Einleitung
Das Virus des porcinen Reproduktions- und Respirationssyndroms (PRRSV) ist einer der in der Schweineindustrie vieler Länder in wirtschaftlicher Hinsicht wichtigsten Krankheitserreger. Laut Berichten belaufen sich die jährlichen wirtschaftlichen Verluste aufgrund von PRRSV in den USA auf $641 Millionen (Holtcamp, et al. 2011) und in Japan auf ¥28 Milliarden (Yamane, et al. 2010). Es hat sich gezeigt, dass PRRSV in einzelnen Betrieben durch verschiedene Strategien wie die Akklimatisierung von Jungsauen (Dee, et al. 1994), die Keulung/ Wiederaufstockung (Dee, et al. 1994), die Massenimpfung (Dee, et al.1996), Test & Entfernung (Dee, et al. 1998), die Schließung des Betriebs mit/ ohne beabsichtigte Exposition (Toremorrell, et al. 06.) usw. bekämpft und möglicherweise eliminiert werden kann. Trotzdem kommt die Reinfektion mit neuen PRRSV-Stämmen immer noch häufig vor und die Ausdehnung des Verbreitungsgebiets des Virus ist die größte Herausforderung, der wir uns derzeit bei der Bekämpfung von PRRS stellen müssen. Dieser Artikel fasst aktuelle Forschungsdaten zur Übertragung und Biosicherheit von PRRSV zusammen. Außerdem unterstreicht er die große Bedeutung eines regionalen Ansatzes zur künftigen Kontrolle/ Eliminierung von PRRSV.
Übertragung des PRRSV und Biosicherheit
In den letzten 10-15 Jahren wurden mehrere Untersuchungen auf dem Gebiet der Übertragung des PRRSV und der Biosicherheit durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Studien vermittelten uns hilfreiche Kenntnisse für das Verständnis dafür, wie PRRSV übertragen werden kann und wie wir dies verhindern können. Abb. 1 zeigt eine Zusammenfassung der bekannten Übertragungswege von PRRSV mit einer Auswahl an Veröffentlichungen und Biosicherheitsmaßnahmen aus der Praxis, mit denen das Risiko reduziert werden kann.
Tabelle 1: Bekannte Wege der PRRSV-Übertragung
Übertragungswege | Literaturhinweise | Biosicherheitsmaßnahmen |
Schweine und Sperma | Yoon et al. 1993, Christopher-Hennings et al. 1995 | Quarantäne und Untersuchungen |
Menschen | Otake et al. 2002, Dee et al. 2012 | Abbrausen beim Betreten/ Verlassen |
Leerzeit von einer Nacht | ||
Schutzanzüge und Stiefel | Otake et al. 2002 | Wechsel der Schutzanzüge und Stiefel |
Nadeln | Otake et al. 2002 | Wechsel der Nadeln |
Keimträger (Butterbrotdosen, Versandbehälter etc.) | Dee et al. 2003 | UV-Desinfektion, Desinfektionsraum, doppelte Verpackung etc. |
Insekten (Stechmücken und Stubenfliegen) | Otake et al. 2003 | Insektenschutzgitter |
Transport | Dee et al. 2004 | Waschen, desinfizieren und trocknen |
Gülle und Mist | Linhares et al. 2012 | |
Aerosole | Pitkin et al. 2010, Otake et al. 2012 | Luftfilterung |
Übertragung des PRRSV durch die Luft und Luftfilterung
Vor Kurzem wurde über den Lufttransport von PRRSV unter Feldbedingungen über lange Strecken hinweg berichtet (Otake et al. 2002). In dieser Studie wurde in einer Ausgangspopulation von 300 Mastschweinen eine Mischinfektion von 3 PRRSV-Varianten (1-8-4, 1-18-2 und 1-26-2) provoziert. Von der Ausgangspopulation und an verschiedenen Stellen, die in bestimmter Entfernung von diesem Betrieb lagen, wurden 21 Tage lang Luftproben entnommen. Die Proben wurden durch RT-PCR auf PRRSV getestet. In der Abluft des Ausgangsbetriebs wurde in allen 21 entnommenen Luftproben PRRSV nachgewiesen. 5 von 114 (4,4%) Luftproben von weiter entfernten Orten wurden positiv auf PRRSV getestet. Die Entnahmestellen lagen 2,3, 4,6, 6,6 und 9,1 km vom Betrieb entfernt (Abb. 2). Alle 5 Proben enthielten das infektiöse Virus und entsprachen zu über 99,2 % dem PRRSV 1-8-4. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Lufttransport von infektiösem PRRSV über lange Strecken unter Feldbedingungen auftreten kann.
Abbildung 2: Die Luftbildkarte zeigt die Standorte der Probenahmestellen in der Umgebung des Ausgangsbetriebs, an denen die 5 PRRSV-positiven Luftproben gefunden wurden. Alle 5 Proben enthielten das infektiöse Virus, das durch einen Schweine-Bioassay bestimmt wurde. Die Titer von infektiösem PRRSV (ausgedrückt in Einheiten von TCID50/ml), die in den einzelnen 5 Proben vorkamen, sind bei jeder der 5 Entnahmestellen aufgeführt.
