Gesundheitliche und wirtschaftliche Auswirkungen von PRRS in Nordirland

Jesús Borobia Belsue
19-Sep-2016 (vor 8 Jahre 1 Monate 14 Tage)

PRRS-Infektionen wurden in Nordirland erstmals 1997 (Anonym, 1997) und in Irland 1999 (Ohlinger et al., 2000) festgestellt. PRRS galt sowohl in Nordirland (The Diseases of Animals -Northern Ireland- Order 1981) als auch in Irland (The Diseases of Animals Act –Republic of Ireland- 1966) als meldepflichtige Krankheit. Die letzte Kontrolle in Nordirland erfolgte 2013. Der Anteil der Erzeuger, die PRRSV-positiv getestet wurden, lag bei 43,49% (Borobia and Cottney, 2015). Die Prävalenz von PRRS in Irland wurde nicht genau beziffert.

PRRS hat für einen Schweinemastbetrieb bedeutende wirtschaftliche Folgen. Unsere Veterinärpraxis entwickelte einen Rechner zur Schätzung der Kosten, die unseren Kunden bei einer PRRS-Infektion entstehen. Dabei wird die aktuelle Leistung eines PRRSV-positiven Betriebs mit der Leistung des gleichen Betriebs verglichen, wenn dieser PRRS-negativ wäre. Wie Tabelle 1 zu entnehmen ist, könnte der mögliche wirtschaftliche Schaden in einem PRRS-positiven Betrieb bei ca. 35 – 37% des Nettogewinns des Betriebs liegen. Aus diesem Grund sollte man über die Eliminierung von PRRS in einzelnen Betrieben oder Regionen nachdenken.

Tabelle 1: Beispiel der Berechnung der geschätzten Kosten einer PRRS-Infektion. Zum Vergrößern anklicken

Berechnung der geschätzten Kosten einer PRRS-Infektion 1

 

Die Schwere einer Infektion durch PRRS in Schweinemastbetrieben in Nordirland variiert von Betrieb zu Betrieb. Umstände, die an sich keine Infektionsfaktoren darstellen, wie z. B. das Management, Umstallungen, die Unterbringung und die Temperaturregelung, können die Ausprägung der klinischen Symptome verschlimmern (Zimmerman et al., 2012). Infektionen, die gleichzeitig mit anderen viralen und bakteriellen Erregern auftreten, verschlimmern die Schwere der klinischen Symptome bzw. sind ein weiterer Faktor, der noch hinzukommt (Shibata et al., 2003, Thacker et al., 1999, van Reeth et al., 1996). Pleuritis ist eine der Komplikationen, die bei PRRS-infizierten Tieren auftritt (Muirhead and Alexander, 1997a). BPEX (2009) fand heraus, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen von Pleuritis von wesentlicher Bedeutung waren. Ein vermehrtes Auftreten von Pleuritis wurde mit einem geringeren Schlachtkörpergewicht und einem höheren Alter bei der Schlachtung in Verbindung gebracht. Aufgrund dieser Begleiterscheinungen wurden bei einer typischen Pleuritis mit 10%iger Prävalenz in jeder Partie Kosten in einer Größenordnung von £2,26 pro Schwein für den Erzeuger errrechnet.

Schweine von 142 Schweineproduzenten aus Nordirland wurden im Mai und Juni 2011 im Schlachthof untersucht. Diese Stichprobe stellte 2011 95% der Schweinebestände in Nordirland dar (DARD, 2013). Die anderen Erzeuger hielten die Schweine als Haustiere oder besaßen kleine Betriebe mit weniger als 20 Schweinen. Die Ausprägung der Pneumonie in den Lungen dieser Schweine wurde mithilfe des 55-Punktesystems nach Muirhead bewertet (Muirhead and Alexander, 1997). Darüber hinaus wurden bei diesen Schweinen auch Läsionen aufgrund von Pleuritis, Perikarditis, Wanderung durch Ascaris suum  in der Leber (weißen Flecken), papulöser Dermatitis und Schwanzbeißen erfasst. Schließlich wurden im Schlachthof kurz vor dem Betäuben der Tiere 8 Blutproben von jedem Betrieb entnommen und auf eine Serokonversion bezüglich PRRS untersucht (ELISA).

Durch die Verbindungen zwischen Pleuritis und den einzelnen Variablen erfolgte eine statistische Analyse. Tabelle 2 zeigt die Ergebnisse der PRRS-positiven Erzeuger (ELISA) und den Zusammenhang mit anderen Läsionen, die bei der Sektion mit den entsprechenden Konfidenzintervallen festgestellt wurden.

Tabelle 2: Die Prävalenz von PRRS und Pleuritis in Nordirland und das Auftreten verschiedener Läsionen bei der Sektion in PRRS-positiven Betrieben. (KI: Konfidenzintervall)

  Stichproben-größe Zahl der Fälle Prozentualer Anteil KI 95 %
Gesamte PRRS-Prävalenz 142 52 36.62 28.70 – 44.54
Prävalenz von Pleuritis 142 130 91.55 86.97 – 96.12
Prävalenz von Pleuritis (≥10%) 142 71 50.00 1.01 – 9.13
PRRS & Pleuritis (+) 52 45 86.54 77.26 – 95.82
PRRS & Pleuritis ≥ 10% (+) 52 22 42.31 22.88 – 55.74
PRRS & Enzootische Pneumonie (+) 52 47 90.38 82-37 – 98.40
PRRS & Durchschnitt Enzootische Pneumonie ≥ 2,0 52 11 21.15 1.51 – 10.38
PRRS & APP (+) 52 6 11.54 0.22 – 6.47
PRRS & Perikarditis (+) 52 34 65.38 0.02 – 5.01

 

Mithilfe des exakten Fisher-Tests konnte ein bedeutender Zusammenhang zwischen PRRS-positiven Tieren und Pleuritis festgestellt werden. PRRS könnte bei einer binären logistischen Regression ein Risikofaktor für Pleuritis sein. Wenn der Betrieb PRRS-positiv ist, ist es im Vergleich zu einem PRRS-negativen Betrieb 2,34-mal (Risikoverhältnis) wahrscheinlicher, dass er auch Pleuritis-positiv ist. Es gab jedoch keine großen Unterschiede bei der Verteilung und Schwere von Pleuritis zwischen PRRS-positiven und -negativen Schweinen. Außerdem gab es keine bedeutenden Unterschiede bei Läsionen aufgrund von Enzootischer Pneumonie, Perikarditis, Abszessen in der Lunge und nekrotisierender Lungenentzündung zwischen PRRS-positiven und -negativen Schweinen.

Abbildung 1: Pleuritis.

Pleuritis 1

Die Ergebnisse dieser Studie deuten ebenso wie diejenigen der Studie von BPEX (2009) darauf hin, dass es eine Verbindung zwischen PRRS-Infektionen und Pleuritis gibt (Abb. 1). Im Gegensatz zu Zimmerman et al. (2012) gab es jedoch keine Verbindung zwischen PRRS-Infektionen und bakterieller Bronchopneumonie. Dies könnte auf die niedrige Prävalenz von Läsionen zurückzuführen sein, die bei einer Enzootischen Pneumonie auftreten, was auf das langjährige intensive Impfprogramm zurückzuführen ist.