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Klinischer Fall: Schwierige Diagnostik: wiederkehrender Fruchtbarkeitsrückgang im Sommer

Der Sommer ist für die Fortpflanzung der Schweine nicht förderlich: die Hitze kommt, die Stunden mit Tageslicht nehmen ab, die Fruchtbarkeit sinkt und die Tierärzte finden mehr reproduktive Krankheitssymptome als das restliche Jahr über. Warum führen die gleichen Maßnahmen nicht immer zum gleichen Ergebnis?

Der Betrieb

Unser Fallbericht beginnt im September 2016 in einem Betrieb mit 1.200 F1 Batallé-Sauen (Duroc x Landrasse) in Katalonien.

Der Betrieb arbeitet in wöchentlichen Partien und zieht Ferkel (Duroc x Landrasse x Pietrain) groß, bis sie ein Gewicht von 20 kg erreichen, wobei Anlage 1 und Anlage 2 150 Meter voneinander entfernt sind.

<p>Abbildung 1: Betrieb von oben</p>

Abbildung 1: Betrieb von oben

Der Betrieb ist PRRS-stabil und setzt fortlaufend PRRS-negative Ferkel ab. Die Sauen erhalten einen PRRS-Lebendimpfstoff als generelle Impfung und in jedem Brunstzyklus eine Impfung gegen Erysipel und das Parvovirus. Die Remontetiere erhalten dieselben Impfungen, wobei pro Jahr 4 Jungsauen im Alter von 4 bis 5 Monaten aufgenommen werden.

Die Zahlen im Abferkelstall sind gut: 14,5 Geburten insgesamt, 12,47 abgesetzte Ferkel/ Geburt und ein Absetzgewicht von 7,5 kg/ Ferkel.

Die Zahlen bezüglich der Tragzeit könnten besser sein: Fruchtbarkeitsrate von 89,5 % und Abferkelrate von 88,4 % bei einem deutlichen Rückgang der Abferkelrate bei den Tieren, die im Juli-August-September 2016 gedeckt worden waren (Abb. 2).

Abbildung 2: Abferkelrate 2016

Abbildung 2: Abferkelrate 2016

Es ist zu erwähnen, dass die Sauen in diesem Betrieb nur während der Laktation und bis zu ihrer Deckung in Einzelbuchten untergebracht sind und danach in Gruppenbuchten verlegt werden. Das Futter wird je nach Verfügbarkeit mithilfe elektronischer Futterstationen für Sauen oder über einzelne Futterspender in offenen Buchten (Abb. 3) ausgegeben und im ersten Drittel der Tragzeit immer nach der gleichen Futterkurve (Energie für den Leistungsumsatz + 30 %) zur Verfügung gestellt.

Abbildung 3: Einzelne Futterspender in offenen Buchten

Abbildung 3: Einzelne Futterspender in offenen Buchten

Abbildung 3: Art der Buchten im Betrieb

Abbildung 3: Art der Buchten im Betrieb

Entstehung des Falls

September 2016: Die Fruchtbarkeit hatte sich seit der 26. Woche Partie um Partie verschlechtert.

Bei unserem Besuch im Betrieb sahen wir, dass die Zeit vom Absetzen bis zur Deckung in den Sommermonaten gleich geblieben war, was zu den Angaben des Personals, das im Abferkelstall arbeitete, passte, dass die Sauen während der Laktation der Fütterungskurve ohne Probleme folgten und dass sie nach dem Absetzen wieder gut in die Brunst kamen. Die Fruchtbarkeitsrate hatte sich seit Tag 24 nicht verändert, aber es gab einen Anstieg der azyklischen Umrauscher, so dass wir beschlossen, am Tag 33 der Tragzeit in einer Bucht mit Sauen, die am Tag 24 als trächtig diagnostiziert wurden, eine zweite Ultraschalluntersuchung durchzuführen. Wir fanden nicht nur leere Sauen, sondern die negativen Sauen lagen in den Gruppenbuchten auch sehr nah nebeneinander, was den Leiter des Wartestalls nicht überraschte. Er meinte, dass er oft Embryonenverluste bei Sauen in derselben Untergruppe gesehen hatte (Abb. 5).

Abbildung 5: Beispiel von Diagnoseergebnissen der Tragzeit an Tag 33.

Abbildung 5: Beispiel von Diagnoseergebnissen der Tragzeit an Tag 33.

Untersuchung der Umrauscher: Leptospirose?

