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Zusammenwirken von PRRSV und H. parasuis

PRRSV begünstigt eine Infektion mit H. parasuis nicht etwa, weil es die Anzahl der Alveolarmakrophagen reduziert, sondern weil es die Fähigkeit der mikrobiellen Inaktivierung einschränkt.

23 Februar 2015
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Publikation

Effect of Porcine Reproductive and Respiratory Syndrome Virus Infection on the Clearance of Haemophilus parasuis by Porcine Alveolar Macrophages Gloria I. Solano, Elida Bautista, Thomas W. Molitor, Joaquim Segales, and Carlos Pijoan. Can J Vet Res 1998; 62: 251-256

 

Zum Inhalt der Publikation

Was wurde untersucht?

Ziel der Studie war die Untersuchung der Wechselwirkung von PRRSV und Haemophilus parasuis in porzinen Alveolarmakrophagen.

 

Wie wurde es untersucht?

Es wurden 19 etwa 4-5 Wochen alte Ferkel (PRRS und Aujeszky negativ) für die Untersuchung ausgewählt. Vier Ferkel wurden euthanasiert und deren Alveolarmakrophagen für die in-vitro Untersuchungen verwendet: Diese wurden zunächst mit PRRSV infiziert und anschließend Haemophilus parasuis ausgesetzt, um die Fähigkeit der Phagozytose bestimmen zu können.

Die restlichen 15 Ferkel wurden in die ex-vivo Untersuchungen eingeschlossen: 9 wurden mit PRRSV infiziert und 6 bildeten die Kontrollgruppe. Die Tiere wurden zu unterschiedlichen Zeitpunkten euthanasiert (6h, 12h, 24h, 168h und 216h post infectionem, p.i.), um anschließend deren Alveolarmakrophagen für weitere Untersuchungen zu verwenden: Sie wurden mit Haemophilus parasuis infiziert und deren Fähigkeit der Phagozytose und mikrobiellen Tötung untersucht.

 

Was sind die Ergebnisse?

Es konnte eine signifikante Reduktion der bakteriellen Aufnahme (Phagozytose) bei den 168h (7d) p.i. gesammelten Alveolarmakrophagen beobachtet werden, was hinweisend auf eine Veränderung der Phagozytoseleistung in Abhängigkeit zum Zeitpunkt der Virusinfektion ist.

 

Phagozytose von H. parasuis durch porzine Alveolarmakrophagen von Ferkeln, die zuvor mit PRRSV infiziert wurden.

Abb. 1. Phagozytose von H. parasuis durch porzine Alveolarmakrophagen von Ferkeln, die zuvor mit PRRSV infiziert wurden.

In Hinblick auf die intrazelluläre Überlebensfähigkeit zeigte sich, dass in den Alveolarmakrophagen, die 168h und 216h p.i. entnommen wurden, im Vergleich zur nicht-infizierten Kontrollgruppe eine höhere Anzahl an H. parasuis vorkam. Das deutet auf eine Abnahme der Fähigkeit zur mikrobiellen Tötung von H. parasuis in den Alveolarmakrophagen von PRRSV-infizierten Schweinen hin.

 

Intrazelluläre Überlebensfähigkeit von H. parasuis in porzinen Alveolarmakrophagen von Ferkeln, die zuvor mit PRRSV infiziert wurden.

Abb. 2. Intrazelluläre Überlebensfähigkeit von H. parasuis in porzinen Alveolarmakrophagen von Ferkeln, die zuvor mit PRRSV infiziert wurden.

 

Welche Schlussfolgerung kann aus der Publikation gezogen werden?

Aus den Untersuchungsergebnissen kann man schlussfolgern, dass die Abnahme der Phagozytosefähigkeit und die Produktion von Superoxiden durch Alveolarmakrophagen etwa eine Woche (7 und 9 d) nach der PRRSV-Infektion eine bakterielle Kolonisation von H. parasuis begünstigt.

 

Enric MarcoBedeutung für die Praxis aus Sicht von Enric Marco

Einige von uns erinnern sich mit Sicherheit noch an die Ausbrüche der Glässerschen Krankheit, die vor allem nach dem Absetzen in den früh mit PRRSV infizierten Beständen auftraten. Damals gingen wir davon aus, dass das Virus zu einer Immunsuppression führt und damit die Tiere anfälliger für andere pathogene Erreger, wie z.B. H. parasuis, macht. Allerdings dauerte es fast zehn Jahre, um nachzuweisen, was PRRSV tatsächlich macht, nämlich die Begünstigung der Persistenz von H. parasuis. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die Glässersche Krankheit vor allem als stressbedingte Erkrankung angesehen, da meistens Tiere erkrankten, die vorher Stresssituationen ausgesetzt waren (Transport, Umgruppierungen, usw.). Nachdem unsere Schweinebestände mehr und mehr von PRRSV betroffen waren, wurde H. parasuis zu einem der häufigsten Erreger in der Ferkelaufzucht. Aus diesem Grund ist heute auch niemand mehr überrascht, wenn typische Glässer-Symptome beobachtet werden, wenn eine Rezirkulation von PRRSV auftritt.      

Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie PRRSV eine Infektion mit H. parasuis begünstigt: Nicht etwa, weil es die Anzahl der Alveolarmakrophagen reduziert, sondern weil es die Fähigkeit der mikrobiellen Inaktivierung einschränkt. Dieser Funktionsverlust der Alveolarmakrophagen braucht eine gewisse Zeit und tritt erst etwa eine Woche nach dem ersten Viruskontakt ein.

Angesichts neuer Krankheitsausbrüche und eines möglichen Wiedereintrags von PRRSV in unsere Schweinebestände stellt die antibiotische Versorgung der Ferkel nach dem Absetzen vorerst eine wirksame Methode dar, um den ubiquitären Erreger H. parasuis und damit die möglichen Folgen dieses Bakteriums auf die PRRSV-Infektion zu bekämpfen.

Die Studie führt uns auch noch weitere Aspekte der Immunantwort gegenüber Bakterien vors Auge. So konnten nämlich die Makrophagen die Bakterien im Versuch nicht phagozytieren, wenn diese vorher nicht opsoniert wurden. Diese Tatsache ist von entscheidender Bedeutung, denn sie setzt voraus, dass Ferkel für die Bekämpfung einer Infektion mit H. parasuis über zirkulierende Antikörper im Blut verfügen müssen. Nur mit diesen Antikörpern ist eine Opsonierung ("schmackhaft machen") der Bakterien möglich, damit sie schließlich durch die Alveolarmakrophagen phagozytiert werden können. Aus diesem Grund ist eine ausreichende Kolostrumversorgung der Ferkel durch die Muttersau essentiell, denn nur durch die maternale Immunität (zellulär und humoral) sind die Ferkel vor sehr frühen Infektionen geschützt. Deshalb sind Managementmaßnahmen nach McRebel (Saugferkel eines Wurfes zusammenlassen, wenig Umsetzen der Ferkel) nach wie vor wichtig. Denn diese Maßnahmen reduzieren nicht nur die Anzahl virämischer Ferkel zum Zeitpunkt des Absetzens aufgrund weniger Ansteckungsmöglichkeiten, sondern sie stärken die Immunantwort der Ferkel gegenüber zahlreichen Bakterien aufgrund einer ausreichenden Kolostrumversorgung.

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