Otake, et al. 2010
Um das Risiko der Übertragung von PRRSV durch die Luft zu reduzieren versuchte man, die Luft zu filtern. Dee et al. belegten die Wirksamkeit der Luftfilterung unter kontrollierten Feldbedingungen (Dee et al. 2003). In dieser Studie wurde die Übertragung von PRRSV durch die Luft durch alle Arten von Filtern im Beispiel des Produktionsgebiets erfolgreich verhindert (Abb. 3). Die Studie gab auch Aufschluss über die meteorologischen Risikofaktoren, die mit der Wahrscheinlichkeit des Transports von PRRSV über die Luft in Verbindung gebracht werden. Zu diesen Faktoren zählen kühle Temperaturen, das Vorkommen von Krankheitserregern im Ausgangsbetrieb, die Windrichtung, geringe Sonneneinstrahlung, langsame Winde in Verbindung mit Böen und ein Anstieg der Feuchtigkeit und des Drucks. Diese Daten führten zu einem besseren Verständnis der Aerobiologie von PRRSV und bestätigten verschiedene Filtertechnologien zum Schutz der Populationen vor Provokationen von PRRSV durch Luftübertragung.
Abbildung 3: Lage von Gebäuden im Beispiel des Produktionsgebiets im Jahr 1 und 2 der Studie. Die Gebäude 1, 2 und 3 wurden im 2-jährigem Untersuchungszeitraum benutzt, während das Gebäude 4 nur im Jahr 2 belegt wurde. Das Gebäude 1 diente als Quelle von PRRSV- und M.hyo-positiven Bioaerosolen. Die Gebäude 2 (Kontrollbestand ohne Filterung), 3 (mechanische Filterung) und 4 (antimikrobielle Filterung) wurden 120 m in Windrichtung entfernt platziert, um ihre Exposition gegenüber Bioaerosolen zu erhöhen, die mit den vorherrschenden Winden transportiert werden. Die Wetterstation befand sich 10 m nördlich von Gebäude 2. Dee, et al. 2010
Die Wirksamkeit der Luftfilterung wurde auch in großen US-amerikanischen Sauenfarmen nachgewiesen (Dee, et al. 2010). Diese Studie zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit einer neuen PRRSV-Infektion in Betrieben ohne Filterung viel höher (p < 0,01) als bei Betrieben mit Filterung war. Die Chancen einer neuen PRRSV-Infektion lagen vor der Filterung 8-mal höher (p < 0,01) als nach der Filterung. Die mediane Zeit bis zu neuen PRRSV-Infektionen bei Betrieben mit Filterung (30 Monate) dauerte deutlich länger (p <0,01) als bei Betrieben ohne Filterung (11 Monate). Abschließend lässt sich sagen, dass die Filterung das Risiko neuer PRRSV-Infektionen in großen Sauenbetrieben deutlich reduziert (Abb. 4).
Abbildung 4: Die Wahrscheinlichkeit einer neuen PRRSV-Infektion war bei Betrieben ohne Filterung viel höher (p < 0,01) als bei Betrieben mit Filterung. Die Chancen einer neuen PRRSV-Infektion lagen vor der Filterung 8-mal höher (p < 0,01) als nach der Filterung. Die mediane Zeit bis zu neuen PRRSV-Infektionen bei Betrieben mit Filterung (30 Monate) dauerte deutlich länger (p <0,01) als bei Betrieben ohne Filterung (11 Monate).
Kategorie |
Anzahl der Betriebe |
Kumulierte Tage |
Anzahl der neuen Infektionen |
Intervall |
Infektionen pro Betrieb |
Mit Filterung |
24 | 16.593 | 8 | 2074 T | 0.33 |
Ohne Filterung |
33 | 29.533 | 89 | 336 T | 2.7 |
Dee, et al. 2012
Regionaler Ansatz zur Kontrolle/ Eliminierung von PRRSV
Aufgrund der Tatsache, dass die Ausdehnung des Verbreitungsgebiets des Virus die größte Herausforderung bei der Bekämpfung von PRRS darstellt, der wir uns derzeit stellen müssen, wird seit Kurzem ein regionaler Ansatz der Kontrolle/ Eliminierung verfolgt. Mehr als 25 Regionen in Nordamerika begannen mit solchen Aktivitäten und machten je nach Region gewisse Fortschritte (Morrison, 2012). Solche Initiativen startete man nicht nur in Nordamerika, sondern auch in anderen Ländern einschließlich den Niederlanden (Duinhoff, 2012), Korea (Jeong, et.al 2013) und Japan (Otake, et al. 2010). Bisher werden all diese Aktivitäten/ Programme auf freiwilliger Basis gänzlich von Schweineerzeugern in Zusammenarbeit mit Universitäten oder industriellen Partnern durchgeführt. Der regionale Ansatz erfordert sehr viel Kommunikation und Informationsaustausch unter den teilnehmenden Erzeugern, Tierärzten und alle anderen Beteiligten in dieser Region. Daraus wird ersichtlich, dass der regionale Ansatz einer der wichtigsten Schlüssel für die künftige Kontrolle/ Eliminierung von PRRSV ist.
Schlussfolgerungen:
PRRS ist eine wirtschaftlich bedeutsame Krankheit. Das Verbreitungsgebiet von PRRSV dehnt sich immer noch häufig aus, weswegen die Biosicherheit einen der wichtigsten Schlüsselfaktoren für die Prävention von PRRSV darstellt. Übertragungswege von PRRSV wurden bereits wissenschaftlich nachgewiesen und Biosicherheitsmaßnahmen sollten auf Grundlage dieser Kenntnisse ergriffen werden. Es besteht das reale Risiko der Übertragung von PRRSV durch die Luft und die Luftfilterung kann dieses Risiko erheblich reduzieren. Der regionale Ansatz der Kontrolle/ Eliminierung von PRRSV zeigt die Richtung an, in die wir uns in Zukunft bewegen müssen.