Hitzestress beeinflusst den Reproduktionszyklus der Sau

Josep GasaJosep Casanovas
13-Mai-2024 (vor 5 Monate 20 Tage)

Kommentierter Artikel

Zeitpunkt und Temperaturschwellen der Auswirkungen von Hitzestress auf die Fruchtbarkeitsleistung von Sauen verschiedener Paritäten in spanischen Beständen. Iida, R., Piñeiro, C. and Y. Koketsu. Journal of Animal Science, 2021, Vol. 99, No. 7, 1–11

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Kommentar aus der Wissenschaft, Josep Gasa

Obwohl sich die Reproduktionsleistung von Sauen in den letzten Jahrzehnten drastisch verbessert hat, verursacht Hitzestress immer noch Probleme, insbesondere in Breitengraden mit heißen Sommern. Diese Beobachtungsstudie hat zum Ziel, den kritischen Zeitraum zu ermitteln, in dem Hitzestress das Absetz-Belege-Intervall und die Abferkelrate beeinflusst, und die Auswirkungen auf die Produktion zu quantifizieren. Hierzu wurden Daten von 142 spanischen Betrieben aus dem Jahr 2017 herangezogen, die mehr als 1,7 Millionen Belegungen und rund 1,4 Millionen abgesetzte Würfe umfassten. Die Sauen wurden je nach der maximalen Umgebungstemperatur in der Woche vor dem Absetzen oder in der Woche der Besamung (< 27 ºC und > 27 ºC) in zwei Gruppen eingeteilt (gemäßigte Umgebungstemperatur vs. Hitzestress).

Insgesamt gesehen wiesen Sauen, die zwischen Juli und September abgesetzt wurden, ein um 0,10 bis 1,53 Tage längeres Absetz-Belege-Intervall (p < 0,01) und eine um 1,2 bis 5,5 % niedrigere Abferkelrate (p < 0,02) auf als Sauen, die im April oder November abgesetzt wurden. Die kritischsten Wochen für die Auswirkungen von Hitzestress lagen beim Absetz-Belege-Intervall zwischen 1 und 3 Wochen vor dem Absetzen und bei der Abferkelrate in der zweiten oder dritten Woche nach der Besamung. Die Schwellentemperatur, oberhalb derer das Absetz-Belege-Intervall beeinträchtigt werden kann, liegt bei 17 °C bei den Jungsauen bzw. bei 25 °C bei den Altsauen. Nach dem verwendeten Modell führt eine Temperatur von 10 °C über dem Schwellenwert zu einer Verlängerung des Absetz-Belege-Intervalls um 0,65 bzw. 0,34 Tage (p < 0,01). Die Abferkelrate wiederum kann bei einer Temperatur von 20, 21, 24 bzw. 25 °C bei den Sauen der Parität 0, 1, 2-5 bzw. 6+ beeinträchtigt werden, und eine Temperatur von 10 °C über dem jeweiligen Schwellenwert würde sich laut den Berechnungen in einer Verringerung der Abferkelrate um 3,0, 4,4, 2,8 bzw. 1,9 % niederschlagen (p < 0,01). Längere Laktationen sind mit kürzeren Absetz-Belege-Intervallen assoziiert, während Absetz-Belege-Intervalle von 4-5 Tagen, längere Laktationen oder eine frühere Erstbelegung von Jungsauen mit höheren Abferkelraten verbunden sind.

In der Praxis deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass sich Hitzestress stärker auf die Abferkelrate auswirkt als auf das Absetz-Belege-Intervall, und zwar bei Jungsauen stärker als bei Altsauen. Höchsttemperaturen zwischen 30 und 35 ºC in der zweiten und dritten Woche nach der Belegung verringern die Abferkelrate bei Jungsauen um etwa 4 % und bei Altsauen um 2 %. Unter Berücksichtigung der klimatischen Bedingungen in Spanien und nach Durchführung einer wirtschaftlichen Machbarkeitsstudie könnte es sich empfehlen, das Deckzentrum zu klimatisieren, um die Abferkelrate zu optimieren.

Kommentar aus der Betriebspraxis, Josep Casanovas

Die intensive Schweineproduktion wird unter anderem durch die Fähigkeit der Sau ermöglicht, nach dem Absetzen zügig in die Rausche zu kommen.

Die Milchproduktion blockiert die Eierstöcke; je mehr Milch produziert wird, desto größer ist die Blockade; je größer die Blockade, desto besser ist der Eisprung nach dem Absetzen. Das Geheimnis eines guten Eisprungs ist also eine gute Laktation.

Ein guter Eisprung ist außerdem eine Garantie für eine gute Versorgung mit Gelbkörpern, die für die Aufrechterhaltung der Trächtigkeit verantwortlich sind.

Ein guter Eisprung bedeutet wiederum eine gute Wurfleistung. Je mehr Ferkel gesäugt werden, desto mehr Milch produziert die Sau. Auf diese Weise entsteht ein positiver Kreislauf, der die Zahl der in jedem Zyklus geborenen Ferkel tendenziell erhöht, bis die genetische Kapazität der Sau an ihre Grenzen stößt.

