Zwischen 2021 und 2022 stiegen die Futtermittelpreise im Zuge der Rohstoffpreis-Krise im Durchschnitt um 34 %. Besonders deutlich war der Anstieg in den nordeuropäischen Ländern: etwa 55 % in Finnland und Schweden. Da der Anteil der Futterkosten an den Produktionskosten zwischen 56 % in Finnland und 80 % in Südbrasilien ausmachte, waren die Auswirkungen der höheren Futtermittelpreise auf die Produktionskosten beträchtlich. Im Durchschnitt aller Länder stiegen die Produktionskosten um 27 %. In Frankreich verteuerten sich die durchschnittlichen Futterkosten dank der Selbstversorgung mit Getreide und der Rolle der Futtermittelhersteller weniger stark als in anderen Ländern. Die durch den Krieg in der Ukraine verschärfte Energiekrise hatte noch keine Auswirkungen auf die französischen Viehzuchtbetriebe, die durch ihre Dreijahresverträge bis Ende 2022 geschützt waren.
Neben den Futtermittel- und Energiekosten trieb auch die Inflation die Ausgaben in die Höhe. Die Baupreise stiegen im Jahr 2022 stark an (um durchschnittlich 47 %), da sich die Nachfrage nach Baumaterialien nach der COVID-Pandemie wieder belebte und die Handelsbeziehungen mit Russland, einem wichtigen Baurohstoffproduzenten, beendet wurden. Steigende Zinssätze erhöhten die Baukosten weiter.
Die Länder auf der anderen Seite des Atlantiks produzierten die kostengünstigsten Schweine. Zwischen den europäischen Ländern zeichneten sich Unterschiede ab. Italien entwickelt differenzierte Produkte: Seine schweren Schweine erzielen bessere Preise, sind aber in der Produktion viel teurer. Im Jahr 2022 wurden die Kostenunterschiede noch deutlicher, da die Produktion italienischer Schweine mehr als doppelt so teuer war wie die von Schweinen in Zentralwestbrasilien. Neben den Futterkosten waren auch die Preise für Produktionsfaktoren und die technische Leistung der Betriebe für die großen Kostenunterschiede verantwortlich.
Die Arbeitskosten hängen sowohl von den Arbeitskosten pro Stunde als auch von der Produktivität ab. Die Niederlande hatten zwar die höchsten Arbeitskosten (27,90 €/Stunde), waren aber auch am produktivsten (213 kg Schlachtkörper/Stunde), da sie von optimierten Einrichtungen und Arbeitsabläufen profitieren, die dazu beitragen, den Arbeitsaufwand pro Sau zu reduzieren. Im Gegensatz dazu waren die Arbeitskräfte in Südbrasilien zwar billig (2,8 €/Stunde), aber auch wesentlich weniger produktiv (64 kg Schlachtkörper/Stunde). Brasilien, die USA und Spanien wiesen in dieser Hinsicht die wettbewerbsfähigsten Kosten auf.
Die dänischen Sauen zeigten nach wie vor die höchste Produktivität: Die auf die Ferkelproduktion spezialisierten dänischen Landwirte setzten im Jahresdurchschnitt 34,1 Ferkel pro Sau ab. In den Niederlanden und Deutschland wurden 32,5 bzw. 31,2 Ferkel pro Sau und Jahr abgesetzt. Frankreich erreichte 30,4 abgesetzte Ferkel pro Sau und Jahr (+0,9 % im Vergleich zu 2021). Im von PRRS betroffenen Spanien wurden 27,2 Ferkel pro Sau und Jahr abgesetzt, was einem Rückgang von 2 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Tabelle 1: Technische Leistung und Preise der Produktionsfaktoren im Jahr 2022
Land | Gesamtkosten (€/kg Warmgewicht) | Durchschnittliche Futterkosten (€/t) | Arbeitskosten (€/h) | Gebäudekosten (€/Sau) | Abgesetzte Ferkel/Sau | FCR | kg Schlachtkörper/Stunde (Zucht und Mast) |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Brasilien (Süd) |
1,61 | 406 | 2,8 | 2 911 | 29,7 | 2,38 | 64 |
USA | 1,81 | 336 | 16,8 | 5 430 | 27,8 | 2,91 | 165 |
Dänemark | 1,86 | 349 | 25,8 | 9 508 | 34,1 | 2,63 | 155 |
Frankreich | 1,92 | 360 | 21,7 | 10 105 | 30,4 | 2,79 | 165 |
Spanien | 2,06 | 416 | 15,5 | 5 955 | 27,2 | 2,69 | 148 |
Niederlande | 2,08 | 401 | 27,9 | 10 591 | 32,5 | 2,64 | 213 |
Deutschland | 2,22 | 399 | 20,5 | 12 863 | 31,2 | 2,83 | 134 |
Italien | 2,89 | 411 | 15,3 | - | 29,7 | 3,64 | 99 |
Grün: besonders günstiger Faktor / Rot: besonders ungünstiger Faktor / Schwarz: Faktor nahe dem Durchschnitt der acht Länder. Quelle: IFIP mit Daten von InterPIG
Die Erträge, d. h. die Differenz zwischen dem erzielten Preis und dem Selbstkostenpreis, waren in den Ländern des InterPIG*-Netzes negativ (im Durchschnitt -0,28 €/kg Schlachtkörper). Lediglich die USA verzeichneten im Jahr 2022 ein positives Ergebnis (+0,21 €/kg Warmgewicht). Der weltweit beobachtete Anstieg der Schweinefleischpreise reichte nicht aus, um die Kostenentwicklung zu decken. In Frankreich (**) verbesserten sich die Erträge leicht, blieben aber negativ (-0,09 €/kg Warmgewicht), ebenso wie in Deutschland, das von einem starken Anstieg der erzielten Preise aufgrund des Zusammenbruchs des Schweinefleischangebots profitierte.
Im Jahr 2023 dürften die Produktionskosten für die Landwirte hoch bleiben: Die Futtermittelpreise werden erst in der zweiten Jahreshälfte nachgeben, sich aber weiterhin auf einem hohen Niveau halten. Die französischen Landwirte werden im Jahr 2023 mit einem Anstieg der Energiekosten konfrontiert sein.
* InterPIG ist ein Netzwerk von internationalen Experten für die Schweineproduktion.
** In den erzielten Preisen wurden die außerordentlichen COVID-bezogenen Beihilfen, die die französischen Landwirte erhalten haben, nicht berücksichtigt.