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Welches ist das beste Absetzalter bei Ferkeln?

Enric Marco untersucht die Gründe, warum das durchschnittliche Absetzalter in Spanien noch nicht 28 Tage erreicht hat.

Im Jahr 2009 veröffentlichte diese Website eine Reihe von drei Artikeln, in denen J. Barceló das seiner Meinung nach beste Alter zum Absetzen von Ferkeln erläuterte. In dem ersten dieser Artikel sagte er:

„Hätten wir diese Frage vor einigen Jahren Tierärzten, Fachexperten und Schweinezüchtern gestellt, hätte die überwältigende Mehrheit mit Sicherheit geantwortet, dass das beste Absetzalter bei drei Wochen liegt. Die Schweineproduktion befindet sich jedoch in einem ständigen Wandel, und ihre Entwicklung stellt diese uralte Binsenweisheit über das Absetzalter in Frage. In diesem Artikel werde ich versuchen zu erklären, warum viele Produktionssysteme zu einem Absetzalter von 28 Tagen zurückkehren, um das Ziel von mindestens 200 kg Absetzgewicht pro produktiver Sau und Jahr zu erreichen.“

Wir könnten heute das Gleiche schreiben und es wäre immer noch aktuell, denn das durchschnittliche Absetzalter liegt in Spanien immer noch nicht bei 28 Tagen.

Abb. 1: Entwicklung des Absetzalters in Spanien. Quelle: Grup de Gestió Porcina UdL.
Abb. 1: Entwicklung des Absetzalters in Spanien. Quelle: Grup de Gestió Porcina UdL.

Seit 2017 steigt die Sterblichkeit in der Phase nach dem Absetzen (6-20 kg) unaufhörlich an und erreichte laut Daten des Consulting-Unternehmens SIP im Jahr 2022 einen Rekordwert von 8,4 %. Vor diesem Hintergrund wäre es naheliegend, dass eine der ersten Maßnahmen darin besteht, Ferkel erst abzusetzen, wenn sie reifer sind, damit sie dem Stress des Absetzens und den anschließenden Haltungsbedingungen besser standhalten können. Trotzdem setzen wir immer noch nicht mit 28 Tagen ab. Warum?

Sicherlich sind die Gründe für die Beibehaltung des durchschnittlichen Absetzalters von unter 28 Tagen nicht bei allen Erzeugern die gleichen, aber ich werde versuchen, die meiner Meinung nach vorherrschenden Gründe darzulegen:

Der Einsatz von genetisch hochproduktiven Tieren zwingt uns, auf Ammensauen zurückzugreifen, um eine größere Säugekapazität zu gewährleisten. Dies führt zu einem Früh-Absetzen der Ferkel im Alter von weniger als 28 oder sogar 21 Tagen, was sich auf das durchschnittliche Absetzalter auswirkt, das somit trotz ausreichend vorhandener Abferkelplätze die 28 Tage nicht erreicht. Noch schlimmer ist jedoch, dass dieses Durchschnittsalter mit einer hohen Standardabweichung (große Altersschwankungen) verbunden ist, da es Ferkel gibt, die sehr früh abgesetzt werden, und andere erst sehr viel später.

Auch unter Berücksichtigung der Beschränkungen für den Zusatz von Antibiotika in Futtermitteln hat die Beibehaltung des Absetzens von Ferkeln im Alter von weniger als 28 Tagen keine größeren Probleme verursacht, da in den Futtermitteln zunächst noch Zinkoxid vorhanden war und bis vor kurzem seine schützende Wirkung ausübte.

Das integrierte System war die treibende Kraft in unserem Schweinesektor, und wir sollten uns darüber freuen, aber man muss auch zugeben, dass die Interessen der verschiedenen Akteure nicht immer die gleichen sind. Der integrierte Ferkelerzeuger wird auf Grundlage der Anzahl abgesetzter Ferkel bezahlt, sodass diese Zahl bei den Entscheidungen weiterhin eine große Rolle spielt. Eine Verzögerung des Absetzens bedeutet entweder eine Aufstockung der Abferkelplätze oder eine Verringerung der Anzahl der Sauen, und beide Entscheidungen führen zu einer Neuverhandlung der Integrationsverträge, was wir zu vermeiden versuchen.

