Substrate die Kaustricke attraktiver machen würden, konnte dies durch keine Proben belegt werden. Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen: 1) das Alter der Ferkel, da sie im Durchschnitt 14 Tage alt waren und Ergebnisse anderer Studien (s. u.) bei älteren Ferkeln bessere Erfolgsquoten zeigten als bei jüngeren; und/oder 2) die Tatsache, dass diese Ferkel weder früheres Training erhielten noch ihre Muttertiere hatten, von denen sie lernen konnten.
Wie bereits erörtert wurde, war das Alter ein bedeutender Faktor in Verbindung mit der Erfolgsquote von Probenahmen von Würfen. Wenn die Ferkel ca. 21 Tage alt waren, hatten sie eine bessere Erfolgsquote (Studie 1 und 3) im Vergleich zu Probenahmen von jüngeren Ferkeln (Studie 2, 4 und 5). Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass Ferkel mit zunehmendem Alter neugieriger werden und sich deshalb mehr mit ihrer Umgebung beschäftigen.
Ein weiterer Faktor, der die Erfolgsquote der Probenahme von Würfen beeinflusste, war die Tageszeit, zu der man die Kaustricke aufhängte. Je früher man damit begann, die Kaustricke bereitzustellen, desto höher war die Erfolgsquote (Studie 1 und 3). Dies scheint auf die Aktivität der Ferkel zurückzuführen sein. Zu einer früheren Tageszeit, wenn die Sauen fraßen, hatten die Ferkel im Gegensatz zu einer späteren Tageszeit größere Lust, sich mit den Kaustricken zu beschäftigen, wenn die Sauen gefressen hatten und die Ferkel gestillt und weniger aktiv waren oder schliefen. In den Studien 1 und 3 wurden die Kaustricke den Schweinen ab 6 Uhr zur Verfügung gestellt und diese Studien hatten unter allen Studien die höheren Erfolgsquoten. Die genauen Ergebnisse der Studie 1 sind in Abbildung 2 zu sehen.
Außerdem wurde auch die Höhe (vom Boden), in der der Kaustrick angebracht war, mit dem erfolgreichen Erhalt oraler Flüssigkeiten in Verbindung gebracht. Wenn die Kaustricke näher am Boden der Abferkelbuchten angebracht waren, schienen sich die Ferkel im Vergleich zu den Fällen, in denen die Kaustricke ca. 8-10 Zentimeter über dem Boden hingen, mehr damit zu beschäftigen.
Schlussfolgerungen
Es sind praktische, schnelle, einfache, kostengünstige und verlässliche Methoden der Probenahme bei Schweinebeständen erforderlich, um eine kontinuierliche und effektive Überwachung von Krankheiten in der Schweineindustrie zu gewährleisten. Orale Flüssigkeiten erfüllen diese Ansprüche, aber der Erhalt solcher Proben ist bei Saugferkeln nicht einfach oder praktikabel. Daher führten wir eine Reihe von Feldstudien durch, um Faktoren zu identifizieren, die in positiver Weise mit einer erhöhten Erfolgsquote beim Erhalt oraler Flüssigkeiten von Saugferkeln in Verbindung gebracht werden:
- Alter der Ferkel: ≥ 3 Wochen alte Schweine hatten bessere Erfolgsquoten als jüngere Ferkel.
- Tageszeit: Je früher man die Kaustricke bereitstellte, desto höher war die Erfolgsquote (am besten ~ 6 Uhr; schlechter nach 8 Uhr).
- Substrat: Erdnussbutter verbesserte die Erfolgsquote bei der Beprobung von Würfen leicht (im Vergleich zu keiner Präparierung mit Geschmacksstoffen), erfordert aber zusätzliche Arbeit, um die Stricke zu präparieren.
- Abstand der Kaustricke zum Boden: Je näher sich die Kaustricke am Boden befinden, desto einfacher war es für die Ferkel, sich damit zu beschäftigen.
- Beprobung von Familien im Vergleich zur Beprobung von Würfen: Die Beprobung von Familien erzielte im Vergleich zur Beprobung von Würfen deutlich bessere Ergebnisse (Erfolgsquote und Menge).
- Früheres Training: Früheres Training verbesserte die Erfolgsquote der Beprobung von Würfen.