Es schien sich um ein infektiöses Problem zu handeln, obwohl die negativen Sauen keine klinischen Anzeichen zeigten und seit ihrer Unterbringung in Gruppen keinen einzigen Tag aufgehört hatten zu fressen, weshalb es schwierig war, Krankheiten in unserer Differentialdiagnose zu berücksichtigen, die (beispielsweise wegen Fiebers) indirekte Aborte hervorrufen könnten.

Wir nahmen Blutproben von positiven Sauen am Tag 33 der Tragzeit (grün, Tabelle 1), von negativen Sauen am Tag 33 (orange, Tabelle 1) und von Sauen, die aus der Gruppe entfernt wurden, weil Embryonenverluste festgestellt worden waren (rot, Tabelle 1). Da in der Vergangenheit angenommen wurde, dass es sich um einen Fall von Leptospirose handeln könnte (in den letzten 4 Jahren gab es im Juli-August-September genau den gleichen Rückgang der Abferkelrate (s. Abb. 6)), wurde ein serologischer Mikroagglutinationstest (MAT) angefordert, der allerdings weder positive Ergebnisse noch Unterschiede zwischen den verschiedenen Sauengruppen zeigte (Tab. 1).

Tabelle 1: Stichprobe nach Art der Sau und Ergebnissen

Referenznummer der Probe Leptospira MAT
1 B 3520 -
2 B 3404 Bratislava 1/30
3 B 4152 Bratislava 1/30
4 B 4136 Bratislava 1/30
5 B 3512 Bratislava 1/30
6 B 4130 Bratislava 1/30
7 B 4443 -
8 B 3672 Bratislava 1/30
9 B 4418 Bratislava 1/30
10 B 4434 -
11 B 3661 Bratislava 1/30
12 B 3480 Bratislava 1/30
13 100713 Bratislava 1/30
14 404550 Bratislava 1/30
15 B 3675 Bratislava 1/30 and Icterohaemorrhagiae 1/30
16 B 3399 Bratislava 1/30
17 B 4294 Bratislava 1/30
18 B 4602 Bratislava 1/30
Abbildung 6: Abferkelrate im Zeitraum 2013-2018

Abbildung 6: Abferkelrate im Zeitraum 2013-2018

Das Problem löste sich von allein: saisonale Unfruchtbarkeit?

Bevor man den geringsten Verdacht darauf hatte, was passiert sein konnte, und ohne Änderungen im Management vorgenommen oder überhaupt Medikamente verabreicht zu haben, erreichte die Fruchtbarkeit im Oktober, ebenso wie im November und Dezember, fast 94 %. Das Problem löste sich von allein, aber es sah so aus, als würde es später erneut auftreten, weshalb wir andere Hypothesen aufstellen mussten, die den früheren Rückgang der Abferkelrate bezüglich der Tiere, die im Sommer gedeckt worden waren, begründeten.

Es erschien immer merkwürdiger zu glauben, dass ein Infektionserreger Jahr für Jahr pünktlich zur 28. Woche auftauchte, um den Anteil der azyklischen Umrauscher zu erhöhen, weshalb wir Artikel zum Thema circadianer Rhythmus, circannualer Rhythmus, Melatonin und saisonale Unfruchtbarkeit lasen.

Es gibt bei Schweinen mehrere reproduktive Probleme im Zusammenhang mit der saisonalen Unfruchtbarkeit: Erhöhung der Zeit vom Absetzen bis zur Deckung, Rückgang der Abferkelrate, verspätete Geschlechtsreife und, wenn auch mit geringerer Übereinstimmung, Rückgang der Gesamtzahl geborener Ferkel. Die Umwelt- und Managementfaktoren, die das Auftreten dieser Symptome fördern, werden von Prof. Olli Peltoniemi und Juha Virolainen in Seasonality of reproduction in gilts and sows übersichtlich zusammengefasst (Abb. 7).

Abbildung 7: Faktoren, die Einfluss auf die Entstehung der saisonalen Unfruchtbarkeit haben

Abbildung 7: Faktoren, die Einfluss auf die Entstehung der saisonalen Unfruchtbarkeit haben

Die Photoperiode spielt eine wichtige Rolle bei der saisonalen Unfruchtbarkeit. Der Hypothalamus der Sauen erhält mit Hilfe der Zeit und der Melatoninkonzentration im Blut Informationen über die Tageslichtstunden und er verringert oder erhöht die GnRH-Impulse und ihre Intensität. Nach 6-8 Wochen langer Tage mit abnehmender Photoperiode (Juli-August-September in unseren Breitengraden) beginnen die GnRH-Impulse und damit auch die LH- und FSH-Konzentrationen abzunehmen und der Progesteronspiegel sinkt. Das Sinken des Progesteronspiegels bis zum Embryonenverlust hängt von der Wechselwirkung mit den übrigen Faktoren ab. Von all diesen Faktoren unterschieden sich die folgenden Faktoren in unserem Betrieb von denjenigen anderer Betriebe, die mit den gleichen Zuchtlinien und dem gleichen Management arbeiteten: das Fütterungssystem und ein größeres Sozialverhalten, welches durch die Unterbringung der Sauen in Gruppen nach der Deckung gefördert wird. Hier setzten die Änderungen an, die wir im Sommer 2017 durchführten.