Seit Mitte 2022 ist die Verwendung von Zinkoxid in Futtermitteln europaweit verboten; der Einsatz von Antibiotika wurde eingeschränkt, wobei sich diese Einschränkung noch verstärken wird, da das EU-Verbrauchsziel für 2030 eine Verringerung des Verbrauchs um etwa 40 % gegenüber 2021 bedeutet.

Abb. 2: Aktuelle Fortschritte bei der Erreichung des Ziels der europäischen „Farm-to-Fork“-Strategie, den Gesamtumsatz von antimikrobiellen Mitteln für Nutztiere und Aquakultur in den 27 EU-Mitgliedsländern bis 2030 um 50 % zu senken. Quelle: 12. ESVAC-Bericht.
Abb. 2: Aktuelle Fortschritte bei der Erreichung des Ziels der europäischen „Farm-to-Fork“-Strategie, den Gesamtumsatz von antimikrobiellen Mitteln für Nutztiere und Aquakultur in den 27 EU-Mitgliedsländern bis 2030 um 50 % zu senken. Quelle: 12. ESVAC-Bericht.

Die unmittelbare Folge dieser Veränderungen ist, dass die Sterblichkeit im Jahr 2022 stark angestiegen ist und sich die bis 2017 üblichen Prozentsätze verdoppelt haben. Zwar hat auch das Auftreten hochpathogener PRRS-Stämme seine Spuren hinterlassen, aber in den Gebieten Spaniens, in denen diese Stämme noch nicht angekommen waren (Regionen im Nordosten und Südosten), stieg die Sterblichkeit im Vergleich zu 2021 ebenfalls an.

Tabelle 1: NO: nordöstliche Region, SO: südliche und östliche Regionen, NZ: nördliches Zentrum, ES: Spanien. Dataquelle: IX. SIP-Tagung. 26. Januar 2023.

Sterblichkeit Aufzuchtphase Sterblichkeit Mastphase
2020 2022 Veränderung 2020-22 Veränderung 2015-19 2020 2022 Veränderung 2020-22 Veränderung 2015-19
NO 5,2% 8,6% +3,4% NO 4,2% 6,0% +1,8%
SO 5,3% 6,4% +1,1% SO 4,2% 4,6% +0,8%
NZ 4,3% 6,7% +2,4% NZ 4,3% 6,7% +0,3%
ES 5,1% 8,3% +3,2% +1,9% ES 4,2% 5,7% +1,5% +0,3%

Kurz gesagt: Wir dürfen im Absetzfutter kein Zinkoxid verwenden und es gibt keine Produkte auf dem Markt, die es mit derselben Wirksamkeit ersetzen könnten; der Einsatz von Antibiotika in Futtermitteln wird immer schwieriger, und wenn diese über das Tränkwasser verabreicht werden, haben sie nicht die gleiche Wirkung; die Genetik wird immer besser und führt jedes Jahr zu größeren Würfen, wodurch das Absetzgewicht sinkt; und nicht zuletzt sind die hochpathogenen PRRS-Stämme gekommen, um zu bleiben.

Was sich vor diesem Hintergrund geändert hat, ist die Motivation für das spätere Absetzen der Ferkel. J. Barcelós Ziel, 200 kg Ferkel pro Sau und Jahr abzusetzen, hat wenig Bedeutung, wenn diese Kilogramm Ferkel nie vermarktet werden. Die Motivation für das spätere Absetzen der Ferkel besteht nun darin, die Verluste einzudämmen und somit sicherzustellen, dass das, was produziert wird, auch verkauft wird.

Man könnte meinen, dass die Qualität der Ferkel beim Absetzen für die Verringerung der Sterblichkeit keine so große Rolle spielt, doch die uns vorliegenden Daten zeigen das Gegenteil.

