Obwohl die konkreten Auswirkungen noch nicht feststehen, könnte diese Tierseuche die chinesischen Schweinebestände um rund 20 Prozent schrumpfen lassen. Dies ergibt sich aus indirekten Daten, die einen starken Rückgang in der lokalen Verarbeitungsindustrie für Schweineerzeugnisse sowie in der Produktion und im Umsatz von Schweinefuttermitteln zeigen.
Die weltweiten Folgen dieser Situation dürften komplex sein. Einerseits wird erwartet, dass die Einfuhren von Schweinefleisch um bis zu 26 Prozent zunehmen werden. Die Einfuhren anderer Fleischarten, wie Rindfleisch oder Geflügel, dürften ebenfalls steigen. Andererseits dürfte die Verringerung der Schweinebestände in China zu einer geringeren Nachfrage nach Getreide und Saatgut für Futtermittel, insbesondere Soja, führen. China importiert derzeit knapp zwei Drittel des weltweit gehandelten Sojas, davon etwa die Hälfte für die Fütterung der heimischen Schweine. Der Ankauf von Soja hatte sich bereits aufgrund der Handelsspannungen zwischen China und den USA verlangsamt, und dieser Trend wird nun durch die Entscheidung Chinas, den vorgeschriebenen Eiweißgehalt in Schweinefuttermitteln zu senken, noch verstärkt.
Gleichzeitig ist es unwahrscheinlich, dass der Fleischkonsum in China weiterhin so schnell zunimmt wie in der Vergangenheit, da der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch, Eiern und Fisch aus Aquakultur inzwischen 95 Kilo erreicht hat. Darüber hinaus haben die im Rahmen der jüngsten Landwirtschaftszählung vorgenommenen Revisionen ergeben, dass China mehr als 180 Millionen Tonnen Mais gelagert hat, was in Kombination mit einem großen Angebot an Futtergetreide auch die Importnachfrage nach Gerste und Sorghum zu senken scheint.
Obwohl die zukünftigen Entwicklungen stark von den Bemühungen zur Eindämmung der ASP abhängen, die vor kurzem auch in Vietnam, einem wichtigen Schweinefleischerzeuger, und anderen Nachbarländern festgestellt wurde, deutet die Tendenz auf steigende Schweinefleischpreise und sinkende Futtermittelpreise hin. Diese „seltene Kombination von Ereignissen“ kommt dem europäischen Agrarsektor zugute, der von diesem Rückgang der Futtermittelpreise profitieren wird, ebenso wie den US-Schweinefleischproduzenten, die über ausreichende Exportkapazitäten verfügen, um das Angebot rasch zu erhöhen.
Gleichzeitig ist die ASP-Krise ein Segen für die Geflügelproduzenten, insbesondere für große Exportländer wie Brasilien. Den Erwartungen zufolge dürfte die Geflügelproduktion in China in diesem Jahr um 7 % zulegen, was sowohl die Auswirkungen der ASP als auch den Erfolg des Landes bei der Eindämmung einer weiteren sich rasch verbreitenden Tierseuche, der hochpathogenen Vogelgrippe, widerspiegelt.
Donnerstag, 9. Mai 2019/ FAO.
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