Änderungen, die im folgenden Sommer 2017 umgesetzt wurden

Ab der 24. Woche wurden die Sauen in den Wartebuchten mit einer Futterkurve zur Energieversorgung für den Leistungsumsatz + 60 % untergebracht und sie erhielten Zuckerrübenschnitzel ad libitum ab dem Ende ihrer Brunst bis zum 40. Tag der Tragzeit.

Die Verbesserung der Abferkelrate in den schwierigen Monaten lag bei 15 % (Abb. 8). Die ergriffenen Maßnahmen hatten die Zahl der azyklischen Umrauscher im Juli und September eingedämmt, erwiesen sich aber in einem Zeitraum von zwei Wochen im August, als die azyklischen Umrauscher die Fruchtbarkeit auf 70 % sinken ließen, als unzureichend. Mit dem Gesamtergebnis waren wir zufrieden und, obwohl es Verbesserungspotenzial gab, wussten wir immer noch nicht, was wir tun sollten.

Abbildung 8: Verbesserung der Abferkelrate, Jahre 2016-2017.

Abbildung 8: Verbesserung der Abferkelrate, Jahre 2016-2017.

Weitere Änderungen im Sommer 2018

Im Jahr 2018 erschien ein PRRS-Virus, das die Abferkelrate im ersten Halbjahr drastisch verringerte, weshalb wir zur Rettung des Jahresergebnisses dringender denn je eine gute Abferkelrate bei den Tieren benötigten, die im Sommer gedeckt worden waren. Ab Woche 24 setzten wir die gleichen Maßnahmen wie 2017 um (Energieversorgung für den Leistungsumsatz + 60 % und Zuckerrübenschnitzel ad libitum). Der Juli begann mit guten Fruchtbarkeitsraten am Tag 24, aber sie sanken am Tag 33. Dann machte der Betriebsleiter die Bemerkung, dass während der gesamten Juliwochen die Sauen in Buchten mit elektronischen Futterstationen für 80 Sauen untergebracht waren, so dass es notwendig gewesen sei, Partien zu mischen, um die Gruppen zu vervollständigen. Könnte das Mischen von Tieren und das Warten an den Futterstationen, bis die Tiere Zugang zum Futter erhielten, den zusätzlichen Stress verursacht haben, der notwendig ist, um den Progesteronspiegel zu senken und die Zahl der azyklischen Umrauscher zu erhöhen?

Um diese Frage zu beantworten, wurden ab der 31. Woche die Sauen am Ende ihrer Brunst in Buchten mit 20 Sauen und individuellem Futterspender untergebracht. Somit hatten alle Sauen die gleiche Rangfolge und wir konnten sie alle gleichzeitig füttern. Außerdem nahmen wir ab der 35. Woche einen sterilisierten Eber in die Sauengruppe auf, um Aggressionen zu reduzieren und vielleicht höhere Progesteronspiegel zu erzielen. Beide Änderungen im Management führten zu spektakulären Ergebnissen (Abb. 9) und im Zeitraum von August-September und Oktober waren die Ergebnisse besser als im Jahr 2017. Wir sind gespannt auf den Sommer 2019!

Abbildung 9: Abferkelrate im Juli-August-September 2018 (nach Wochen)

Abbildung 9: Abferkelrate im Juli-August-September 2018 (nach Wochen)

Schlussfolgerungen

Das ganze Jahr hindurch dasselbe Betriebsmanagement zu haben, kann zu unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Wir arbeiten mit einem saisonalen Tier, was uns dazu zwingt, je nach Umweltbedingungen verschiedene Dinge zu tun, um das ganze Jahr über die gleichen Reproduktionsindizes zu erhalten.

Ohne das ausgezeichnete Team von Enric Marco und Olli Peltoniemi, das in diesem Betrieb arbeitet, wäre es nicht möglich gewesen, dieses Problem zu lösen und zu verstehen, dass wir es mit einem Fall saisonaler Unfruchtbarkeit zu tun hatten. Vielen Dank für Ihre Hilfe!

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