  • Ferkel, die mit 28 Tagen oder älter abgesetzt werden, haben vor dem Absetzen viel mehr feste Nahrung zu sich genommen. Die höchste Futteraufnahme findet zwischen 25 und 28 Tagen statt.
    Abb. 3: Prestarter-Futteraufnahme. Quelle: Brunix, et al. 2002.
    Abb. 3: Prestarter-Futteraufnahme. Quelle: Brunix, et al. 2002.
  • Die Futteraufnahme vor dem Absetzen verringert die Zeit der Anorexie nach dem Absetzen, die der Hauptauslöser für Absetzdurchfall ist.
    Abb. 4: Auswirkungen der Beifütterung auf die individuelle Futteraufnahme und die Leistung von Absetzferkeln in Gruppenhaltung. Quelle: Brunix, et al 2002.
    Abb. 4: Auswirkungen der Beifütterung auf die individuelle Futteraufnahme und die Leistung von Absetzferkeln in Gruppenhaltung. Quelle: Brunix, et al 2002.
  • Ein Alter von 28 Tagen oder mehr beim Absetzen sorgt für höhere Ferkelgewichte. Schwerere Ferkel sind widerstandsfähiger, was die Verluste nicht nur in der Phase nach dem Absetzen, sondern auch in der Mastphase verringert.
    Abb. 5: Prozentuale Sterblichkeit vom Absetzen bis 138 Tage nach dem Absetzen. Quelle: A. Vidal, 2015.
    Abb. 5: Prozentuale Sterblichkeit vom Absetzen bis 138 Tage nach dem Absetzen. Quelle: A. Vidal, 2015.
  • Ferkel, die sich vor dem Absetzen an festes Futter gewöhnen, wachsen nach dem Absetzen besser.
    Abb. 6: Durchschnittliche Tageszunahme und Gewicht in Abhängigkeit davon, ob die Ferkel vor dem Absetzen Prestarter gefressen haben oder nicht (0-28 Tage). Quelle: Sulabo et al. 2014.
    Abb. 6: Durchschnittliche Tageszunahme und Gewicht in Abhängigkeit davon, ob die Ferkel vor dem Absetzen Prestarter gefressen haben oder nicht (0-28 Tage). Quelle: Sulabo et al. 2014.
  • Ferkel, die unmittelbar nach dem Absetzen gut wachsen, sind besser in der Lage, andere Krankheiten, einschließlich PRRS, zu überstehen.
    Abb. 7: Zusammenhang zwischen geringer Tageszunahme in der ersten Woche nach dem Absetzen und der Sterblichkeit in zwei PRRS-positiven Betrieben. Quelle: Lawrence, B. et al. 2006.
    Abb. 7: Zusammenhang zwischen geringer Tageszunahme in der ersten Woche nach dem Absetzen und der Sterblichkeit in zwei PRRS-positiven Betrieben. Quelle: Lawrence, B. et al. 2006.
  • Der Bedarf an Antibiotika sinkt, wenn die Probleme reduziert werden.

Einige europäische Erzeuger sehen im Absetzalter die Lösung für die Probleme, die durch das Verbot von Zinkoxid und die Verringerung des Einsatzes von Antibiotika verursacht werden, was sie dazu veranlasst, die Tiere frühestens mit 28 Tagen abzusetzen. Die Entscheidung sollte nicht mehr nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten getroffen werden, wie J. Barceló in seiner Artikelserie erläutert hat, sondern unter dem Aspekt des Überlebens. Wenn sich die Dinge nicht ändern, und es sieht nicht so aus, als ob sie sich ändern werden, werden wir 2023 wieder durchschnittlich 15 % der abgesetzten Ferkel verlieren. Wird der Verbraucher verstehen, dass 15 % der abgesetzten Ferkel aufgrund von Sterblichkeit verloren gehen? Ist es nachhaltig, 15 % der Schweine zu verlieren?

Wir sind spät dran mit dem, was J. Barceló bereits 2009 vorgeschlagen hat: das Absetzalter auf durchschnittlich mindestens 28 Tage zu erhöhen.

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