ASP kurbelt chinesische Importnachfrage nach Schweinefleisch an
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich in China und anderen Ländern Südostasiens weiter aus. Im August erreichte sie Myanmar und im September die Philippinen und Südkorea. Südkorea ist der drittgrößte Handelspartner der EU für Schweinefleischerzeugnisse (Marktanteil von 9 % im Jahr 2018), während die Philippinen der viertgrößte (Marktanteil 7%) sind. Die Krankheit breitet sich auch in Vietnam weiter aus, dessen Einfuhren von EU-Schweinefleisch zwischen Januar und Juli 2019 um 36 % (Marktanteil 2 %) gestiegen sind.
Laut Zahlen aus China hat sich der Schweinebestand bis Juli 2019 um ein Drittel reduziert. Experten gehen jedoch davon aus, dass er um bis zu 50 % schrumpfen könnte, was eine Angebotslücke in Höhe des doppelten derzeitigen Welthandelsniveaus zur Folge hätte. Die Preise für lebende Schweine stiegen in China erst ab August deutlich an, da dank der Schlachtungen von Anfang des Jahres noch Fleischreserven zur Verfügung standen. Obwohl die chinesischen Schweinefleischimporte 2019 bereits erheblich gestiegen sind, wird daher bis Ende 2019 und im Jahr 2020 mit einem weiteren Anstieg gerechnet. Im Jahr 2019 fragt China bei allen seinen Haupthandelspartnern mehr Schweinefleisch nach. Die USA und Kanada haben trotz der bestehenden Handelsbeschränkungen das hohe Exportniveau des Jahres 2016 übertroffen. Die Importe von Schlachtnebenprodukten haben sich dagegen auf einem ähnlichen Niveau gehalten wie in den Vorjahren.
EU-Schweinefleischausfuhren steigen, sind aber durch das Angebot begrenzt
Die ASP ist in der EU noch nicht ausgestanden. Im Juli wurde die Slowakei der 10. Mitgliedstaat, der derzeit von der Krankheit betroffen ist. Die anderen neun Mitgliedstaaten sind: Belgien, Bulgarien, Estland, Italien (Sardinien), Lettland, Litauen, Polen, Rumänien und Ungarn. Auch Serbien meldete im Juli Ausbrüche.
Zwischen Januar und Juli 2019 sind die Ausfuhren von EU-Schweineerzeugnissen (Schweinefleisch + Schlachtnebenprodukte) nach China gegenüber dem Vorjahr um 45 % gestiegen (Marktanteil von 44 %), angetrieben durch den starken Anstieg der Schweinefleischlieferungen (+73 %). Auch die Schweinefleischausfuhren nach Japan (zweitgrößter Handelspartner der EU, +8 %) legten zu, während die Lieferungen an andere Haupthandelspartner zurückgingen: Südkorea (11 %), Philippinen (5 %) und USA (17%). Die Gesamtausfuhren von EU-Schweinefleisch stiegen im Berichtszeitraum um 19 % (+9 % bei den Schlachtnebenprodukten). Bis Ende 2019 dürften die Schweinefleischausfuhren der EU um etwa 20 % über denen des Vorjahres liegen, da das Angebot begrenzt ist. Das Exportwachstum dürfte sich im Jahr 2020 fortsetzen, während das Angebot wächst.
Praktisch alle Schweinefleischausfuhren der EU nach China stammen aus sieben Mitgliedstaaten (s. Abbildung). Der Anteil der Ausfuhren nach China variiert in diesen Ländern zwischen 30 % und 65 % ihrer Gesamtausfuhren.
Produktionswachstum im Jahr 2020 angekurbelt durch hohe Preise
Die Viehbestandserhebung vom Dezember 2018 zeigte einen deutlichen Rückgang des EU-Zuchtbestands (3 % im Jahresvergleich). In der jüngsten Zählung (Mai/Juni 2019) ist in den teilnehmenden Ländern immer noch eine moderat rückläufige Tendenz zu erkennen (0,6 %). Dennoch dürfte die Schweinefleischproduktion 2019 dank anhaltender Effizienzsteigerungen leicht zulegen (+0,4 %). Für 2020 wird ein zusätzliches Wachstum erwartet (+1,5 %), doch dessen Größenordnung wird davon abhängig sein, wie die Mitgliedstaaten auf die hohen Preise reagieren. In einigen Ländern wird sich die Produktion aufgrund gesellschaftlicher Bedenken, der Durchsetzung von Umweltauflagen und des ASP-Risikos weiter reduzieren. Andere Länder (z.B. Spanien) erhöhen bereits das Angebot, um die Chancen in Asien zu nutzen.
EU-Schweinefleischpreise auf Rekordniveau
Die Schweinefleischpreise steigen seit Mitte März an und befinden sich derzeit auf dem höchsten Niveau seit September 2013, angetrieben durch den Anstieg der Exporte nach China. Und sie dürften noch weiter steigen, da die Nachfrage aus Asien weiter wächst. Der EU-Ferkelpreis stieg im August entgegen der üblichen saisonalen Tendenz mehrmals an und begann erst im September zu sinken. Der sichtbare Pro-Kopf-Verbrauch wird 2019 voraussichtlich auf 31,8 kg sinken (0,5 kg weniger als der Durchschnitt der letzten beiden Jahre), da die hohen Preise den Konsum anderer Fleischsorten, insbesondere Geflügel, begünstigen.
Freitag, 5. Oktober 2019/ GD Agri/ Europäische Union.
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