Allerdings gilt dies in Spanien nur bis zum Sommer, denn die Hitze erschwert die Milchproduktion.

Die Milchproduktion der Sau ist ein exothermer Prozess, also ein Prozess, der Wärme erzeugt. Aus diesem Grund stellt die Sau bei Hitze die Milchproduktion ein, um nicht noch mehr Wärme zu erzeugen. Ohne Milch scheitert der Eisprung, es werden weniger Gelbkörper produziert und die Wurfleistung verschlechtert sich.

In Ländern mit ausgeprägten jahreszeitlichen Schwankungen, wie es in Spanien der Fall ist, erfreuen sich Optimisten an heißen Sommern und kalten Wintern. Doch es stellt ein echtes Problem dar, wenn es darum geht, gute Anlagen für Zuchtsauen zu schaffen, in denen sie sich das ganze Jahr über wohl fühlen.

Zusammenfassung des kommentierten Artikels

Zeitpunkt und Temperaturschwellen der Auswirkungen von Hitzestress auf die Fruchtbarkeitsleistung von Sauen verschiedener Paritäten in spanischen Beständen. Iida, R., Piñeiro, C. and Y. Koketsu. Journal of Animal Science, 2021, Vol. 99, No. 7, 1–11

Methode: Hohe Temperaturen sind ein Umweltfaktor, der die Fruchtbarkeit der Sauen beeinträchtigt. In dieser Studie haben wir die kritischen Wochen für die Auswirkungen von Hitzestress auf Aspekte der Fruchtbarkeitsleistung ermittelt, nämlich das Absetz-Belege-Intervall (ABI) und die Abferkelrate (AR). Außerdem untersuchten wir die Schwellentemperaturen, oberhalb derer sich die Fruchtbarkeitsleistung verschlechtert, und ob es Unterschiede zwischen den Paritäten hinsichtlich der Auswirkungen von Hitzestress oder der Schwellenwerte gibt. Die Leistungsdaten von Sauen in 142 Beständen aus den Jahren 2011 bis 2016 wurden mit den entsprechenden wöchentlich gemittelten Tageshöchsttemperaturen (Tmax) von Wetterstationen in der Nähe der Bestände abgeglichen. Zwei Arten von Verhältnissen (d. h. das Verhältnis für ABI und die Odds Ratio für AR) wurden verwendet, um die kritischen Wochen für Hitzestress zu identifizieren, indem die jeweiligen Messwerte für zwei Sauengruppen auf der Grundlage von Tmax in verschiedenen Wochen rund um die Zeitpunkte des Absetzens und der Besamung verglichen wurden. Die Verhältnisse für ABI wurden zwischen Gruppen von Sauen berechnet, die in jeder Woche vor dem Absetzen einer Tmax ≥27 °C oder <27 °C ausgesetzt waren, wobei der Tmax-Grenzwert auf einer kürzlich durchgeführten Übersichtsstudie basierte. In ähnlicher Weise wurden die Odds Ratios für AR für die beiden Gruppen in den Wochen um die Belegung herum berechnet. Die Wochen mit den größten Unterschieden in den Fruchtbarkeitswerten zwischen den beiden Tmax-Gruppen (d. h. das höchste Verhältnis für ABI und das niedrigste Odds Ratio für AR) wurden als kritische Wochen für Hitzestress angesehen. Außerdem wurden stückweise Modelle mit verschiedenen Bruchpunkten erstellt, um den Schwellenwert Tmax in der kritischen Woche zu ermitteln. Der Bruchpunkt im Best-Fit-Modell wurde als Schwellenwert Tmax angesehen.

Ergebnisse: Die höchsten ABI-Werte wurden 1 bis 3 Wochen vor dem Absetzen in den Sauengruppen mit Parität 1 und 2 oder höher gemessen. Der Schwellenwert der Tmax, der zu einem verlängerten ABI führte, lag bei 17 °C für Sauen der Parität 1 und bei 25 °C für Sauen der Parität 2 oder höher. Eine Erhöhung der Tmax um 10 °C über diese Schwellenwerte verlängerte das ABI um 0,65 bzw. 0,33 bis 0,35 Tage (P < 0,01). Für AR wurden die niedrigsten Odds Ratios 2 bis 3 Wochen vor der Belegung in den Sauengruppen mit Parität 0, 1 und 2 oder höher ermittelt. Der Schwellenwert für die Tmax, der zu einer Verringerung der AR führte, lag bei 20, 21 bzw. 24 bis 25 °C für die Sauengruppen der Parität 0, 1 bzw. 2 oder höher. Eine Erhöhung der Tmax um 10 °C über diese Schwellenwerte verringerte die AR um 3,0 %, 4,3 % bzw. 1,9 bis 2,8 % (P < 0,01).

Schlussfolgerung: Diese Ergebnisse zeigen, dass die kritischen Wochen für Hitzestress bei AR 2 bis 3 Wochen vor der Belegung und bei ABI 1 bis 3 Wochen vor dem Absetzen lagen. Die Abnahme der Fruchtbarkeitsleistung bei Sauen der Parität 0 bis 1 begann bei 3 bis 8 °C niedrigeren Temperaturen als bei Sauen der Parität 2 oder höher.